Mittwoch, 11. Januar 2017

Dunkelheit

Tamsin ist heute morgen ein wenig frustriert. Sie sitzt nämlich im Dunklen. Naja, fast. Seit ihre Glühbirne vor einiger Zeit kaputtgegangen ist, musste sie mit einer etwas Schwächeren vorlieb nehmen. Doch die flackerte ungemein. Und hell war sie auch nicht sonderlich. Da die Birne nicht in einer Lampe sondern nur in einer losen Fassung an der Decke baumelt, erscheint ihr das Flackern umso stärker. Also hat ihr Dad eine neue eingeschraubt. Doch die ist noch viel dunkler. Das Licht des Computerbildschirms blendet in ihren Augen, obwohl sie es schon auf die niedrigste Stufe eingestellt hat. „Wenn gewollt, könnten Glühbirnen mehrere Jahre halten!“, weiß Tamsin, die bereits öfters Berichte gelesen hat, in denen behauptet wird, dass Glühbirnen absichtlich kurzlebig gebaut werden, damit die Industrie mehr daran verdient. Würden die Dinger ewig halten, brächte man keine Neuen kaufen, und die großen Firmen leben von ihren Käufern! Natürlich gibt es dafür keine offiziellen Beweise, und so lange es die nicht gibt, ist alles, wie es ist, und das ist normal. Die Wut verfliegt und jetzt ist Tamsin nur noch traurig, dass sie so lange im Halbdunkeln ausharren muss, bis ihre Eltern daran denken, eine Neue mitzubringen. Wirklich zu dumm, dass das Dorf, in dem sie ausharrt, über kein Geschäft verfügt!

Draußen herrscht der Winter. „Überall liegt Schnee, nur bei uns nicht.“ Es ist einfach nur kalt.
Tamsin lüftet im Laufe des Tages, weil es in ihren Gemächern schon wieder nass und feucht geworden ist. Das passiert stets im Winter. Plötzlich ruft ihr Dad: „Mach das Fenster zu, sonst wirst du krank!“ Tamsin schließt das Fenster und wartet, bis er wieder weg ist. Dann macht sie es wieder auf und genießt einen frischen Atemzug.

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