> „Tamsin?“
„...“
> „Taaaaaamsin!“
„Mhm?“
> „Du bist in deiner
Gedankenwelt nicht alleine.“
„Ich... bin nicht...“
> „Dein Streben ist,
ein sinnerfülltes Leben zu führen, Tamsin. Was genau bedeutet dies
für dich? Sinnerfüllt?“
„Glück und
Zufriedenheit geben jedem Leben einen Sinn. Zufriedenheit bedeutet,
bereits morgens vor dem Klingeln des Weckers munter und ausgeruht zu
erwachen. Die Erinnerungen an den vergangenen Traum schwirren einem
durch den Kopf, während man sich entspannt mit einer Tasse
Karamell-Cappuccino vor den Computer setzt, um erst einmal die
neusten News, Mails und Veränderungen der Welt in sich aufzunehmen
und dabei weiß, dass man genug Zeit hat, dies auch zu schaffen, ohne
sich abhetzen zu müssen, weil es im Bad wieder einmal ein wenig
länger gedauert hat. Danach geht’s auf sie Arbeit. Die
Arbeitsstelle befindet sich in derselben Stadt. Man muss keine zwei
Stunden vorher aufstehen und dann eine Stunde im Pausenraum/Kantine
auf Arbeitsbeginn warten, weil der Bus, auf den man angewiesen ist,
so früh abfährt. Man freut sich, weil man einen Job hat, den man
gerne macht und dessen Ergebnisse auch andere mit Freude erfüllen.
Langes Stehen, bis einen die Füße bluten, ständiges Gucken auf die
Uhr, weil die Tätigkeit eintönig und öde ist und abends mit
krummen Rücken schmerzerfüllt nach Hause humpeln, ist Schnee von
gestern! Ganz im Gegenteil. Da man in diesem fiktiven Wunschleben
nicht gezwungen ist, bis spät Abends zu schuften und deswegen keine
Lust/Zeit mehr für wichtige Dinge hätte und man nur noch schlafen
wollen würde, packt einem nach Feierabend die Lust, noch einmal
Einkaufen zu gehen. Oder einfach nur zu Bummeln. Denn man würde in
seinem Job genug Geld verdienen, dass es zum Leben reicht und man
nicht auf Zuschüsse vom Staat angewiesen ist! Frei und unabhängig!
Natürlich hätte man mehr als zwei Stunden Freizeit pro Tag, in
denen man tun könnte, was man will und es trotzdem noch schafft, zu
Putzen und für sich zu Kochen, denn jeden Tag Fastfood wäre echt zu
ungesund. Damit man am nächsten Tag auch entspannt aufwacht und
nicht wie ein Morgenmuffel den Wecker an die Wand klatscht und sich
der altbekannten Alltagsfrustration hingibt, legt man sich früh zur
Ruh. Und über die Müdigkeit ärgert man sich nicht, weil man ja
weiß, dass man alles geschafft habt, was zu schaffen ist, einen
erfüllten Tag hatte, und auch der folgende Tag nicht anders sein
wird. Unsicher ist, ob man sich ein Auto leisten könnte. Aber das
wäre sowieso nebensächlich, da man eine Wohnung in der Stadt hätte.
Man wäre nicht von den Bussen abhängig, da alle Geschäfte und
Ärzte in Reichweite wären. Abgerundet würde der perfekte Alltag
nur noch durch vertraute Zweisamkeit. Man hätte einen Freund, der zu
einem passt. Der dieselben Interessen teilt, mit dem man etwas
unternehmen kann und auf dem man sich nach Feierabend freut.“
> „Du weißt aber
schon, dass dazu mehr nötig ist, als Glück, um so ein Leben zu
erreichen.“
„Klar weiß ich das.
Mit einem schlechten Hauptschulabschluss ist man fürs Leben
gestraft. Viele sind froh, wenn sie überhaupt putzen, als
Küchenhilfe oder ein einer Fabrik arbeiten dürfen. Mit meinen
Computerfachkenntnissen bin ich vielen voraus, aber das ist in dieser
bürokratischen Welt bedeutungslos, so lange mich die Akten &
Papiere an einen Status fesseln, der einfach zu gering für die hohen
Ansprüche von Büroangestellten ist.“