Seit
einigen Tagen ist Tamsin für Sonntag mit Dave verabredet. Sie planen ein
treffen. Am Strand. Und wollen grillen.
Den
Vormittag verbrachte Tamsin unter dem damit, mit eine Mitbewohnerin für Montag
einzukaufen. Das war gar nicht so schlimm. Die Frau war nett. Hat Tamsin sogar
mitentscheiden lassen, wie das Gericht, dass sie am Montag zubereiten, werden
soll. Über die Tatsache kommen Tamsin die Tränen, weil sie es gewohnt ist, dass
anderen ihre Meinung egal ist und sie immer nur tun muss, was die wollen.
Tamsin
hat sie Zeit genommen und fährt erst spät am Nachmittag zu den Eltern – und das
auch nur, weil ihre Oma im Sterben liegt und sie ins Heim fahren, um Lebewohl
zu sagen. “es war ein trauriger Anblick.“
Eigentlich
wollte Tamsin das WE ohne die Eltern verbringen. Langsam erkennt sie, dass es
auch schön sein kann, Zeit nur für sich zu nutzen. Einkaufen zu fahren mit dem
Rad, dass ihr Dad doch noch reparieren konnte. Oder in die Stadt zu gehen. …
Auch, weil ihre Betreuer langsam ungeduldig werden. >„Die Therapie kann
nicht weitergehen, wenn Tamsin ihr Leben weiterhin den Eltern widmet.“< Die
werden böse, und Tamsin ist sensibel und mag sowas nicht.
Draußen
ist es wie im Hochsommer!
Aber
hängt dies mit ihren schlaflosen Nächten zusammen? „Ich kriege nur schwer ein
Auge zu. Wache nachts auf und wälze mich hin und her.“ Heute wurde sie um 7 von
den Eltern am Telefon geweckt. Normalerweise steht Tamsin um 5 auf. Aber da sie
die halbe Nacht wach lag… Hm.
Am
Abend ist Feuerwerk an einer Seebrücke. Würden so spät noch Busse fahren und
wäre dies nicht so teuer, hätte sie Dave gefragt, ob er mit ihr dahin mag.
Er
hat sie vorhin gefragt, ob er bei ihr übernachten könnte. Tamsin ist verwirrt,
dass er das will. Und das macht sie traurig. Er ist so nett und Tamsin weiß
nicht was noch daraus wird und hat Angst vor Enttäuschungen. Hat er sie
wirklich gerne? Da sie Montag kochen hat, sagt sie, dass sowas noch nicht geht.
Nicht so spontan.
Und
bleibt betrübt. Mittwoch hat sie einen Termin beim Jobcenter. Es geht um die
Verlängerung der Maßnahme. Sie hat Panik, dass es wieder wird wie bei Frau Ti
und sie wieder Dinge tun muss, die sie depressiv machen, um zu erkennen, dass
das echte Arbeitsleben auch nicht immer alles rosig ist.
Tamsin
fühlt sich als könne sie die ganze nächste Woche durchweinen. Hoffentlich wird
sie den Tag am Strand mit Dave morgen genießen können.
Das
Feuerwerk am Abend war schon schön. Besser wäre es, hätten sie nicht 3 St. Warten
müssen, weil die Eltern so früh loswollten, aus Panik, dass sie später keinen
Parkplatz mehr abbekommen. „Wir haben Eis gegessen.“ Tamsin wollte einen
Cookiebecher. Aber anstatt Kekseis findet Tamsin unter der Sahne Vanilleeis! Sie
ist wütend. Hätte es am liebsten beanstandet. Doch ihre Mom will das nicht. Sie
hat Mitleid mit der Armen Verkäuferin, die auch so schon genug Stress hat und
für ihr Geld so hart arbeiten muss, sodass sie kurzerhand einen neuen Eisbecher
mit Kekseis bestellt, und Tamsins verschmähtes Vanilleeis selbst verspeist. Da
Tamsin das nicht zu bezahlen braucht, ist es ihr letztlich egal. Diese Tatsache
mindert ihre Wut ein wenig.
„Wir
sind ein bisschen rumgegangen und mit dem Handy verging die Zeit dann doch
recht schnell.“ Abgesehen von dem Akku, der immer leerer wurde.
Um
23:50 war Tamsin dann wieder daheim. Sie war todmüde! Ist sofort ins Bett
gefallen.
Dabei
fasst sie einen Entschluss: Sie will so schnell wie möglich geistig gesundwerden
– sollte sich aus der Sache mit Dave Mehr entwickeln. Sie will aus der WG
ausziehen und eine eigene Familie gründen. Dieser Traum wird nur von einer
Sorge überschattet: Wird sie das überhaupt schaffen, wenn sie irgendwann
richtig in Vollzeit arbeiten muss? „Wird die Hoffnung stark genug bestehen
bleiben, selbst wenn ich in eine Spülküche oder einer Fabrik Dauerstehen muss.
Den ganzen Tag?“ Oder wird diese Angst Wahrheit werden, sodass Tamsin dieses
Leben ablehnt und in einer Klinik endet?
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