Derweil
schaut Tamsin eine Serie, in der es um die fiktive japanische
Schülerkrankheit namens Chunibyo geht. Es bedeutet sozusagen, in
einer Traumwelt zu leben, in der alles so geschieht, wie man es gerne
möchte. Dies erinnert Tamsin an ihre damalige Schulzeit. In ihrer
Grundschulzeit gab es Phasen, in denen sie die Pausen oft alleine
verbracht hatte. Ja, oft hat sie mit anderen Schülern auch Hoch-
oder Rot-Ticker gespielt, aber Tamsin weiß noch, dass es eine lange
Zeit gab, in der sie in der Pause immer nur an derselben Stelle auf
einem Gully mitten auf dem Schulhof stand und die Möwen beobachtet
hatte. Viele davon zogen ihre Bahnen über das Gelände, suchend nach
Brot und anderem Essen, dass die Schüler achtlos herunterfallen
gelassen haben. Während der Beobachtung hat Tamsin sich immer
einzelne Vögel rausgesucht und sich dabei vorgestellt, sie würde
sie steuern. Wie ein Modellflugzeug. „Die Pausen waren langweilig
und schienen immer eine ganze Ewigkeit anzudauern. Ich brauchte halt
etwas, um mich abzulenken.“ Und das funktionierte.
Auch in
späteren Zeiten hat sie die Realität nie wirklich ernst genommen.
Sie mochte Fantasy-filme und wünschte sich, die Welt wäre, wie
dort.
Eine
Klassenkameradin hatte ihr einmal gesagt, Tamsin lebe in einer
„Traumwelt“, aus der sie aufwachen müsse. Es hat über zehn
Jahre gebraucht, bis ihr bewusst wurde, dass das Mädchen damit Recht
hatte. Doch Tamsin weigert sich aufzuwachen. Die Realität ist
niederschmetternd. „Ich weiß, dass ich arm dran bin. Keine Arbeit,
keine Freunde, aber dafür tausend Ängste, die mich in den Schatten
fesseln.“ Würde sie sich bemühen, sich dieser Realität immer und
überall bewusst zu sein, würde sie womöglich darüber verrückt
werden.
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