Freitag, 5. April 2019

Halbzeit im Essenskampf

Tamsin er wacht mit Übelkeit und verbringt den Morgen erstmal im Badezimmer. Sie weiß nicht, ob die Übelkeit mit den Kopfschmerzen zusammenhängt, oder ob es daherkommt, dass sie ständig daran denken muss, wie sie die Hände in braune Abwasch Brühe tauchen muss und kalte nasse Essensreste an den Finger kleben hat.

Aber sowas sollte ich nicht denken. Denn ich soll mich ja nicht so anstellen. Tagesstätte macht Spaß und tut mir gut! Genauso ist es. Ja. Aha.

Heute ist Freitag und das bedeutet, heute ist WG Frühstück. Allerdings habe ich gar keinen Hunger. In einer halben Stunde geht’s los. Habe heute keinen Kaffee getrunken, weil ich mich gerade fast übergeben habe. Mir ist immer noch ein bisschen übel. Wenigstens sind die Kopfschmerzen jetzt ein bisschen besser geworden.

Wochenende steht vor der Tür und ich will nicht mehr an das Thema Küche denken. Wenn es doch nur so einfach wäre. Viele Gedanken von damals Kreisen mir durch den Kopf. Erinnerung, wie ich damals mit Rückenschmerzen Kartoffeln schneiden musste. In einem Abschlussbericht stand einmal, dass Küchenhilfe ein geeigneter Beruf für mich wäre. Denn das ist einfach und das kann ich. Aus bürokratische Sicht zumindest. Die Küche holt mich immer wieder ein egal wo ich bin.

Wenn ich diese Dinge tue gegen meinen Willen, fühlt sich die Realität dumpf an. Als erlebe ich alles hinter einem Schleier aus unsichtbaren Nebel. Ich tue, was getan werden muss und nehme mich selbst oder die Aufgabe dabei nicht wirklich war. Versuche sogar, die Realität zu verdrängen. Ich weiß nicht wie lange das so sein wird, dass ich mich immer wieder hören Anordnung fügen muss und das immer wieder die selben Sachen sind, aber ich weiß, dass es nicht ein Leben lang sein wird. Kämpfe kann ich verlieren. Das Finale werde ich aber gewinnen

Beim Frühstück wurde ich gefragt, ob ich einmal im Monat in der WG mitkochen wollen würde. Ich sagte, es kommt auf das Gericht an. Für mich macht es keinen Sinn, etwas zu kochen, was ich dann nicht essen mag. Die meinte, das wäre egal; entweder will ich oder nicht.
Ich würde es mir überlegen.
Ich bin mir sicher, dass dann nicht auf meine Wünsche eingegangen werden würde. Eher im Gegenteil. Damit ich es lerne!

Dieser Druck, dass die mich dazu bringen wollen, Sachen zu essen die ich nicht mag, macht mich fertig!
Ich weiß nicht, wie weit die noch gehen würden.
Ich mag eben am liebsten Nudeln und keine Hausmannskost! Das war nie ein Problem - bis die es dazu gemacht haben.

12:00
Fast 2 Stunden saß ich hier alleine im Sessel und habe gelesen. Plötzlich blicke ich auf und die Traurigkeit war fort. Anfangs war es schwer, sich auf den Text zu konzentrieren, aber nun gehst mir besser. Kann wieder klar denken.
War auf Twitter.
Es ist nicht ok, wenn die Betreuer mich bedrängen. 1x alle 2 Wochen kochen, na gut, damit würde ich klarkommen. Ich kann auch das Gericht bestimmen. Ok.
Aber ich muss mich nicht zwingen lassen, mit zu essen, auch wenn ich das nicht mag. Wenn es mich unglücklich macht. Ich darf diesen Frust nicht so an mich heranlassen. Es sind nur Worte, mit denen sie mich verurteilen. Es könnte schlimmer sein. Habe Angst vor Strafen, aber das wäre nicht rechtens und dagegen könnte ich vorgehen.
Ich bin nicht so hilflos und der Gesellschaft untergeordnet, wie ich mich fühle!
Ich habe einen freien Willen und wenn andere den nicht respektieren, ist das nicht mein Problem!
Ich muss nicht zulassen, dass andere mich unglücklich machen!

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