Donnerstag, 21. März 2019

Diagnose


Diagnose

In ihrer Kindheit war Tamsin sehr ruhig. Weil sie sich nie getraut hatte mit den anderen Kindern zu sprechen, machte sie mit dem Werfen von Stiften durch das Klassenzimmer auf sich aufmerksam. „Ich erinnere mich daran, dass ich als Kind bei zwei Psychologen war. Die konnten mir nicht helfen, woraufhin mein Vater beschlossen hatte, dass keiner mir helfen kann und ich zu keinem mehr hin gehen solle.“
Mit 12 oder 13 war Tamsin bei einer älteren Frau. Anfangs war sie dort gerne. Die Sitzung bestanden daraus, dass Tamsin ihr ihre Aufnahmen von sich auf MC Kassette vorgespielt hat. „In dem Alter habe ich mich oft wie ich singe oder quatsch rede aufgenommen.“ Die Frau fand das gut, und Tamsin hat das auch Spaß gemacht. „Angeblich wurde diese Therapie nach einigen Monaten beendet, weil ich mit ihr nichtmehr gesprochen habe.“, wurde damals gesagt.
Ein anderer Psychologe war auf Fehmarn. Es begann damit, dass Tamsin Blut abgenommen wurde. Weil er im Arm keine Vene fand, wurde die Hand genommen. Mehrmals wurde zugestochen, was Tamsin überaus unangenehm war. An das Ergebnis erinnert sie sich nicht mehr. Danach war sie kein zweites Mal dort.

Ratschläge bezüglich Therapie von Lehrerin aus der Schule wurden vom Vater abgelehnt. Er glaubte, die würden nur wollen, dass Tamsin als Behindert eingestuft und dann kein normales, selbstbestimmtes Leben mehr führen könne.

Obwohl Tamsin bereits in früher Kindheit durch ihre Andersartigkeit auffällig wurde, erhielt sie ihre erste Diagnose erst im Jahre 2015. Und das auch nur, weil die nötig war, damit Tamsin die betreute WG einziehen konnte.
Die Diagnose dauerte weniger als 3 Sitzungen und beinhaltete Sozialphobie, selek. Mutismus und Angststörung. „Der Psychologe wollte die Praxis zeitnah verlassen, sodass für intensivere Gespräche kaum Zeit war. Letztlich war sie eine Zusammenfassung aus Vermutungen der Betreuerin aus BQOH, dem Arzt und Google, aus dessen Suchergebnissen ich meine Probleme besagten Störungen zugeordnet hatte. Am Schluss wurde die Diagnose von der Sprechstundenhilfe ausgedruckt, weil der Arzt dann schon nichtmehr da war.“

Ende 2017 zog Tamsin in die WG ein. Der dortigen Betreuerin fiel auf, dass die angegebenen Diagnosen nicht so recht mit Tamsins Verhalten übereinstimmten und veranlasste eine erneute Diagnose bei einer Ärztin in Lübeck. Diese dauerte beinahe ein ganzes Jahr aufgrund der Wartezeiten zwischen den freien Terminen. In dieser Zeit lernte Tamsin, alleine mit dem Zug dorthin zu fahren, was anfangs undenkbar war.
Eine ganze Weile wusste Tamsin nicht, wie es mit ihr weitergehen würde. Auch das Jobcenter brauchte die Diagnosen.


 



Rest Folgt.....

1 Kommentar:

  1. ist das denn so wichtig, dass man eine Diagnose vom Arzt bekommt??
    Hauptsache, man hat Spass am Leben, Das zählt!

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