Irgendwann wird Tamsin
sich fragen, warum sie all das aufschreibt. Ihre Gedanken, ihre
Erlebnisse. Bereits heute schwirrt jene Frage durch ihren Kopf.
Tamsin kennt die Antwort. Und diese erfüllt sie mit Kummer. „Ich
bin allein. Ich habe niemandem zum Reden. Keine Freunde. Nur die
Eltern, aber mit denen gibt es nicht viel zu besprechen. Früher
hatte ich die Chats. Aber seit ich erwachsen bin und dementsprechend
auch mit Erwachsenen schreibe, macht chatten keinen Spaß mehr. Diese
Chatter wollen immer nur über das eine schreiben. Wie ätzend! Etwas
aufzuschreiben ist, als würde man ein Gespräch führen. Etwas
erzählen. Nur, dass man nicht weiß, wer zuhört und, dass es keine
Antwort darauf gibt. Trotzdem, das Gefühl ist irgendwie…
befriedigend. Man muss seine Gedanken loswerden, sonst ziehen sie
immer weiter ihre Kreise, lassen einen nie los, kehren immer wieder
zurück.“ Tamsin versucht, diese Momente, in denen sie sich leer
und verloren fühlt, zu verdrängen. Fernsehen lenkt ab. Vertreibt
diese Gedanken, auch wenn stets in Reichweite bleiben, nur darauf
warten, Tamsins Geist mit melancholischer Düsternis zu erfüllen.
Zwölf Jahre ist es nun schon her, seit sie die Stadt verlassen und
aufs Dorf gezogen sind; sie und ihre Eltern. Damals war sie sechzehn.
Der achtzehnte Geburtstag war der letzte, den sie mit einer Person
verbracht hatte, die nicht zu ihrer Familie gehört. Seither ist sie
allein. Und die Tatsache, dass sie es zwölf Jahre lag nicht
geschafft hat, ihr Leben Lebenswert zu gestalten, lässt sie
vermuten, dass sie es auch in Zukunft niemals schaffen wird.
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