„Die
Nacht war unruhig. Hals kratzt. Husten. Aber ich fühle mich ok.“ Tamsin hätte
heute einen Termin in Lübeck. Kurz vor Aufbruch schaltete sie das Handy an. Ein
Anruf. Verpasst. Sie fährt zum Bahnhof. Dort bemerkt sie eine Nachricht. Der
Termin fällt aus, Arzt ist krank.
Oh.
Tamsin
überlegt. Sie hat keine Lust auf die TS. Die wissen, dass sie einen Termin hat.
Hoffentlich weiß die Vertretung das auch.
Tamsin
beschließt, wieder heimzufahren. Sie beeilt sich, um noch vor den Betreuern da
zu sein, die auch gleich eintreffen müssten. Sie hat Angst, Rechenschaft
abgeben zu müssen, warum sie weder beim Termin, noch in der TS ist. „Hätte ich
denn nun in die TS gehen müssen!?“
Sie
schafft es unbemerkt ins Haus. „Sollte jemand fragen, sage ich, dass es mir eh
nicht so gut geht, wegen Halsweh und Erkältung. Wollte mich ausruhen.“
Tamsin
beeilt sich, noch etwas essen aus der Küche zu holen.
Ein
bisschen mulmig ist ihr schon. Tamsin tat sonst immer das Richtige. Nur keine
Fehler machen! Es allen Recht machen! Inzwischen ist ihr die Moral gänzlich
egal. Den anderen interessiert sich nicht, wie sie sich fühlt. Die schimpfen,
wenn Tamsin da nichts essen mag, und Tamsin kann dann die ganze Nacht wieder
heulen. Mh. Warum sollte sie denn noch das Richtige
tun, damit die glücklich sind?
Zuhause
isst sie eine Tassensuppe und fühlt sich wohl. Wenn die anderen schimpfen, ist
das halt der Preis für einen freien Tag.
In
der TS bekommt sie kein Geld. Es ist freiwillig. Viel Schlimmes kann nicht
passieren. Tamsin fühlt sich da eh nicht so wohl.
Auch
mit den Betreuern fühlt sie sich nicht wohl. Wie die mit ihr reden. Als wäre
Tamsin ein kleines Kind, dass erzogen werden müsste. Dabei ist Tamsin wegen
ihrer Ängste da und nicht, um zu lernen, wie man sich an andere anpasst. Sie
will sich nicht fügen. „Ich hätte gerne eine Wohnung. In der Stadt.“
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