Samstag, 19. November 2016

Alle Jahre wieder …



Wie alle Jahre wieder fand auch dieses Jahr wieder der kleine Weihnachtsmarkt in der Dorfscheune statt. Tamsin ist zusammen mit ihren Eltern dorthin gefahren. Wobei sie die Scheune auch problemlos zu Fuß hätten erreichen können. Der dortige Weihnachtsmarkt ist wie jeder Weihnachtsmarkt, und jeder Weihnachtsmarkt ist kaum anders, als der im vorherigen Jahr. Und im Grunde interessiert sich Tamsin auch gar nicht für weihnachtlichen Schnickschnack. Das tat sie noch nie. Gestrickte Socken, Engel und andere Bastellein gab es dort zu bewundern. „Einiges mag ja ganz hübsch aussehen, aber kaufen würde ich mir so etwas nicht. Und auch nicht vor dem Fenster aufstellen. Ich stehe eben mehr auf Totenköpfe und Drachen.“ Das heißt nicht, dass Tamsin kein Fan von Weihnachten ist. „Wir haben noch nicht einmal Dezember, und ich höre schon Weihnachtsmusik.“ Moderne Popmusik mit weihnachtlichen Texten versteht sich.
Ja, in Wahrheit hat Tamsin ihre Eltern nur aus Langeweile begleitet. „Ich muss mal raus hier. Mal etwas Anderes sehen. Mich bewegen.“ Die Scheune ist kühl und düster. Durch die Ritzen zwischen den Brettern schimmert Tageslicht. Auf dem Weihnachtsmarkt hat sie ihre Oma getroffen. Tamsin ist nicht gerade begeistert, wenn ihre Eltern jemanden Treffen, mit denen sie sich stundenlag unterhalten können, über alle möglichen Themen, die eigentlich gar nicht interessieren. „Ich kann dann immer danebenstehen – oder sitzen – und zuhören. Wie ist das Leben, was macht die Arbeit, wie geht’s dem Hund…“ Es sind doch immer dieselben Themen. Tamsin trägt nie viel dazu bei. Ihre Verwandten wissen, wie ruhig und zurückhaltend sie ist, weshalb sie selten große Beachtung in Gesprächskreisen findet. Sie ist eben keine große Tratschtante. Wenn es zu lange dauert, fängt Tamsin auch schon einmal an, herumzunörgeln. Sie ist kein Kind, das keine Geduld hat, aber sie hasst es, auf ihre Eltern warten zu müssen. Ihre Mom hatte bereits am Anfang angekündigt, keinen Glühwein trinken zu wollen. Doch um Tamsin bei Laune zu halten hat sich ihr und sich dann doch einen Pott geholt. So saßen sie da in einer dunklen Ecke, bis die Tassen leer waren. Hinter Tamsin fand ein Kuchenverkauf statt, weshalb sie stets aufpassen musste, dass niemand im Rückwärtsgehen aus Versehen gegen ihren Arm stieß und sie sich das heiße Gebräu über ihre Oberschenkel goss. „Ja, es war echt dunkel dort! Ich finde, ich hatte Glück!“

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