Montag, 1. April 2019

Stöckchen sammeln


Schon die ganze Zeit muss ich an diese nervige Sache mit dem Fußweg und den Ampeln denken. Ich habe wirklich keine Lust, an zwei Ampeln zu warten, von denen eine immer so extrem lange dauert. Und das nur, weil ich ja angeblich nicht auf dem Fußweg fahren darf. Dort, wo ich dann nur an einer kurzen Ampel warten müsste.
Tatsächlich habe ich ein bisschen Angst, von Leuten angemeckert zu werden, weil ich dort klingeln und weil es für die so schlimm ist, mal aus dem Weg zu gehen. Auch wenn dir ein Anrecht auf den Fußweg haben, kann ich es nicht nachvollziehen, das ist wirklich so schlimm ist, mal eben zur Seite zu treten.
Ich habe immer das Gefühl keine Zeit zu haben. Ich will so schnell wie möglich am Ziel sein und später so schnell wie möglich zurück. Besonders nachmittags, wenn ich großen Hunger habe. Ständig habe ich Angst, dass wenige Minuten oder Sekunden vor mir einen Mitbewohner in die Küche geht und dann kochen will. Und dass ich dann, weil ich ja später komme, warten muss. Und solange Hunger haben muss. Es gibt immer ein erstes Mal.

Viel Lust auf die Tagesstätte habe ich nicht. Es soll Spaß machen und die anderen Leute sind alle gerne da. Aber ich sehe nur das Negative. Nehme Ungerechtigkeiten war. Mache mir mit der Sache mit den Ampeln und dem Radweg, als ich eigentlich haben müsste.
Das einzig Gute an der ganzen Sache ist, dass ich den vormittags etwas Abwechslungsreiches zu tun habe und nicht 24 Stunden alleine zu Hause vor Fernseher oder Computer sitzen muss. So wie damals, wo mir letztendlich so langweilig war, dass ich zu gar nichts mehr Lust hatte.
Meine Organisation der Zeit ist aktuell ein wenig ins Wanken geraten. Obwohl ich den ganzen Nachmittag für mich habe, habe ich manchmal das Gefühl, dass der Tag nach dem Feierabend sozusagen schon zu Ende ist. Denn damals war es so. Da kam ich nur nach Hause um zu essen und zu schlafen und danach gleich wieder loszufahren. So hatte es sich angefühlt. Inzwischen habe ich zwar nicht dieses Gefühl keine Kraft mehr für etwas zu haben und schaffe es zu putzen und sauber zu machen und wichtige Sachen zu erledigen, aber irgendwie fehlt es mir an Motivation für mehr. Mal in die Stadt zu gehen. Oder noch mal mit dem Fahrrad irgendwo hinzufahren. Mich auf dem Marktplatz zu setzen. Stattdessen gucke ich lieber Fernsehen, denn davon weiß ich, dass es mir Freude bereitet. Aber das tut es auch nur, weil ich es nicht im Überfluss genießen kann.

Aktiv Freunde zu finden habe ich aufgegeben. Ich suche nicht mehr im Internet. Denn es auf Druck schaffen zu wollen funktioniert nicht. Das ist nur frustrierend und macht mich noch unglücklicher als ich vorher war.
Wenn es sein soll, dann passiert ist auch. Aber es passiert nicht, nur, weil ich es unbedingt will.

Ich versuche mich nicht mehr über die Dinge zu ärgern, die mich ärgern. Heute am Montag am 1. April wurde ich zwar nicht in den April, dafür aber in den Garten geschickt. Der Gartenzaun in der Tagesstätte ist etwas alt und angeschlagen und einige Latten müssen ausgetauscht werden. Wir gucken uns das zusammen an, aber ich kann dazu nichts sagen. Dann sollte ich irgendwann anfangen, die Stöcke vom Rasen aufzuheben, die vom Baum gefallen sind, damit der Rasen gemäht werden kann. Als dann gesagt wurde, dass ich auch etwas zum hochheben benutzen kann, so ein Gerät zum Greifen, war meine Stimmung nicht mehr ganz so und zufrieden. Damit ging es dann. Ich musste die ganze Stunde nicht komplett mit Bücken verbringen, sondern hat er eine Alternative zur Hilfe.
Im Großen und Ganzen war ich froh, dass ich diese Aufgabe bekommen habe und nicht die ganze Zeit nur danebenstehen und zuhören musste. Ich habe es positiv gesehen. Durch das Bücken oder in die Knie gehen hält mein Körper sich fit. Denn ich will ein bisschen abnehmen. Mit diesem Gedanken war es gar nicht mehr so schwierig. Ich habe die Stöcke vom Rasen aufgehoben bis die anderen anfingen nach einer Stunde wieder reinzugehen und ich auch reingegangen bin. Während der Arbeit habe ich mich oft ein bisschen beobachtet gefühlt. Plötzlich stand die Betreuerin mal hinter mir und hat gemeint, dass am anderen Ende des Rasens noch ganz viel liegt und ich so ratlos aussehen würde.

Ich würde auch gern mal selbst den Rasen mähen oder die Hecke schneiden. Ich kann nämlich mehr als nur starke aufheben. Wenn es um sowas geht, werden jedoch meistens immer die Männer angesprochen. Als ob Frauen zu blöd für sowas wären. Das ärgert mich oft so ein bisschen. Männer sind stark und können immer alles.

Ich habe gesagt, dass ich am Mittwoch einen Termin in Lübeck habe. Die Gruppe war sich nicht einig ob am Donnerstag nach Ikea oder zur Straußenfarm gefahren werden soll. Daraufhin sollte das am Mittwoch noch mal besprochen werden. Mh. Die meisten zur Straußenfarm wäre so weit zu fahren und es wäre eher ein Tagesausflug. Ich war mit dem Förderzentrum schon öfters da. Insgesamt 3 Mal. Das dauert keinen ganzen Tag dort. Habe mich aber auch nicht getraut etwas dazu zu sagen. Oft denke ich, was ich zu sagen habe würde sowieso keinen interessieren. Denn wenn es anders wäre, würden die Leute mich auch öfter fragen.

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