Dienstag, 31. Januar 2017

Gedankenwelt II

> „Tamsin?“
„...“
> „Taaaaaamsin!“
„Mhm?“
> „Du bist in deiner Gedankenwelt nicht alleine.“
„Ich... bin nicht...“
> „Dein Streben ist, ein sinnerfülltes Leben zu führen, Tamsin. Was genau bedeutet dies für dich? Sinnerfüllt?“
„Glück und Zufriedenheit geben jedem Leben einen Sinn. Zufriedenheit bedeutet, bereits morgens vor dem Klingeln des Weckers munter und ausgeruht zu erwachen. Die Erinnerungen an den vergangenen Traum schwirren einem durch den Kopf, während man sich entspannt mit einer Tasse Karamell-Cappuccino vor den Computer setzt, um erst einmal die neusten News, Mails und Veränderungen der Welt in sich aufzunehmen und dabei weiß, dass man genug Zeit hat, dies auch zu schaffen, ohne sich abhetzen zu müssen, weil es im Bad wieder einmal ein wenig länger gedauert hat. Danach geht’s auf sie Arbeit. Die Arbeitsstelle befindet sich in derselben Stadt. Man muss keine zwei Stunden vorher aufstehen und dann eine Stunde im Pausenraum/Kantine auf Arbeitsbeginn warten, weil der Bus, auf den man angewiesen ist, so früh abfährt. Man freut sich, weil man einen Job hat, den man gerne macht und dessen Ergebnisse auch andere mit Freude erfüllen. Langes Stehen, bis einen die Füße bluten, ständiges Gucken auf die Uhr, weil die Tätigkeit eintönig und öde ist und abends mit krummen Rücken schmerzerfüllt nach Hause humpeln, ist Schnee von gestern! Ganz im Gegenteil. Da man in diesem fiktiven Wunschleben nicht gezwungen ist, bis spät Abends zu schuften und deswegen keine Lust/Zeit mehr für wichtige Dinge hätte und man nur noch schlafen wollen würde, packt einem nach Feierabend die Lust, noch einmal Einkaufen zu gehen. Oder einfach nur zu Bummeln. Denn man würde in seinem Job genug Geld verdienen, dass es zum Leben reicht und man nicht auf Zuschüsse vom Staat angewiesen ist! Frei und unabhängig! Natürlich hätte man mehr als zwei Stunden Freizeit pro Tag, in denen man tun könnte, was man will und es trotzdem noch schafft, zu Putzen und für sich zu Kochen, denn jeden Tag Fastfood wäre echt zu ungesund. Damit man am nächsten Tag auch entspannt aufwacht und nicht wie ein Morgenmuffel den Wecker an die Wand klatscht und sich der altbekannten Alltagsfrustration hingibt, legt man sich früh zur Ruh. Und über die Müdigkeit ärgert man sich nicht, weil man ja weiß, dass man alles geschafft habt, was zu schaffen ist, einen erfüllten Tag hatte, und auch der folgende Tag nicht anders sein wird. Unsicher ist, ob man sich ein Auto leisten könnte. Aber das wäre sowieso nebensächlich, da man eine Wohnung in der Stadt hätte. Man wäre nicht von den Bussen abhängig, da alle Geschäfte und Ärzte in Reichweite wären. Abgerundet würde der perfekte Alltag nur noch durch vertraute Zweisamkeit. Man hätte einen Freund, der zu einem passt. Der dieselben Interessen teilt, mit dem man etwas unternehmen kann und auf dem man sich nach Feierabend freut.“
> „Du weißt aber schon, dass dazu mehr nötig ist, als Glück, um so ein Leben zu erreichen.“
„Klar weiß ich das. Mit einem schlechten Hauptschulabschluss ist man fürs Leben gestraft. Viele sind froh, wenn sie überhaupt putzen, als Küchenhilfe oder ein einer Fabrik arbeiten dürfen. Mit meinen Computerfachkenntnissen bin ich vielen voraus, aber das ist in dieser bürokratischen Welt bedeutungslos, so lange mich die Akten & Papiere an einen Status fesseln, der einfach zu gering für die hohen Ansprüche von Büroangestellten ist.“

Sonntag, 29. Januar 2017

Chunibyo

Derweil schaut Tamsin eine Serie, in der es um die fiktive japanische Schülerkrankheit namens Chunibyo geht. Es bedeutet sozusagen, in einer Traumwelt zu leben, in der alles so geschieht, wie man es gerne möchte. Dies erinnert Tamsin an ihre damalige Schulzeit. In ihrer Grundschulzeit gab es Phasen, in denen sie die Pausen oft alleine verbracht hatte. Ja, oft hat sie mit anderen Schülern auch Hoch- oder Rot-Ticker gespielt, aber Tamsin weiß noch, dass es eine lange Zeit gab, in der sie in der Pause immer nur an derselben Stelle auf einem Gully mitten auf dem Schulhof stand und die Möwen beobachtet hatte. Viele davon zogen ihre Bahnen über das Gelände, suchend nach Brot und anderem Essen, dass die Schüler achtlos herunterfallen gelassen haben. Während der Beobachtung hat Tamsin sich immer einzelne Vögel rausgesucht und sich dabei vorgestellt, sie würde sie steuern. Wie ein Modellflugzeug. „Die Pausen waren langweilig und schienen immer eine ganze Ewigkeit anzudauern. Ich brauchte halt etwas, um mich abzulenken.“ Und das funktionierte.
Auch in späteren Zeiten hat sie die Realität nie wirklich ernst genommen. Sie mochte Fantasy-filme und wünschte sich, die Welt wäre, wie dort. 
 
Eine Klassenkameradin hatte ihr einmal gesagt, Tamsin lebe in einer „Traumwelt“, aus der sie aufwachen müsse. Es hat über zehn Jahre gebraucht, bis ihr bewusst wurde, dass das Mädchen damit Recht hatte. Doch Tamsin weigert sich aufzuwachen. Die Realität ist niederschmetternd. „Ich weiß, dass ich arm dran bin. Keine Arbeit, keine Freunde, aber dafür tausend Ängste, die mich in den Schatten fesseln.“ Würde sie sich bemühen, sich dieser Realität immer und überall bewusst zu sein, würde sie womöglich darüber verrückt werden.

Donnerstag, 26. Januar 2017

Sachen suchen. Ohje!

Tamsin sucht ihre Ersatz-PC-Maus. Am gestrigen Tage hatte sie aufgeräumt. „Wo habe ich die Maus nur hin gepackt?“, fragt sie sich. Eigentlich sollte sie in ihrer Schreibtischschublade sein. „Doch da ist sie nicht. Bei den anderen Computersachen ist sie auch nicht!“ Tamsin sucht und sucht. Sie holt ihre Taschenlampe, weil ihr Raum, der nur von einer losen Glühbirne erleuchtet wird, so dunkel ist. Würde sie eine stärkere Birne eindrehen, würde die Fassung durchschmoren. Dreimal leuchtet sie in dieselbe Schublade, in der die Maus eigentlich liegen müsste! Nichts! Ihre Frustration steigt. Genervt lässt sie sich in ihren Stuhl fallen und legt den Kopf auf die Arme. Wo kann sie nur sein?
Als sie aufblickt, trifft es sie, wie ein Mausebiss! „Oh. Meine Maus liegt ja direkt vor mir. Neben der anderen, auf meinem Schreibtisch.“ Wie hat sie die nur so übersehen können!?

Mittwoch, 25. Januar 2017

Ein Hoch auf die freien HD Sender!

Heute möchte Tamsin ein paar Worte bezüglich des modernen Fernsehprogramms loswerden.

 „Ich kann nicht sagen, dass das moderne Fernsehprogramm grundsätzlich asozial ist. Es gibt noch viele Sender, die nicht auf Abzocke (durch Werbung oder Fake- Gewinnspiele) oder Verdummung ausgelegt sind. Doch schaltet man den Kasten einmal an, wird man dennoch prompt mit einer Menge Trash überschüttet. In den häufigsten Fällen läuft entweder gerade Werbung – zappt man weiter läuft auch da Werbung, wie immer überall zur gleichen Zeit -, oder man trifft auf Junge, arbeitslose, verzweifelte Teenager/Erwachsene, die gerade in einer lautstarken Auseinandersetzung mit ihrem Erzieher, Ex, Liebhaber oder Zuhälter verwickelt sind. Schon vor Jahrhunderten gab es Narren, die sich zur Erheiterung anderer zum Affen gemacht haben. Doch ich muss zugeben, die moderne Variante davon gefällt mir nicht. Nichts davon ist echt. Schlechte Schauspieler kreischen vorgefertigte Texte in wackelnde Kameras, und viele Zuschauer, ja, einst auch ich, halten es für echt.“ Bewusste Täuschung, Falschmeldungen, Irreführung... Es gibt kaum noch Grenzen. Und Niveau sucht man dort vergebens. 

Tamsin schaut nur selten Filme des Fernsehprogramms. Nicht, weil oft nur Wiederholungen oder langweiliges Gedöns kommt, dass sie nicht interessiert, sondern wegen der vielen Werbung. Auf einen Spielfilm kommt ungefähr dreißig Minuten Werbung. Oder mehr. „Eines Tages hatte ich einen sehr spannenden Film geschaut. Der war echt super. Die Spannung stieg, je näher das Ende rückte! Man, war ich aufgeregt - und wütend, als plötzlich kurz vor dem Ende ein Werbeblock eingelegt wurde. Wie lästig! Ich war müde, hatte mich aber doch entschieden, die Werbung abzuwarten. Laut Uhr wäre der Film in fünfzehn Minuten zu Ende. Ich dachte, so lange kann die Werbung schon nicht dauern. Doch da habe ich das Fernsehen weit unterschätzt. Die Werbung dauerte zehn Minuten und die drei Minuten, die der Film dann noch lief, kamen mir eher vor, wie drei Sekunden. Das fand ich schon dreist. Drei Minuten vor dem Ende eines Films nochmal zehn Minuten Werbung zu schalten.“ „Gut, dass man in Zeiten von Bluray & Internet nicht mehr auf das normale Fernsehen angewiesen ist.“, findet Tamsin. Auch das Smart-TV haben die großen Spielfilmsender mit Werbung zu gekleistert. Vor jedem Clip, selbst wenn er nur 10 Sek. dauert, ist man jedes Mal verpflichtet, 30 Sek. Werbung zu schauen.
 „Was für ein ***!“
 „Dies ist meine Meinung.“

Samstag, 21. Januar 2017

Gedankenwelt I


Irgendwann wird Tamsin sich fragen, warum sie all das aufschreibt. Ihre Gedanken, ihre Erlebnisse. Bereits heute schwirrt jene Frage durch ihren Kopf. Tamsin kennt die Antwort. Und diese erfüllt sie mit Kummer. „Ich bin allein. Ich habe niemandem zum Reden. Keine Freunde. Nur die Eltern, aber mit denen gibt es nicht viel zu besprechen. Früher hatte ich die Chats. Aber seit ich erwachsen bin und dementsprechend auch mit Erwachsenen schreibe, macht chatten keinen Spaß mehr. Diese Chatter wollen immer nur über das eine schreiben. Wie ätzend! Etwas aufzuschreiben ist, als würde man ein Gespräch führen. Etwas erzählen. Nur, dass man nicht weiß, wer zuhört und, dass es keine Antwort darauf gibt. Trotzdem, das Gefühl ist irgendwie… befriedigend. Man muss seine Gedanken loswerden, sonst ziehen sie immer weiter ihre Kreise, lassen einen nie los, kehren immer wieder zurück.“ Tamsin versucht, diese Momente, in denen sie sich leer und verloren fühlt, zu verdrängen. Fernsehen lenkt ab. Vertreibt diese Gedanken, auch wenn stets in Reichweite bleiben, nur darauf warten, Tamsins Geist mit melancholischer Düsternis zu erfüllen. Zwölf Jahre ist es nun schon her, seit sie die Stadt verlassen und aufs Dorf gezogen sind; sie und ihre Eltern. Damals war sie sechzehn. Der achtzehnte Geburtstag war der letzte, den sie mit einer Person verbracht hatte, die nicht zu ihrer Familie gehört. Seither ist sie allein. Und die Tatsache, dass sie es zwölf Jahre lag nicht geschafft hat, ihr Leben Lebenswert zu gestalten, lässt sie vermuten, dass sie es auch in Zukunft niemals schaffen wird.

Freitag, 20. Januar 2017

Werbung - eine Seuche des 21. Jahrhunderts.

Tamsin versucht seit über einem Jahr sie bei Google zu registrieren. Doch es scheitert immer daran, dass sämtliche Nutzernamen vergeben sind. Was sie auch versucht, es ist bereits vergeben. Tamsin weigert sich, einen Namen mit Zahlen zu verschandeln. Sie hasst solche einfallslose Namen wie Blume123w. Schon immer. „Gerade bei etwas so bedeutsamen wie einer Mailadresse ist ein anständiger Name das A & O!“ Doch Tamsin bezweifelt, es je zu schaffen. Was ihr einfällt, probiert sie. Erfolglos. „Ich glaube, ich kann die Augen schließen und meine Faust auf die Tastatur legen. Was auch immer kommt, es ist leider schon... vergeben!“

Tamsin hat heute ihren alten Laptop neu eingerichtet. Und damit auch das Internet. Sie hat ihr altes Backup nicht hochgeladen und das Internet einmal ganz ohne Werbeblocker genutzt. Und... es war schrecklich! „Ich war spontan auf einigen Seiten unterwegs. Spielseiten und was man sonst so findet. Innerhalb weniger Minuten hatte ich vier Browserfenster offen! Natürlich allesamt mit Werbung fürs Casino und sonstigem Schrott, der keinen interessiert. Naja, nicht mich. Eines Von den Werbefenstern hatte Werbung mit Sound. Nur welches? Da immer, sobald ich die Fenster geschlossen und ein bisschen weiter „gesurft“ habe neue Fenster aufploppten, habe ich kurzerhand meine Lautsprecher auf stumm gestellt. Immerhin war ich gerade am Musik hören. Was will dieser A#(&0%H mich da mit seinem Abzockmüll a la „Verdienen Sie tausend Euro ohne etwas dafür zu tun! Bequem von Zuhause aus!“ zuquatschen!?“ Tamsins Frustration steigt. Blinkende bunte Banner an den Seiten kann man übersehen, doch sogenannte „Layer“, die doch von oben herabsenken und mal eben die komplette Webseite bedecken, sind schon eine Zumutung. Da fragt man sich: „Hä? Wieso bin ich denn plötzlich auf einer Pornoseite gelandet? Ich wollte doch nur die Nachrichten lesen!“ Natürlich ist man auf keiner Pornoseite gelandet, es ist nur eine fette Werbung, die es lediglich so aussehen lässt – natürlich versehen mit einem riesigen Fake-X zum Schließen. Ganz klein oben rechts. Oder links. Klickt man drauf, ja dann landet man auf der „beworbenen“ Webseite. „Und wo sind jetzt meine Nachrichten...?“


Tamsins Fazit: „Ohne Werbeblocker würde das Internet keinen Spaß machen. Man wäre nur noch am Schließen, wegklicken, schließen. Uah! Webseiten wären unübersichtlich. Langsam. Hat man einen alten Rechner, der sich beim Laden der Seite erst mal komplett aufhängt... Ohje...“ Das erinnert Tamsin an ein Ereignis aus der Vergangenheit. „Damals hatte ich eine alte Pentium 3 Kiste mit 126MB Ram. Ich wollte meine Mom eine Webseite zeigen, auf der man Filme schauen konnte. Ich hatte vergessen, das auf der alten Kiste noch kein Adblocker installiert war. Wie dumm. Plötzlich senkte sich ein monströses Fenster mit einer unbekleideten Frau, die noch monströsere... Brüste hatte über den kompletten Bildschirm. Meine Mom war entsetzt: „Was ist denn das für eine Seite!? Mach das bloß weg! So etwas mag ich nicht sehen! Das ist nicht Harry Potter!!“ Rasch habe ich versucht, das Ding wegzukriegen. Irgendwie... Der Rechner war wirklich extrem langsam. Dann bin ich auch noch, verlegen darüber, dass meine Mom denkt, ich wollte ihr eine Pornoseite zeigen, auf das Fake-X reingefallen, und anstatt zu verschwinden wollte mich die Werbung prompt auf die monströs versaute Pornoseite weiterleiten. Das war zu viel für den alten PC. Nervös versuchte ich, den Browser zu schließen. Doch der Rechner hatte sich so stark aufgehängt, dass es mehrere Minuten brauchte, bis die billige Lady aufhörte, uns ihre künstlichen die Brüste unter die Nase zu halten.“ 


 
Schade, dass es niemals ein komplett Werbefreies Internet geben wird.“, findet Tamsin. Einige Seiten schalten Werbungen, die sich überhaupt nicht blockieren lassen, weil die Firmen sich freikaufen. Dann gibt es Videoplattformen – es sind hauptsächlich die der großen, reichen Fernsehsender – auf denen man gezwungen wird, vor jedem Clip erst mal 30-60 Sek. Werbung zu glotzen. Dem kann man nicht entrinnen. Nicht einmal, wenn man die Zeit, in der die Werbung läuft mit anderen Webseiten oder Programmen zu überbrücken versucht. Denn öffnet man ein anderes Fenster, Tab, was auch immer, stoppt die Werbung, damit man auch ja keinen Augenblick des kostspieligen Spott verpasst!

Donnerstag, 19. Januar 2017

Montag, 16. Januar 2017

Schicksal & Zukunft

Ich glaube nicht an das Übernatürliche.“ Und Tamsin möchte auch nicht für - wie alle, die an so etwas glauben - verrückt erklärt werden. Aber manchmal gibt es Dinge, Situationen, da fragt man sich, wie ist das möglich? Ein Typisches Beispiel wäre: Man denkt gerade an eine bestimmte Person, und um nächsten Augenblick ruft diese an. Oder man denkt beiläufig an ein bestimmtes Ereignis, und dies trifft ein. Und obwohl man daran gedacht hat, trifft es einem vollkommen unerwartet. „Gibt es wirklich so etwas, wie Schicksal? Übernatürliche Verbindungen im Kosmos?“

Vor Kurzem hatte Tamsin ihre alten Videokassetten auf PC überspielt. Darunter waren auch ein Paar Clips ihrer alten Freunde. „Was für ein Zufall! Ausgerechnet in diesen Tagen schreibt mich eine dieser Person (wir schreiben sonst so gut wie nie), die darauf auch zusehen ist an und fragt, ob ich noch alte Filme von früher habe.“ Sie war zwar nicht begeistert davon, würde es aber gerne mal anschauen. 
 
Das hat Tamsin erstaunt. Das verrückte daran war: In der folgenden Nacht durchlebt sie die Szenen, die mit dieser Person auf dem Video zu sehen sind, in ihren nächtlichen Träumen. „Was ist mit mir los!?“, fragt sie sich. Nie hätte Tamsin geglaubt, dass sie die alten Zeiten so sehr vermissen würde. Selbst die Schule, zu der sie eigentlich nie gerne gegangen ist. Sie vermisst es, mehr zu erleben, als nur die sich ständig wiederholende Eintönigkeit des genormten Alltags. „Man lernt das, was man hat, erst zu schätzen, wenn es für immer verloren ist.“ Jeder kennt diesen Gedanken: Wenn ich noch einmal neu anfangen könnte, würde ich alles anders machen. Tamsin bedauert ihre Ängste und Phobien, wegen denen sie schon früher immer im Abseits stand. „Ich war dabei, aber ich war nie mittendrin.“ Aber eine zweite Chance gibt es nicht. „Ich muss mich zu erst verändern, wenn ich will, dass mein Leben sich verändert.“ Diese Chance hat sie! „Wenn es doch nur nicht alles so Zeitintensiv wäre...“

Samstag, 14. Januar 2017

alte Videokassetten

Vor einiger Zeit hat Tamsin alle ihre alten selbst aufgenommen Videokassetten von ihrer ersten Digitalkamera digitalisiert. Alle, bis auf eine. Das Bild wackelte ständig, wodurch das Anschauen keine Freude gewesen wäre. Also hatte sie die Kassette vorerst beiseite gelegt. Heute packte sie erneut der Drang, auch noch das letzte Band vor dem künftigen Verfall zu retten. Videos sind zwar beständig (Einige sind 30 Jahre alt und laufen noch), aber nicht ewig. Und sollte ihr VHS Recorder mal kaputt gehen, wie schon so viele zuvor, würde sie sich keinen Neuen mehr anschaffen. Nicht, wegen einem Band. 
 
Also schob sie das Band in den Recorder, in der Hoffnung, das Wackeln mit der Tracking Funktion stabilisieren zu können. Doch dazu kam es nie. „Es war seltsam. Die Kassette lief tadellos. Damals hatte ich so viel versucht, hatte vor und zurückgespult, dran gedreht, geschüttelt, aber es wackelte. Und jetzt läuft es plötzlich ohne den kleinsten Ruckler!“ Tamsin ist erstaunt. Verwundert. Erfreut!

Mittwoch, 11. Januar 2017

Dunkelheit

Tamsin ist heute morgen ein wenig frustriert. Sie sitzt nämlich im Dunklen. Naja, fast. Seit ihre Glühbirne vor einiger Zeit kaputtgegangen ist, musste sie mit einer etwas Schwächeren vorlieb nehmen. Doch die flackerte ungemein. Und hell war sie auch nicht sonderlich. Da die Birne nicht in einer Lampe sondern nur in einer losen Fassung an der Decke baumelt, erscheint ihr das Flackern umso stärker. Also hat ihr Dad eine neue eingeschraubt. Doch die ist noch viel dunkler. Das Licht des Computerbildschirms blendet in ihren Augen, obwohl sie es schon auf die niedrigste Stufe eingestellt hat. „Wenn gewollt, könnten Glühbirnen mehrere Jahre halten!“, weiß Tamsin, die bereits öfters Berichte gelesen hat, in denen behauptet wird, dass Glühbirnen absichtlich kurzlebig gebaut werden, damit die Industrie mehr daran verdient. Würden die Dinger ewig halten, brächte man keine Neuen kaufen, und die großen Firmen leben von ihren Käufern! Natürlich gibt es dafür keine offiziellen Beweise, und so lange es die nicht gibt, ist alles, wie es ist, und das ist normal. Die Wut verfliegt und jetzt ist Tamsin nur noch traurig, dass sie so lange im Halbdunkeln ausharren muss, bis ihre Eltern daran denken, eine Neue mitzubringen. Wirklich zu dumm, dass das Dorf, in dem sie ausharrt, über kein Geschäft verfügt!

Draußen herrscht der Winter. „Überall liegt Schnee, nur bei uns nicht.“ Es ist einfach nur kalt.
Tamsin lüftet im Laufe des Tages, weil es in ihren Gemächern schon wieder nass und feucht geworden ist. Das passiert stets im Winter. Plötzlich ruft ihr Dad: „Mach das Fenster zu, sonst wirst du krank!“ Tamsin schließt das Fenster und wartet, bis er wieder weg ist. Dann macht sie es wieder auf und genießt einen frischen Atemzug.

Donnerstag, 5. Januar 2017

Der schlimmste Orkan des Jahrhunderts


Der schlimmste Orkan des Jahrhunderts sollte heute Nacht über Nord- und Ostküste hinwegfegen. Sturmwarnungen überall! Teile von Lübeck wurden evakuiert. Tamsin fürchtet um ihre Möbel. Ihr antikes Sofa, dass sie vor einiger Zeit für ihre hoffentlich bald kommende neue Wohnung gekauft hat, sowie andere hübsche Gegenstände müssen aus Platzgründen im hintersten, vermoderten Teil ihres Refugium gelagert werden. Bereits letzte Nacht ließ jede unerbittliche Böe sie aus den Federn fahren. „Das Dach knackt und kracht. Ständig habe ich die Sorge, dass eine besonders mächtige Windböe es einfach mit sich reißt.“ Ihr Dad behauptet, die selbst zusammengeflickte Konstruktion aus Fenstern und Bretten würde das schon aushalten Trotzdem dreht er noch ein paar Schrauben rein.

Am frühen Abend späht Tamsin besorgt auf ihr Handy. Laut WetterApp weht draußen nur eine mäßige Brise. Und die App hat recht. „Wo bleibt der Sturm?“, fragt sie sich. Dann geht sie schlafen. Seit Tagen schläft Tamsin wieder einmal eine ganze Nacht durch, wird zu ihrem Verdruss aber von ihrem Dad geweckt, weil dieser einkaufen will und nicht los kann, ehe er nicht den Gasofen angeschmissen hat. „Wo war der große Sturm?“, fragte sie. Ihr Dad zuckt ratlos mit den Schultern. Whatsapp meldet sich mit einem neuen Chatverlauf vom letzten Abend. Die Leute aus der nahen Stadt – ehemalige Kollegen aus der Maßnahme – berichteten von fliegenden Mülltonnen. Tamsin ist verwundert. Und erleichtert. Sie freut sich über den Schnee und denkt: „Je mehr man etwas erwartet, desto weiter rückt es in die Ferne.“

Mittwoch, 4. Januar 2017

Übelkeit

Tamsin hat eine grauenhafte Nacht hinter sich. Wieder einmal lässt Übelkeit sie nicht zum Schlaf kommen. Ununterbrochen wacht sie auf, rennt zum Klo, googelt die Symptome, ließt das Schlimmste, hofft das Beste. Gerne würde sie in einem Forum um Rat bitten. Das geht zwar nicht schneller als ein Besuch beim Arzt, denn bis jemand antwortet dauert es. „Aber es ist einfacher.“

Dienstag, 3. Januar 2017

Wieder einmal hat es Tamsin schwer erwischt

Wieder einmal hat es Tamsin schwer erwischt. Halsschmerzen, Schnupfen. Und sie glaubt, genau zu wissen, woher das kommt. „Weihnachten hatte s meine Oma. Von ihr ging es zu Mom über Dad zu mir. Die Halsschmerzen sind unerträglich. Als bestünde die Luft, die ich einatme aus Feuer, dass sich quer durch meinen Hals brennt. Bei jedem Atemzug.“ Da sie das Bett nicht verlassen mag, schaut sie viel TV. Gerade kam eine Sendung, in der Erkältungsheilmittel kritisiert wurden. Von allen Erkältungsmitteln gibt es angeblich nur eines, dass wirklich hilft! Der Rest mildert lediglich Symptome. „Der große Test! Welches ist das beste Erkältungsheilmittel? Gleich - nach der Werbung.“, verkündete die Sprecherin. Also wartet Tamsin geduldig, wartet und wartet auf den erwähnten Beitrag, schaut sich die banalen Promi - Themen an, und endlich, am Ende der Sendung ist es so weit. „Schnell wurde ich wieder daran erinnert, wieso ich nicht gerne Fernsehe.“ Denn anstatt das wundersame, einzig wirkende Erkältungsmittel zu nennen, wird auf eine Webseite verwiesen, auf der man sich, sofern man den Interesse hätte, die erwünschten Infos zusammensuchen solle. Tamsin fühlt sich hinters Licht gefühlt. „Erst machen sie so viel Wirbel um den großen Erkältungsmittel-Test, und dann wird das Ergebnis den Zuschauen vorenthalten.“ Tamsin fühlt sich nicht fit genug, sich an den kalten Schreibtisch zu setzen. Und so begnügt sie sich mit Ingwer Tee.