Sonntag, 3. Juni 2018

Sonntag ohne Eltern

„Eigentlich wollten wir heute zum Strand. Federball spielen.“ Doch das Wetter ist morgens recht unpassend für ein derartiges Unterfangen. Kühl. Windig.
„Der geplante Strandausflug mit Dave viel wegen des schlechten Wetters aus. Dabei war das Wetter gar nicht unerträglich. Allerdings war es windig und etwas kühl ohne Sonnenschein. Also kein schönes Strandwetter. Darum haben wir beschlossen, dass auf einen schöneren Tag zu verlegen. Das wiederum bedeutet dir, dass ich den Tag alleine verbracht habe. Zuerst hatte ich Angst vor Langeweile. Doch dann konnte ich die Zeit doch angenehm rumkriegen. Ich habe Kuchen und einen Pudding gebacken. Ein blauer Kuchen, der trotz eines Problems ist mit der Waage auf der keine Grammzahl angegeben ist doch gut gelungen ist. Danach habe ich noch einige Filme geschaut. Gerne hätte ich meinen Roman weitergeschrieben, aber irgendwie fehlt mir die Motivation und die Lust. Damals habe ich geschrieben, weil ich alle Hoffnung auf eine bessere Zukunft in dieses Werk gesteckt hatte. Ich hatte den Traum als Autoren berühmt zu werden. Autogrammstunden zu gehen und mein Buch im Geschäft wiederzusehen. Obwohl Leser sagen die Geschichte wäre toll habe ich daran meine Zweifel. Sie ist zwar etwas Besonderes und lesenswert, aber ich glaube nicht, dass je irgendein Verlag dieses Werk zwischen tausenden von anderen aussehen würde. Es ist wie im Lotto. Und Glück habe ich sowieso nie. Oft, also genau seit einem halben Jahr habe ich Schmerzen in einem bestimmten Körperbereich. Ein Arzt konnte damals nichts feststellen. Aber ich hasse die Schmerzen und will sie endlich loswerden. Seltsamerweise habe ich vor den Arzt der mit dem Arzt zu tun hat große Panik kommt zum einen wegen der Terminvereinbarung. Die wird wahrscheinlich über Telefon durchgeführt, wie es üblich ist. Als ich so etwas letzte Mal gemacht habe war das falsch, da ich es schnell hinter mich bringen wollte und zu einem Termin einfach ja gesagt habe, obwohl der zu einer Zeit ist, wo eine Besprechung im Haus stattfindet, bei der ich dabei sein muss. Ich hasse telefonieren. Das andere Problem ist die Zeit. Arzttermine sollen nach der Maßnahme am Nachmittag vereinbart werden. Nicht mehr vormittags, so wie ich es eigentlich gewohnt bin. Auch wenn die Frau, die dies gesagt hat jetzt nicht mehr da ist. Aber am Nachmittag habe ich keine Zeit. Ich komme immer müde und ausgehungert nach Hause. Und wenn ich gegessen habe ist der Tag auch schon rum. Da hätte ich keine Motivation noch mal raus zu gehen und bestenfalls oder besser gesagt schlimmstenfalls eine Stunde oder mehrere Stunden in einem Wartezimmer zu sitzen. Ich könnte auch ohne Termin hingehen, aber dann wäre ein längerer Wartezimmer Aufenthalt garantiert. Und so ertrage ich die Schmerzen, da zeigt mir wichtiger ist. Und zudem tauchen Sie sporadisch auf, sind also keine dauerhafte Belastung. Die Vorstellung an einem Nachmittag mehrere Stunden im Wartezimmer zu sitzen bereitet mir mehr Kummer als der Schmerz. Die Tatsache, dass dieser Schmerz nicht von alleine weggeht und möglicherweise etwas mit einer früheren Operation zu tun haben könnte und der Arzt bei der letzten Untersuchung nicht die Ursache feststellen konnte, treibt mir abends wieder Tränen in die Augen. Die sorgt dafür, dass ich wieder einmal ganz schlecht einschlafen kann.“ Tamsin traut sich nicht, ihre Betreuerin darauf anzusprechen, weil sie weiß, dass sie dann selbst einen Termin über Telefon vereinbaren soll oder die andere Wahl wäre die Schmerzen aushalten, wenn sie stärker sind als die Angst vor der Praxis. Außerdem ist es ihr peinlich. Und dazu furchtbar unangenehm zu solchen Sachen, die für andere Menschen selbstverständlich sind von einer fremden Person begleitet und unterstützt zu werden.

„Ich habe das Gefühl, in dem halben Jahr indem ich jetzt hier wohne mehr geweint zu haben als in den letzten 20 Jahren. Man meint von mir ich sei verwöhnt und bequem, was ich auch bin, weil mir mein ganzes Leben lang jede Kleinigkeit abgenommen wurde und ich etwas anderes gar nicht gewohnt bin. Umso schwerer ist es jetzt. Ganz alleine alles zu bewerkstelligen, Dinge, von denen ich nicht mal wusste dass es sie gibt. Gerade wünsche ich mir nichts mehr als endlich einschlafen zu können und von einer besseren Realität zu träumen. Ich weiß nicht wo das mit Dave hinführt. Die Bildung steht auf wackeligen Beinen. Vielleicht bin ich doch nur einen Funken Glück in großer Not. Für den einen gut genug als Reisebegleitung und Zeitvertreib. Für den anderen zum Kinder zeugen. Don fängt nämlich schon wieder an mit diesem Thema Punkt als wäre alles was damals geschehen war niemals geschehen. Ein paar entschuldigende Worte und dann geht das ganze von vorne los. Als würde ich meine Meinung so schnell ändern.“

Die eins Angst vor Mittwoch ist weiterhin allgegenwärtig.“ Es war 2014, beim ersten Mal habe ich es geschafft alleine zum Jobcenter zu gehen und tat dies mit Erfolg. Heute oder besser gesagt Mittwoch oder in der letzten Zeit sind zwei Betreuer dabei die sogar auf meiner Seite steht, und trotzdem habe ich Panik und muss weinen. Einfach weil ich letzten Endes sowieso niemand versteht. Ich will nicht in Vollzeit putzen, weil die Tätigkeit mehr Schmerzen bereitet und ich gehe lieber etwas machen möchte was mein Leben bereichert und mir Freude macht. Und die denken, ich will das nicht, weil ich verwöhnt bin und mir nur die Rosinen aus dem Kuchen picke. Ich weiß das Arbeiten nicht zu 100% toll und spaßig sein kann. Dort dass sie zu 100% negativ und deprimierend sein kann das weiß ich. Doch das wissen die anderen nicht.“

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