Montag, 29. August 2022

Achterbahn fahren – nicht ich, aber die Gedanken.

 

Die Gedanken drehen sich immer wieder und immer noch im Kreis und immer wieder gibt es einen Grund dafür.

Wegen dem Schimmel im Keller habe ich viele Sachen bei ebay verkauft. Das hat sich summiert und nun habe ich Panik, dass das Amt die Leistungen kürzt und mir unterstellt, ich würde gewerblich handeln. Obwohl ich beweisen kann, dass es nicht so ist und ich die Sachen eigentlich nur loswerden wollte.

Dennoch steigere ich mich immer weiter hinein.

Corona scheint zwar nicht schlimmer zu werden, laut Nachrichten, aber dafür werden die Maßnahmen immer schlimmer. Zumindest für mich. Depressionen sind nach wie vor allgegenwärtig und manchmal auch wieder stärker als sonst zuvor und wenn das Amt die Leistungen kürzt habe ich Angst, seelisch zusammenzubrechen. In die Klinik zu müssen ich habe Panik vor einem PCR Test in der Nase und würde dann fixiert werden, damit die den Test machen können. Von dem ffp2 Mundschutz wird mir übel, und ich würde dann so lange dort isoliert werden, bis ich einsichtig werde und den trage. Die alten Sorgen von früher, dass ich ein Doppelzimmer bekomme, nicht schlafen kann, keine Privatsphäre habe und essen muss, was mir vorgesetzt wird, scheinen dagegen nichtig geworden zu sein.

Wobei es mir grundsätzlich aktuell nicht so schlecht geht, dass ich ernsthaft eine Klinik in Erwägung ziehen würde. Selbst wenn es keine corona-maßnahmen gebe.

 

In den letzten drei Monaten war ich mit einer Bekannten aus der WG oft mit dem 9 € Ticket unterwegs. Eigentlich war das ganz schön. Abgesehen von den Strand besuchen, die ich eher anstrengend fand. Ich mag es nicht lange im Sand zu sitzen oder zu liegen, selbst wenn ich ein Strand Zelt dabei habe … überall ist Sand und es ist unbequem und hart. Ständig schlafen mir beim Sitzen die Füße ein. Ins Wasser gehen mag ich nicht. Habe Angst, dass die anderen Leute meinen adipösen Körper unbekleidet sehen. Und lachen. Und im Wasser schwimmen Algen.

Aber ich konnte mich nach Jahren mal überwinden, barfuß im Sand und im Wasser zu gehen. Alleine hätte ich mich das wohl nicht getraut.

Wir waren auch in Lübeck, auf der Kirche und in Konzerten - alles kostenlos.

Und das, obwohl der Zug oder Bus manchmal unglaublich überfüllt war, so dass man kaum einen richtigen Stehplatz bekommen hat. Und das bei der Hitze und mit Mundschutz.

Nun werden die Preise wohl erstmal wieder teurer und so billig wird es nie wieder.

Obwohl da kein ffp2 Mundschutz Pflicht oder Zwang war, hatte ich schon das Gefühl, manchmal an meine Grenzen zu kommen. Dieses Gefühl, immer die gleiche eigene Luft einzuatmen.

Mit Dave konnte ich mich wieder öfters treffen, wir haben auch mal wieder was unternommen.

Aber auch trotz alledem habe ich mich manchmal geärgert, dass alle immer nur draußen etwas unternehmen und den Sommer ausnutzen wollen, den ganzen Tag am Strand liegen, und keine Filme oder Spiele mehr gespielt werden. Das wollen die immer erst machen, wenn das Wetter wieder schlecht ist. Und das habe ich vermisst.

 

Der neuen Betreuerin hingegen macht das nichts aus … bei ihr im Auto muss man auch Mundschutz tragen. Daher ist es schon positiv, dass sie viele Wege gerne zu Fuß geht, z.b zum Zahnarzt, wo es immer noch um die Krone geht. Und ich Angst vor einer Wurzelbehandlung bei ihm habe.. und der eigentlich nicht mehr hin will, weil er keinen kompetenten Eindruck macht. Aber wegen der Krankenkasse darf ich erstmal nicht wechseln bis er die Krone fertig gemacht hat. Die Panik, den Zahn durch eine misslungene Wurzelbehandlung zu verlieren ist ziemlich groß. Ich will nämlich nicht noch mehr Zähne abschleifen lassen wegen einer neuen Brücke und einen Zahn lose mit Draht befestigt, wäre ein noch größerer Albtraum.

 

Immerhin gibt es auch positive Ereignisse. Am Geburtstag war die Nachbarin und Bekannte hier und wir haben auf dem Balkon Kuchen gegessen, bis das Gewitter kam und wir rein mussten. Öfters saßen wir zusammen, haben ein bisschen was getrunken. Uns unterhalten.

Wegen den hohen Preissteigerungen gehe ich jetzt zur Tafel öfters essen holen, und obwohl ich damit nicht immer ganz zufrieden bin, ist es eigentlich doch ganz gut. Sollte das Amt wegen ebay die Leistungen kürzen, könnte ich den Verlust dadurch vielleicht ausgleichen, wenn ich da billiges Essen bekomme und nicht teuer einkaufen muss. Allerdings habe ich mir ein neues Bett für 400 € bestellt, weil das alte immer quietscht und ein gebrauchtes auch nicht besser wäre.

 

Und obwohl ich mir wegen Arbeit aktuell keine Sorgen machen sollte und muss, sind die Sorgen immer noch da Punkt vor allem diese zwangsgedanken an früher … als ich noch in den Maßnahmen war und an der Kasse stand in der Küche oder Toiletten putzen musste, weil andere meinten, das würde mir gut tun. Manchmal steigert sich diese Panik, dass diese Erlebnisse sich noch mal wiederholen so sehr, dass ich zwar traurig bin, aber keine Trauer empfinden kann. Ich fühle mich einfach leer. Viele teilweise gar nichts, obwohl die Gedanken das Gegenteil behaupten.

 

Nachdem ich damals mit dem Betreuer bei der Therapeutin war, damit sie endlich aufhört ständig über das Thema Arbeit zu diskutieren, redet sie nun immer wieder über Ehrenämter. Ich soll beim DRK Brötchen schmieren, bei der Feuerwehr den Schlauch aufrollen oder blutspenden. Alles unliebsame Tätigkeiten, die dunkle Gedanken in mir auslösen. Aber sie denkt, das hilft. Und wenn sie immer meint, ich würde nicht im Büro arbeiten können, scheint sie es auch nicht ernst zu nehmen, wenn meine Hoffnungslosigkeit und die Zukunfts Ängste dadurch immer größer werden. Denn eine andere Tätigkeit kann ich mir nicht vorstellen. Nichts körperliches. Aber laut Amt bin ich nur zu körperlichen Hilfsarbeitern fähig. Naja, aktuell nicht einmal das, deshalb ja die Grundsicherung.

 

Nach zwei Jahren wird es auch dieses Jahr nicht mehr mit der tagesklinik klappen. Nach wie vor ist die einzige Möglichkeit damit zu warten, bis man dort keinen Mundschutz mehr braucht. Gerade dort braucht man den dauerhaft und überall. Während die Menschen zusammen feiern und im Privatleben das komplette Gegenteil dieser Regeln herrscht. Und diese unlogik verstehe ich nicht. Und wenn es mir richtig schlecht geht soll ich Medikamente nehmen, meinte auch die Ärztin, denn anders geht es zur Zeit nicht.

Naja, obwohl mir alles so negativ und schwierig vorkommt, muss ich nicht immer wieder selbst daran erinnern, dass ich positive Dinge gibt. Ich muss zur Zeit nicht in irgendwelche Maßnahmen, wo man früh aufstehen und den ganzen Tag Mundschutz tragen muss. Oder Schulbus fährt.

Aber gleichzeitig scheinen die positiven Dinge durch andere negative Ereignisse ersetzt zu werden.

 

Dazu kommt es immer größer werdende Übergewicht, obwohl ich Schokolade meide. Der Alkohol könnte das Auslösen, denn oft kann ich mich nicht beherrschen und während ich Angst vor Abhängigkeit habe, ist es mir gleichzeitig egal. Und immerhin will trinke ich mich nicht jeden Tag so sehr dass ich nicht mehr gerade stehen kann!

 

Wegen dem Ukraine Krieg werden die strompreise wohl noch weiter steigen. Alles wird teurer. Alles, was nicht einmal mit dem Krieg zu tun hat.

 

Die Einsamkeit ist auch nach wie vor ein Thema, dass nicht überfordert und ich nicht weiter weiß. Ich habe erkannt, dass mich wohl keiner kennenlernen will, nicht weil ich unattraktiv auch sehe, sondern auch weil ich kein richtiges Einkommen habe und die meisten Menschen Angst haben, dass das Geld bei einer Beziehung zusammengerechnet wird, die für mich mitbezahlen müssen und wir uns Sachen wie Kinobesuch nie leisten können. Ich kann verstehen, dass sowas keiner will. Wenn ich arbeiten würde, würde ich auch nicht mit jemanden zusammen sein wollen, dessen Leben ich mitfinanzieren müsste, weil er arbeitslos ist. Naja, zumindest wenn die Person dann auch noch unattraktiv ist und nichts zu bieten hat.

 

Ja, und am meisten vermisse ich das Achterbahnfahren. Auch wenn die Bahnen im Hansapark nicht die besten sind. Wegen vielen schließtagen, den erhöhten Preisen und der Angst vor dem Mundschutz hatte ich mir dieses Jahr keine Karte gekauft. Nächstes Jahr wollte ich das wieder.

Aber wenn sich der Preis verdoppelt und gleichzeitig weniger Leistung kommt durch die schließtage, wo man an den besten Tagen, wenn am wenigsten los ist nicht hin kann, frage ich mich, ob das wirklich so sinnvoll ist.