Freitag, 30. Juni 2017

Tamsin näht ein Kissen.



Diese Woche hat Tamsin an einem Kissen gearbeitet mit einem goldenen Pentagramm drauf. Nie zuvor hat sie in ihrem Leben richtig genäht. Umso größer die Herausforderung. „Die anderen meinten, es wäre schwer.“ Zu schwer. Und das war es auch. Alles passend ausschneiden, zusammenlegen, auf den Stoff kleben, ohne, dass es verrutscht. „Dafür brauchte ich einen ganzen Tag.“
Dann wurde es zusammengenäht. Dabei hat sich der Faden ständig verheddert oder ist gerissen. Aber auch die anderen haben sich über die „schlechten“ Maschinen beklagt. „Einmal hatte es sich so verheddert, dass der Stoff aus der Maschine rausgeschnitten werden musste.“ Nun klafft im strahlenden Gold ein kleines, schwarzes Loch. Tamsin ist traurig, macht eine Pause, bis jemand kommt, der die Maschine wieder betriebsbereit macht. Viele sind ratlos. Doch letztlich wird alles gut und Tamsin näht weiter, den aufkommenden Rückenschmerzen zum Trotz. „Um eine Änderung der Körperposition zu rechtfertigen, bin ich auf die Toilette gegangen.“ Tamsin war zwar im Raum ganz alleine; die anderen waren im Kiosk oder am Computer, aber falls jemand gekommen wäre...

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Jaaaaaa!


Montag, 26. Juni 2017

Ein Horror Wochenende


Es war Freitag. Der Zahnarzt hatte nicht mehr auf. Hätte Tamsin geahnt, was auf sie zukommt, wäre sie früh morgens hingegangen. „Was soll ich dazu sagen? Es ist wie damals.“ Der scharfe Zahn kratzt ihre Zunge auf. Am schlimmsten ist es nachts, wenn sie kein Kaugummi darüberlegen kann. Tagsüber fängst am Zahnfleisch an zu brennen. Und auch am Zahn selbst. Als würde der Mist, der in den Kaugummis enthalten ist, die haut reizen. Vor Schmerzen konnte Tamsin kaum schlafen. „Es hat mir die Zunge aufgescheuert...“

Sonntag gesellten sich dann Kopfschmerzen dazu. „Die typischen auf der linken Seite, die meistens drei Tage andauern.“ Diesmal waren sie jedoch so heftig, dass Tamsin den Tag über nur im Bett lag. Es hat mit dem Darm zu tun, wie sie inzwischen weiß. Aspirin helfen nie. Daher nimmt sie diesmal etwas für den Darm, damit... „Das kann man sich jawohl denken!“
Montagmorgen haben die Kopfschmerzen sie aus den Schlaf gerissen. Zu ihrem Verdruss – Die ganze Zeit über plagt es mich, heute geh ich zum Zahnarzt! - schmerzt ihre Zunge nicht mehr. Naja, nicht mehr so doll. Später kamen die Kopfschmerzen noch in kleinen Schüben.

Freitag, 23. Juni 2017

Beim Zahnarzt

Tamsin hatte es nicht mehr ausgehalten. Sie war gestern beim Zahnarzt. Die Ecke, die unerbittlich gegen ihre Zunge kratzt, wurde abgeschliffen. „Und nun ist es schlimmer als vorher.“ Es ist wie damals. Obwohl die scharfe Stelle weg ist, kratzt und sticht es noch immer an der Zunge. „Ich konnte kaum schlafen.“ Und nachts ein Kaugummi drüberlegen, das geht auch nicht.
Gerne würde Tamsin heute wieder hin, damit endlich etwas gegen die Schmerzen gemacht wird. Aber was? Naja, da ihr Dad einen Termin hat und daher nicht fahren kann, wird Tamsin es auf nächste Woche verschieben müssen. Dieses Wochenende wird nicht angenehm.

Dies war einer der schönsten Tage in der Maßnahme. Es gab Kaffee und Tamsins gebackenen Kuchen, der heute noch mit Guss + bunten Streuseln verziert wurde. Den anderen hats geschmeckt, auch wenn der Kuchen inzwischen ein wenig trocken war. Sie loben Tamsin. Ja, alle freuen sich. Doch niemand weiß, wie Tamsin alleine und verzweifelt in der Küche stand, den Tränen nahe, weil ihr verkorkster Geist sich mit der Situation überfordert war.

Um 12 war Schluss. „Dann kann ich ja noch zum Zahnarzt gehen.“, denkt Tamsin glücklich und doch, unsicher, ob dort bis um 12 oder um 14uhr geöffnet ist. Letzteres hätte sie geschafft. Doch Tamsin ist glücklos, und wütend greift sie nach den Kaugummis, ihrem Zungenschutz, als sie feststellt, dass es auch diesmal nicht anders ist.