„Oft
bricht die Panik über mich herein, irgendwann das Leben leben zu müssen, das
andere mir vorschreiben. Vollzeit in einer Fabrik zu ackern, oder im Akkord zu
putzen, nur, damit ich mir eine Wohnung leisten kann, die mir nicht gefällt und
ein Auto, das ich nicht brauche.“
„Ich
schwöre auf meinen Klee, mir niemals das Leben aufzwingen zu lassen, das andere
von mir verlangen! Ich würde niemals im Namen des Klees lügen!“
„Trotz des
schönen Wetters und der Vorfreude auf dem Jahrmarkt morgen habe ich abends
wieder Kummer. Denn in der Kochgruppe wurde für kommenden Montag Pizza geplant.
Eigentlich schmeckt die gut. Allerdings kam mir die Situation von letzten mal
wieder in Erinnerung. Unangenehm. Die anderen Leute war nämlich der Meinung
dass der Käse über das Gemüse gehört also ganz nach oben. Ich habe
widersprochen und mir wurde gesagt ich sei im Unrecht. Dann habe ich im
Internet geschaut und dort steht, dass der Käse eigentlich ganz nach unten
gehört, es aber keine feste Regelung dafür gibt. Ich hasse es, wenn jemand
behauptet ich sei im Unrecht, obwohl seine Ansicht in Wahrheit die falsche ist.
Alles was ich sage ist falsch, denke ich oft. Und das stimmt mich traurig. Das sorgt
dafür, dass mir die Motivation fehlt, zu reden und die Ängste und
Sprachbarrieren zu überwinden. Wozu auch, wenn sowieso alles falsch ist was ich
sage oder mir nur Ärger bereitet. Ich rede weniger oder gar nicht mehr. Dann
kann ich nichts Falsches sagen. Dann können andere mir kein schlechtes Gewissen
machen und so ist das Unglück minimiert. Überhaupt denke ich in letzter Zeit
wieder öfters an die Zukunft. Oder besser gesagt an die Sache mit einer eigenen
Wohnung. Die Wohnungsknappheit wird immer größer. Leute sagen sie suchen und
finden nix. Sie suchen Jahre aber selbst auf den langweiligen Dörfern gibt es
nur noch große teure Wohnungen und keine kleinen günstigen. Gerne würde ich mir
die größte Mühe geben die die es gibt, um alle Probleme meiner Psyche aus der
Welt zu schaffen. Und normal zu werden. Aber wozu die Mühe, wenn ich, wenn ich
geheilt bin, sowieso keine Wohnung finde oder nur irgendein viel zu kleines
Zimmer am Rand der Stadt oder noch weiter weg, dass sonst niemand haben will.
Dann gehen die ganzen Probleme von damals wieder los, wo ich auch dabei
jahrelang erstmal nur normale Wohnung gesucht habe. Sich bei diesen
Wohnungsbaugesellschaften anmelden und betteln und jeden Tag suchen und dann
doch ignoriert zu werden, wenn man was findet.“
Tamsin
glaubt sich unwohl in ihrem Wohnhaus zu finden. Das Erdgeschoss indem sie wohnt
ist fast leer. Es stehen zwei Zimmer leer. Es ärgert Sie, dass immer Sie den
Geschirrspüler auslernen muss. Sie allein. Aber sie traut sich nicht etwas zu
sagen, weil sie Angst hat, dass das auch das wieder falsch ist.
Ihr
Bedürfnis sich mit den anderen Leuten zu unterhalten schwindet, weil sie weiß,
dass sie entgegen ihrer damaligen Erwartung hier sowieso keine Freunde findet
und ein paar Standardfloskeln abzuarbeiten ist sinnlos. Das macht nicht viel
Spaß.
Aber sie
kann froh sein. Es hätte auch schlimmer kommen können. Noch bei den Eltern zu
wohnen, das wäre schlimm. Oder irgendwo hinzukommen, wo sie geärgert werden
würde. Sie kann sich glücklich schätzen, denn sie hat es eigentlich ganz gut.
Alles, was keine Schmerzen bereitet, egal ob seelisch oder körperlich, ist gut
und sollte wertgeschätzt werden. Die Vorstellung, dass alles irgendwie doch
noch viel besser sein könnte als es ist, ist undankbar. Neue nette Freunde zu
finden, die ihre Zeit mit ihr verbringen und schöne Sachen unternehmen, das
wäre jetzt wohl zu viel verlangt. So viel Glück hat sich nicht. Da kann sie
noch so viel Klee haben. Es ändert nichts.
Auch vor
morgen steigt die Angst. Sie hat sich gefreut mit ihrer Internetbekanntschaft
auf den Jahrmarkt zu gehen und mit dem schnellen Karussell zu fahren. Denn sie
hasst es, alleine zu sein. Doch nun hat sie wieder Angst vor diesen Tag. Sie
weiß nicht was sie tun soll oder was von ihr erwartet wird. Von ihm. Nicht das
ist etwas Schlimmes geben würde, aber selbst einfache Gespräche fallen mir
schwer. Das weiß sie.
„Angeblich
kann man UFOs nur nachts sehen! Also ich glaube kaum, dass die Außerirdischen
mitten in der Nacht mit hellen Lichtern auf sich aufmerksam machen, nur, um
dann sofort grußlos wieder zu verschwinden!“
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