Freitag, 25. November 2016

Ein besonderer Tag



Ein sonderbarer Traum erschüttert Tamsin. „Ich habe geträumt, ich hätte meine Brücke und dazu einen Teil meiner Zähne verloren. Ich bin mit den Zähnen in der Hand auf der Suche nach einem Zahnarzt umhergeirrt, voller Sorge, dass ich nun nie wieder etwas richtig schön Knuspriges, Hartes essen würde können. Dann bin ich schlafen gegangen und als ich aufgewacht bin, hatte ich die Zähne immer noch in der Hand. Das war kein Traum, stellte ich beunruhigt fest.“ Bis Tamsin am frühen Morgen dann wirklich aufwachte. Der Traum war so real, dass sie ihre Zähne mit der Zunge abfühlte, um auf Nummer sicher zu gehen. „Derweil plagen mich sowieso immer mal wieder Schmerzen, was wohl die Ursache für derartig unterbewusste Ängste sein könnte.“ Und das ausgerechnet jetzt zur Weihnachtszeit! Oder zum Wochenende. „Ich habe oft Zahnprobleme. Aber immer, wenn es so schlimm wird, dass ich zum Art muss, ist Wochenende oder Feiertag.“ Die Sorge, zu einem Notarzt zu müssen scheint dies noch zu steigern. „Damit habe ich keine guten Erfahrungen. Einmal war ich bei einem, der hat einen vereiterten Zahn ohne Betäubung aufgebohrt. Ein anderes Mal fand gar keine Behandlung statt, weil das Problem wohl nicht ernst genommen wurde.“
Nun ist Freitag, ihr Dad hat Geburtstag und sie wollen wegfahren, und die Praxis hat nur vormittags geöffnet.
Trotz des Nebels und der frischen Kühle war der Tag in Lübeck recht angenehm. Tamsin ist ein wenig traurig, dass sie morgens und nicht Abends dort sein konnten, weil morgens noch alle Buden geschlossen und auf dem Lübecker Weihnachtsmarkt noch gar nichts los war. „Na und. Wir kennen das doch schon. Es ist doch sowieso jedes Jahr dasselbe.“; meint ihre Mom, und auch Tamsin versucht, sich an diesem Wissen zu trösten. Dennoch wäre sie gerne durch den Märchenwald an der alten Kirche flaniert.
Bei Niederegger hat ihre Mom das erste mal die Teure Torte gekauft. Tamsin wollte sie schon immer mal probieren. Die Torte dort ist so süß und cremig, ganz anders als die vom normalen Bäcker. „Obwohl die Stücke winzig scheinen, fühlt man sich danach, als hätte man die ganze Torte verputzt!“ Ihre Mom hat bei der dunkelhäutigen Verkäuferin neben Berlinern ein Stück Negerkusstorte bestellt. Diese hat sie daraufhin irritiert angestarrt. War daran etwa etwas rassistisch? Ihre Mom ist mit dieser Bezeichnung aufgewachsen. Tamsin ebenfalls. „Es ist nicht einfach, sich an neuen Bezeichnungen für alte Dinge zu gewöhnen.“, weiß Tamsin, die das Wort Schaumküsse noch nie in ihrem Leben verwendet hat. „Ich finde, etwas ist nur rassistisch, wenn man es dazu macht.“, so Tamsin. „Früher hießen die Dinge nun mal anders, und ich finde es ein wenig übertrieben, dass alles unbenannt und selbst alte Märchen zensiert werden, nur weil einige gewisse Worte als Beleidigung missbrauchen.
Im Anschluss waren sie Sushi essen. „In einem kleinen unscheinbarem Laden in Lübeck gibt es das beste Sushi überhaupt.“

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