Tamsin hat
heute einen Termin, der ihr Leben verändern sollte. Und zwar beim
Berufspsychologischen Service. Ihre Stimmung war nicht die beste, als Tamsin
mit ihrer Betreuerin dort hinfuhr. Noch immer nagt die Sorge vor der Einsamkeit
an ihr. „Ich will nicht mehr allein sein.“
Entgegen
ihrer Erwartung muss Tamsin keinen Test machen. Dabei hat sie extra noch ein
Lernvideo über Mathe geschaut. Auch gut. Es blieb bei einem Gespräch, in dem
Tamsin all ihren Kummer kundgab.
Es endete
damit, dass Tamsins Therapie im Vordergrund steht und sie vorerst keine Angst
mehr haben muss, eine Vollzeitstelle in einer Spülküche ausüben zu müssen. Oder
Ähnlich Anstrengendes. Das erleichtert sie. Ihre Sorgen fanden Gehör.
Dennoch
blieb sie traurig, da auch die Fahrt recht anstrengend war. „Ich hätte mit dem
Bus fahren können.“, wurde gesagt. Tamsin weiß selbst nicht, warum ihr die
Tränen kommen. Tatsächlich dachte sie darüber nach, auszureißen. Zu Don zu
gehen, bei dem sie mit ihm leben könnte. Einfach so. Der hätte sich gefreut.
Und Tamsin bliebe der Alltagsdruck erspart, da sie jemanden hätte, der zu ihr
stünde.
Aber was
wäre das für ein Leben? Wie bei den Eltern. Sie hätte jemanden, der sich um sie
kümmert, aber ohne das Glück der wahren Liebe. „Werde ich die überhaupt je
finden!?“ Die Vorstellung, dass Don plötzlich weg wäre, hat ihr sogar Angst
gemacht. Ganz kurz. Hm.
Erst
später als sie pünktlich zum WG Essen wieder da war, klarte ihre Stimmung auf. Das
neue unbekannte Gericht war lecker! Und scharf!
Dennoch
war sie den Rest des abends fast nur noch am weinen. Die Vorstellung daran,
alleine mit dem Bus zu einem Arzttermin in eine andere Stadt zu fahren ist für
sie niederschmetternd. In einigen
Monaten hat sie wieder einen Termin und sie überlegt, den Termin einfach
abzusagen. Das wäre leichter. Leichter als in einer fremden Stadt eine fremde
Praxis zu suchen. Sie hasst ihr Leben und die Tatsache, dass sie glaubt, ohne
fremde Hilfe überhaupt nichts auf die Reihe zu kriegen. Ein Teil der Wut gilt
auch ihren Eltern, die Sie zu dem gemacht haben was sie heute ist. Die haben
ihr nie gezeigt wie man lebt und wie das alles geht. Haben akzeptiert, dass sie
das selbst nicht ernst genommen hatte oder keine Lust hatte und dies dann für
Sie erledigt. So brauchte sie selbst nie etwas tun. Niemals etwas lernen. Und
jetzt muss sie das alles auf einmal. Und sie heißt es, auf Betreuer angewiesen
zu sein, die mehr von ihr verlangt als Sie selbst sich zutraut. Sie kann das
alles. Das sagen sie. Aber überschätzen die sie nicht? An diesem Abend geht’s
ja so schlecht, dass sie sogar Angst vor dem Tag morgen in der Maßnahme hat.
Obwohl sich dort vieles zum Guten gewendet hat. „Ich wünschte ich könnte dir
dabei sein. Endlich eine richtige Wohnung haben. Alleine leben oder mit einem
Freund. Und eine schöne Arbeit haben. Ohne Stress. Aber wie soll ich das
schaffen, wenn ich schon weiche Knie bekomme, wenn ich mir einen Döner kaufen
will.? Niemand weiß von meinem Kummer. Niemand kann mir helfen. Egal was
passiert, es kommt immer etwas Neues was mich unglücklich macht.“
Dave schreib
ihr. Er schreibt ihr selten. Hängt nicht wie eine Klette an ihr. Aber immerhin
schreibt er mit ihr. Besser als gar nichts. Darüber sollte sie froh sein.
Wer hätte
das gedacht? Der Tag an dem sich ihre Arbeit Vollzeit Sorgen verflüchtigen ist
da, und sie ist nur am weinen. Weil eben immer wieder neue Probleme dazu
kommen. Sie weiß nicht wie es weitergehen soll. In diesen Augenblick erscheint
ihr jedes noch so kleinste lächerliche Problem wie der reinste Albtraum. Und
wenn es nur darum geht neue Schuhe zu kaufen. Oder sich die Einlagen abzuholen.
Mit Fußbett, dass sie so viele Jahren immer gehasst hat aber jetzt wohl
braucht. Aber wenn sie das nicht schafft wie soll es dann weitergehen? Sie
könnte damit zur Betreuerin gehen. Aber dann für Sie sich noch schlechter, wenn
sie Damit offiziell macht, so eine einfache Sache nicht alleine hinzukriegen. Der
Gedanke einfach aufzugeben schleicht sich dazu. Sich selbst und alles andere
aufgeben. Sie versucht sich mit einem Hörbuch abzulenken, weil sie endlich
einschlafen will, aber sie kann sich darauf nicht konzentrieren. Dunkle
Gedanken sind stärker. Sie kommen immer wieder. Vielleicht ist ihre Existenz
wirklich die Hölle. Eine Strafe für etwas, was sie in einem früheren Leben
verbrochen hat. Die Hölle muss ja nicht aus Feuer bestehen. So wie im alten
Glauben. In der Hölle werden Albträume wahr. Vielleicht ist es wie in diesem
schrecklichen albernen comedy Parodien, in denen die Hölle wie ein Büro
dargestellt wird und die Angestellten sind die Peiniger. „Das würde erklären,
warum mein ganzes Leben aus Unglück besteht. Von Kindheit an.“
Und jeden
Abend rufen ihre Eltern an, die sich Sorgen um sie machen, sie vermissen und wollen
das es ihr gut geht. Wenn die wüssten. Das Leben jetzt ist zwar anders als das
da war liege als sie noch dort gewohnt hat. Aber es ist doch nicht weniger
einfach. Damals als sie noch von morgens bis abends am Computer saß gab es
wenigstens Momente, wo sie lachen konnte. Wo sie die Welt vergessen konnte und
mit den Leuten im Internet sich amüsiert hat.
Jetzt hat
sie dort keine Leute mehr, denn die Webseiten haben sich so sehr zum Schlechten
verändert. Es macht keinen Spaß mehr und sie tut nur noch mehr weinen als
Lachen in letzter Zeit. „Etwas mit Dave Unternehmen wie das Grillen damals,
dass es schön aber es ist eine neue ungewohnte Situation und daher etwas zu
stressig, um dabei richtig glücklich sein zu können.“
>> „Tja,
was willst du tun?“
„Vielleicht
habe ich ja etwas gelernt. Vielleicht sollte ich einfach so gut weitermachen
wie ich kann. Wenn es etwas gibt was ich nicht kann, muss ich mir überlegen wie
wichtig es mir ist. Vielleicht kann ich drauf verzichten. Wenn ich Schmerzen
habe gehe ich zum Arzt. Das kann ich inzwischen auch allein. Auch einzukaufen
in einfachen Geschäften ist zu schaffen.“
Gerade
überlegt Tamsin, ob sie einfach die Tabletten nehmen soll, um sich zu
beruhigen. Die soll sie nehmen, wenn es nicht mehr geht. Um aufhören zu weinen
und nach zu grübeln und endlich schlafen zu können. Aber die Tabletten machen
sie so einen würde, dass sie Angst hat, dass sie morgen früh nicht aus dem Bett
kommt. Und sie muss ja schon um 5 Uhr wieder aufstehen.
>> „Das
ist früh, nur wegen dieser Busfahrt.“
„…zzZZZ“
>> „Tamsin???“
„…zzzzZZZZZZZ“
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