Mittwoch, 30. November 2016

Wurst ... und andere Schweinerreien

Tamsins Eltern haben sich eine große, dicke, geräucherte Wurst gekauft. Diese haben sie, sehr zu Tamsins Verdruss, angeschnitten und offen in den gemeinsam genutzten Kühlschrank gelegt. Dies geschah nicht das erste Mal. Die logische Folge: Der gesamte Kühlschrank war mit einem für Tamsin unangenehm rauchigen Geruch erfüllt. Was sie daran ärgerte, war vor allem, dass sämtliche Lebensmittel - Kuchen und ausgepackte Torten - den Geruch annahmen! Selbst die Coladosen. Was schwer zu glauben ist, aber es ist wahr. Bei jedem Schluck, den Tamsin aus der Dose nahm, hatte sie diesen würzig rauchigen Duft in der Nase. Sie hatte das Gefühl, die Wurst sogar in der Cola schmecken zu können. „Es war widerlich.“ Und das, da Tamsin Geräuchertes sowieso nicht mag. Das ärgerte sie sehr. Ihr Zimmer ist zu klein, als dass sie sich einen eigenen Kühlschrank reinstellen könnte. Vielleicht war die Wut unberechtigt, denn es ist ja nicht ihr Kühlschrank. „Ich kann nicht einsehen, wie so etwas, wie riechende Wurst, so offen im Kühlschrank liegen muss! Wäre ein wenig Rücksicht denn zu viel verlangt?“

Montag, 28. November 2016

Flohmarkt & Weihnachtsmarkt


Seit langer Zeit findet endlich mal wieder ein Flohmarkt statt. Welch eine Freude. „Was für eine Enttäuschung.“, wie sich später herausstellte. Aber was hatte Tamsin auch erwartet? Hallenflohmärkte im Winter sind einfach nicht das Wahre. „Sich durch eine enge, muffige Sporthalle zu drängen, wo mehr als die Hälfte der Stände nur mit Kindersachen überladen waren, macht einfach keinen Spaß.“
 Bis auf einen Kerzenleuchter, der ihr zu teuer war – eine verscherbeln Messing wie Schrott, andere tun so, als wäre es Gold – hat Tamsin nichts gefunden. „Dort war eine Camera, aber das war nicht so eine, wie ich suche.“ Am selben Stand lag auch ein Tablet, für das sich zwei Leute interessiert hatten. Die Szene erinnerte Tamsin an einen anderen Flohmarkt, auf dem sie einst eine Camera kaufen wollte. Das Gerät konnte nicht vorgeführt werden, weil der Akku leer war. Doch der Verkäufer versicherte, es würde noch funktionieren. „Ja, wenn es noch funktioniert…“, grübelt Tamsin verständnislos, „warum sie die Verkäufer immer zu faul, vorher den Akku aufzuladen!?“ Die Leute waren unsicher. Damals hatte Tamsin die Camera nicht gekauft. Auch wenn sie billig war und es genau das Modell war, nach dem sie schon so lange sucht. „Wenn man es nicht ausprobieren kann, (Soll?) ist bestimmt irgendwas daran faul!“ Tamsin hat schon so viel Schrott gekauft, von dem zuvor behauptet wurde: „Das Gerät läuft noch tadellos. Wirklich!“ Solche Verkäufer ärgern Tamsin! „Bei Videorekordern kann man nichts machen, aber bei Geräten mit Akku können sie den wenigstens vorher aufladen.“

Kommen wir zu etwas Erfreulicherem. Zum ersten Advent, also heute, erstrahlen die Häuser wieder in buntem Lichtermeer. Gegen Abend hat Tamsin sich mit ihren Eltern in eine ganz bezaubernde Stadt aufgemacht. „Dad fährt nicht gern im Dunklen. Vor allem nicht so weit. Aber in der Zeitung war von bunten, in allen Farben beleuchteten Fassaden die Rede.“ Das mussten sie sich unbedingt ansehen! „Der Kälte zum Trotz ist es einfach herrlich, im Glühweinrausch im Dunkeln durch die im bunten Lichterglanz schimmernden Straßen zu streifen.“

Freitag, 25. November 2016

Ein besonderer Tag



Ein sonderbarer Traum erschüttert Tamsin. „Ich habe geträumt, ich hätte meine Brücke und dazu einen Teil meiner Zähne verloren. Ich bin mit den Zähnen in der Hand auf der Suche nach einem Zahnarzt umhergeirrt, voller Sorge, dass ich nun nie wieder etwas richtig schön Knuspriges, Hartes essen würde können. Dann bin ich schlafen gegangen und als ich aufgewacht bin, hatte ich die Zähne immer noch in der Hand. Das war kein Traum, stellte ich beunruhigt fest.“ Bis Tamsin am frühen Morgen dann wirklich aufwachte. Der Traum war so real, dass sie ihre Zähne mit der Zunge abfühlte, um auf Nummer sicher zu gehen. „Derweil plagen mich sowieso immer mal wieder Schmerzen, was wohl die Ursache für derartig unterbewusste Ängste sein könnte.“ Und das ausgerechnet jetzt zur Weihnachtszeit! Oder zum Wochenende. „Ich habe oft Zahnprobleme. Aber immer, wenn es so schlimm wird, dass ich zum Art muss, ist Wochenende oder Feiertag.“ Die Sorge, zu einem Notarzt zu müssen scheint dies noch zu steigern. „Damit habe ich keine guten Erfahrungen. Einmal war ich bei einem, der hat einen vereiterten Zahn ohne Betäubung aufgebohrt. Ein anderes Mal fand gar keine Behandlung statt, weil das Problem wohl nicht ernst genommen wurde.“
Nun ist Freitag, ihr Dad hat Geburtstag und sie wollen wegfahren, und die Praxis hat nur vormittags geöffnet.
Trotz des Nebels und der frischen Kühle war der Tag in Lübeck recht angenehm. Tamsin ist ein wenig traurig, dass sie morgens und nicht Abends dort sein konnten, weil morgens noch alle Buden geschlossen und auf dem Lübecker Weihnachtsmarkt noch gar nichts los war. „Na und. Wir kennen das doch schon. Es ist doch sowieso jedes Jahr dasselbe.“; meint ihre Mom, und auch Tamsin versucht, sich an diesem Wissen zu trösten. Dennoch wäre sie gerne durch den Märchenwald an der alten Kirche flaniert.
Bei Niederegger hat ihre Mom das erste mal die Teure Torte gekauft. Tamsin wollte sie schon immer mal probieren. Die Torte dort ist so süß und cremig, ganz anders als die vom normalen Bäcker. „Obwohl die Stücke winzig scheinen, fühlt man sich danach, als hätte man die ganze Torte verputzt!“ Ihre Mom hat bei der dunkelhäutigen Verkäuferin neben Berlinern ein Stück Negerkusstorte bestellt. Diese hat sie daraufhin irritiert angestarrt. War daran etwa etwas rassistisch? Ihre Mom ist mit dieser Bezeichnung aufgewachsen. Tamsin ebenfalls. „Es ist nicht einfach, sich an neuen Bezeichnungen für alte Dinge zu gewöhnen.“, weiß Tamsin, die das Wort Schaumküsse noch nie in ihrem Leben verwendet hat. „Ich finde, etwas ist nur rassistisch, wenn man es dazu macht.“, so Tamsin. „Früher hießen die Dinge nun mal anders, und ich finde es ein wenig übertrieben, dass alles unbenannt und selbst alte Märchen zensiert werden, nur weil einige gewisse Worte als Beleidigung missbrauchen.
Im Anschluss waren sie Sushi essen. „In einem kleinen unscheinbarem Laden in Lübeck gibt es das beste Sushi überhaupt.“