Dienstag, 8. November 2016

Sorgen und Ängste

Wie geht es Lucy auf ihrer neuen Arbeitsstelle? „Durch die ständige Aufregung fühle ich mich weniger sorglos.“ Durch ewige Sorglosigkeit versinkt sie schnell in einer Traumwelt. Entwickelt Gedanken, die um sie kreisen. Die Realität schwindet, schweift ab und es manifestieren sich Stimmungen, Persönlichkeiten, die gar nicht existieren. Aber es ist ihr egal. Es fühl sich gut an. Sorgen und Ängste, wie auch Schmerz, wenn man zB. krank ist, helfen, die Realität aufrecht zu erhalten. „Tatsächlich beginnen die Sorgen schon am frühen Morgen. An der Haltestelle stehen oft Jungs, die einen andauernd vor die Füße spucken sich dabei in einer fremden Spracheunterhalten. Sie spucken ununterbrochen, als ob die ein gesundheitliches Problem hätten. Es herrscht noch wenig Verkehr, darum hört man dieses leise Plätschern umso deutlicher. Ich vermeide es, sie anzusehen, habe aber dennoch ewig das Gefühl, der nächste könnte mich ins Gesicht treffen. Ich will Abstand zur Haltestelle nehmen, weil diese elenden Kiffer ununterbrochen alles vollqualmen. Ist einer fertig, fängt der nächste an. Ist der fertig, steckt der sich direkt noch eine an. Ich hasse den Gestank von Nikotin am Morgen. Ich muss aber in der Haltestelle bleiben, weil der Bus immer direkt vor dem Schild davor anhält. Es gibt nur wenig freie Plätze und wenn ich die anderen auch noch vorlasse, erwischt mich das Pech, neben einem dieser Spucker sitzen zu müssen.“ Lucy fährt nicht gern im Stehen Bus. Während sie einsteigt achtet sie immer darauf, ob sich ein Arbeitskollege unter den Fahrgästen befindet. So gibt es jemanden, der sich „kümmert“, falls der Fahrer wieder einmal die Türen nicht öffnet. Entdeckt sie keinen, würde sie wohl eine Haltestelle vorher aussteigen. „Ich müsste dann weiter laufen, aber egal. Wut ist stärker als Angst, und es macht mich wütend zu Dingen gebracht zu werden, die ich nicht mag, trotzdem ist es unangenehm.“ Sich im Gedrängel zwischen lauten Schülern nach vorne zu kämpfen, um den Fahrer anzusprechen ist wahrhaft unangenehm. „Wie würden alte Leute, die keine Kraft haben, dagegen anzukommen, wohl mit sowas umgehen?“

Gestern hat Tamsin wieder die meiste Zeit mit Falten verbracht. „Ich bastele nicht gerne. Falten, ja, das macht Spaß, aber sobald Schneien und Kleben ins Spiel kommt sinkt meine Stimmung in den Keller.“ Bei fast sechs Stunden ununterbrochen Falten passiert dies allerdings ebenfalls. „Ich habe gesagt, dass ich keine Lust auf sowas hab. Vielleicht kann ich jetzt etwas malen.“ Möbel verzieren, das tut sie gerne. Auch Privat. „Leider ist meine Motivation im A***. Am Anfang hatte ich Spaß, aber die Zeit vergeht dort seeeehr langsam. Die Werkstatt ist kalt und laut. Wegen des Lärms nehmen die Ängste zu, da ich nicht nur Fürchte, nicht gehört zu werden, sondern es genau weiß!“ Ein vermutlicher Grund ihrer Phobie.
Wenn es etwas Positives berichten könnte: „Meine Erkältung lässt spürbar nach. Die Nase läuft noch. Wenigstens tut der Hals nichtmehr weh, das ist die Hauptsache.“

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