Ja Telefonieren gehört zu den Dingen, bei
denen Tamsin das größte Unbehagen verspürt. Seltsam, da sie doch weiß, dass
genau dies etwas ist, wobei ihr am wenigsten passieren kann. „Ich habe einen
wichtigen Anruf bezüglich der Arbeit vor mir.“ Aufgrund ihrer Angststörung
klopft ihr Herz wie wild. Mit zitternden Händen fummelt sie an ihrem Radio
herum, versucht, ein Lied zu finden, dass sie auf andere Gedanken bringt. Wie
unwahrscheinlich… Nicht einmal ihre Lieblings Anime Serie hatte sie an den
vorigen Tagen ablenken können. Seit Tagen denkt sie an nichts Anderes. Die
Szene verfolgt sie bis in ihren Träumen. Daran erkennt sie, wie sehr diese
Angst ihr Unterbewusstsein dominiert. „Und heute ist es so weit. Vergangene
Nacht hatte ich einen Traum, wie ich mit dem Telefon in der Hand dasitze und
gerade dann all die Situationen eintreffen, vor der ich mich immer fürchte.“
Sie wünscht sich, dass diese überflüssigen Ängste doch verschwinden mögen. Sie
bewundert die Menschen, die keine Angst, sondern Freude in solchen Situationen
fühlen.
Nachdem dies erledigt war fühlte Tamsin, wie
ein großer Teil ihrer angestauten Ängste ganz langsam wie klebriges Öl von
ihrer Seele glitt. Nach ungefähr einer Stunde konnte sie schon wieder lächeln.
„Ich habe auf dieses Telefonat mehr als eine Woche gewartet.“ Erfüllt von
Erleichterung und neuer Freude macht Tamsin sich daran, einen alten Stuhl zu vergolden.
Das hatte sie schon seit langer Zeit tun wollen. Die Tagelang andauernde
Lustlosigkeit schwindet und Tamsin empfindet endlich wieder Freude daran, Dinge
zu tun, die getan werden mussten.
Der Rest des Tages wurde dann
noch durchaus ereignisreich. Tamsin hat einen neuen Schreibtisch bekommen.
Einen Alten mit gewölbten Beinen, der zu ihrer antiken Couch passt. Tamsin
verbrachte zusammen mit ihrer Mom den halben Tag mit Umräumen. „Wer hätte
gedacht, dass der Austausch eines kleinen Möbelstückes so viel Arbeit verursachen
kann.“ Die größte Mühe bereitet ihr der Platzmangel. Der alte Tisch beinhaltet
so viel Krempel, dass Tamsin gar nicht weiß, wohin damit. „Ich musste die
Schubladen komplett entleeren und herausnehmen, damit der Tisch nicht so schwer
ist.“ Zudem hat sie keine anständigen Kartons, wo das Zeug reinkönnte. Die
zweite Hürde war, dass der neue Tisch durch die Hintertür hineingehievt werden
musste. Über den Alten, der davorstand.
Ängste gibt es
viele. Ängste sind lästig. Meistens. Es gibt aber auch gute Ängste. Tamsin
selbst kennt drei verschiedene Arten der Angst.
Die erste ist die Süße Angst.
Diese verspürt man gerne. Sie gibt einen den Kick. Angstjunkies stürzen sich
aus Flugzeugen, um sich an ihr zu laben. Einfacheren Menschen genügt die Fahrt
mit der Achterbahn. Oder ein gruseliger Horrorfilm. Ein kurzer Schrecken, über
den man später lachen kann, fühlt sich gut an.
Die zweite Art der Angst ist
schon weniger berauschend. Sie lähmt den Körper und man ist sozusagen starr vor
Schreck. In solchen Situationen wünscht man sich am liebsten unsichtbar zu
sein. der Atem stockt, man hält die Luft an, während man fühlt wie das Herz
immer schneller schlägt.
Die dritte Art der Angst ist die
Angst vor etwas was einem bevorsteht. Man weiß, dass etwas Unangenehmes auf
einen zukommen und man will ich verhindern kann aber nicht. ein rasendes Herz
tritt bei jeder Angst auf, doch diese Art der Angst zieht sich in die Länge so
lange bis es überstanden ist. Währenddessen bekommt man die Symptome der Angst
deutlich zu spüren.
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