Donnerstag, 5. Januar 2017

Der schlimmste Orkan des Jahrhunderts


Der schlimmste Orkan des Jahrhunderts sollte heute Nacht über Nord- und Ostküste hinwegfegen. Sturmwarnungen überall! Teile von Lübeck wurden evakuiert. Tamsin fürchtet um ihre Möbel. Ihr antikes Sofa, dass sie vor einiger Zeit für ihre hoffentlich bald kommende neue Wohnung gekauft hat, sowie andere hübsche Gegenstände müssen aus Platzgründen im hintersten, vermoderten Teil ihres Refugium gelagert werden. Bereits letzte Nacht ließ jede unerbittliche Böe sie aus den Federn fahren. „Das Dach knackt und kracht. Ständig habe ich die Sorge, dass eine besonders mächtige Windböe es einfach mit sich reißt.“ Ihr Dad behauptet, die selbst zusammengeflickte Konstruktion aus Fenstern und Bretten würde das schon aushalten Trotzdem dreht er noch ein paar Schrauben rein.

Am frühen Abend späht Tamsin besorgt auf ihr Handy. Laut WetterApp weht draußen nur eine mäßige Brise. Und die App hat recht. „Wo bleibt der Sturm?“, fragt sie sich. Dann geht sie schlafen. Seit Tagen schläft Tamsin wieder einmal eine ganze Nacht durch, wird zu ihrem Verdruss aber von ihrem Dad geweckt, weil dieser einkaufen will und nicht los kann, ehe er nicht den Gasofen angeschmissen hat. „Wo war der große Sturm?“, fragte sie. Ihr Dad zuckt ratlos mit den Schultern. Whatsapp meldet sich mit einem neuen Chatverlauf vom letzten Abend. Die Leute aus der nahen Stadt – ehemalige Kollegen aus der Maßnahme – berichteten von fliegenden Mülltonnen. Tamsin ist verwundert. Und erleichtert. Sie freut sich über den Schnee und denkt: „Je mehr man etwas erwartet, desto weiter rückt es in die Ferne.“

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