Ein sonderbarer Traum erschüttert
Tamsin. „Ich habe geträumt, ich hätte meine Brücke und dazu einen Teil meiner
Zähne verloren. Ich bin mit den Zähnen in der Hand auf der Suche nach einem
Zahnarzt umhergeirrt, voller Sorge, dass ich nun nie wieder etwas richtig schön
Knuspriges, Hartes essen würde können. Dann bin ich schlafen gegangen und als
ich aufgewacht bin, hatte ich die Zähne immer noch in der Hand. Das war kein
Traum, stellte ich beunruhigt fest.“ Bis Tamsin am frühen Morgen dann wirklich
aufwachte. Der Traum war so real, dass sie ihre Zähne mit der Zunge abfühlte,
um auf Nummer sicher zu gehen. „Derweil plagen mich sowieso immer mal wieder
Schmerzen, was wohl die Ursache für derartig unterbewusste Ängste sein könnte.“
Und das ausgerechnet jetzt zur Weihnachtszeit! Oder zum Wochenende. „Ich habe
oft Zahnprobleme. Aber immer, wenn es so schlimm wird, dass ich zum Art muss,
ist Wochenende oder Feiertag.“ Die Sorge, zu einem Notarzt zu müssen scheint
dies noch zu steigern. „Damit habe ich keine guten Erfahrungen. Einmal war ich
bei einem, der hat einen vereiterten Zahn ohne Betäubung aufgebohrt. Ein
anderes Mal fand gar keine Behandlung statt, weil das Problem wohl nicht ernst
genommen wurde.“
Nun ist Freitag, ihr Dad hat
Geburtstag und sie wollen wegfahren, und die Praxis hat nur vormittags
geöffnet.
Trotz des Nebels und der frischen
Kühle war der Tag in Lübeck recht angenehm. Tamsin ist ein wenig traurig, dass
sie morgens und nicht Abends dort sein konnten, weil morgens noch alle Buden
geschlossen und auf dem Lübecker Weihnachtsmarkt noch gar nichts los war. „Na
und. Wir kennen das doch schon. Es ist doch sowieso jedes Jahr dasselbe.“;
meint ihre Mom, und auch Tamsin versucht, sich an diesem Wissen zu trösten.
Dennoch wäre sie gerne durch den Märchenwald an der alten Kirche flaniert.
Bei Niederegger hat ihre Mom das
erste mal die Teure Torte gekauft. Tamsin wollte sie schon immer mal probieren.
Die Torte dort ist so süß und cremig, ganz anders als die vom normalen Bäcker.
„Obwohl die Stücke winzig scheinen, fühlt man sich danach, als hätte man die
ganze Torte verputzt!“ Ihre Mom hat bei der dunkelhäutigen Verkäuferin neben
Berlinern ein Stück Negerkusstorte bestellt. Diese hat sie daraufhin irritiert
angestarrt. War daran etwa etwas rassistisch? Ihre Mom ist mit dieser
Bezeichnung aufgewachsen. Tamsin ebenfalls. „Es ist nicht einfach, sich an
neuen Bezeichnungen für alte Dinge zu gewöhnen.“, weiß Tamsin, die das Wort
Schaumküsse noch nie in ihrem Leben verwendet hat. „Ich finde, etwas ist nur
rassistisch, wenn man es dazu macht.“, so Tamsin. „Früher hießen die Dinge nun
mal anders, und ich finde es ein wenig übertrieben, dass alles unbenannt und
selbst alte Märchen zensiert werden, nur weil einige gewisse Worte als
Beleidigung missbrauchen.
Im
Anschluss waren sie Sushi essen. „In einem kleinen unscheinbarem Laden in
Lübeck gibt es das beste Sushi überhaupt.“
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