Mittwoch, 10. April 2019

Termin fällt aus. Ein freier Tag?

„Die Nacht war unruhig. Hals kratzt. Husten. Aber ich fühle mich ok.“ Tamsin hätte heute einen Termin in Lübeck. Kurz vor Aufbruch schaltete sie das Handy an. Ein Anruf. Verpasst. Sie fährt zum Bahnhof. Dort bemerkt sie eine Nachricht. Der Termin fällt aus, Arzt ist krank.
Oh.
Tamsin überlegt. Sie hat keine Lust auf die TS. Die wissen, dass sie einen Termin hat. Hoffentlich weiß die Vertretung das auch.
Tamsin beschließt, wieder heimzufahren. Sie beeilt sich, um noch vor den Betreuern da zu sein, die auch gleich eintreffen müssten. Sie hat Angst, Rechenschaft abgeben zu müssen, warum sie weder beim Termin, noch in der TS ist. „Hätte ich denn nun in die TS gehen müssen!?“
Sie schafft es unbemerkt ins Haus. „Sollte jemand fragen, sage ich, dass es mir eh nicht so gut geht, wegen Halsweh und Erkältung. Wollte mich ausruhen.“
Tamsin beeilt sich, noch etwas essen aus der Küche zu holen.
Ein bisschen mulmig ist ihr schon. Tamsin tat sonst immer das Richtige. Nur keine Fehler machen! Es allen Recht machen! Inzwischen ist ihr die Moral gänzlich egal. Den anderen interessiert sich nicht, wie sie sich fühlt. Die schimpfen, wenn Tamsin da nichts essen mag, und Tamsin kann dann die ganze Nacht wieder heulen. Mh. Warum sollte sie denn noch das Richtige tun, damit die glücklich sind?
Zuhause isst sie eine Tassensuppe und fühlt sich wohl. Wenn die anderen schimpfen, ist das halt der Preis für einen freien Tag.

In der TS bekommt sie kein Geld. Es ist freiwillig. Viel Schlimmes kann nicht passieren. Tamsin fühlt sich da eh nicht so wohl.
Auch mit den Betreuern fühlt sie sich nicht wohl. Wie die mit ihr reden. Als wäre Tamsin ein kleines Kind, dass erzogen werden müsste. Dabei ist Tamsin wegen ihrer Ängste da und nicht, um zu lernen, wie man sich an andere anpasst. Sie will sich nicht fügen. „Ich hätte gerne eine Wohnung. In der Stadt.“


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