Sonntag, 10. März 2019

Tamsin und das verschwundene Glas

 
Obwohl sie eigentlich bis zum Abend warten wollte, die Themse um 11 Uhr morgens rum und frag die Leute, ob einer von denen die hier unten wohnen zufällig ihr Glas hat. Gestern lag den ganzen Tag der Zettel in der Küche aber das Glas wurde nicht zurückgestellt.
Einer hat sogar noch geschlafen. Hat da nachgeschaut. Die anderen zwei Frauen haben es auch nicht.
Alle leugnen es.
Entweder einer von denen Lügt, oder jemand von oben hat es hier unten einfach genommen. Das ist jedoch eher unwahrscheinlich.

Da dies ihr Bestes Tee und Kaffee Glas war, das mit einem anständigen Griff und alle Finger durch passen, wird sie die Sache nicht so einfach vergessen. Sie hofft, dass sie nicht die Polizei einschalten muss, denn Diebstahl ist Diebstahl, egal was für ein Gegenstand ist. Sie weiß nicht genau, ob die Betreuer Montag da sind, und das ärgert Sie.

Tamsin will sich jetzt nicht die ganze Zeit darüber ärgern. Im äußersten Notfall muss sie sich ein neues kaufen. Genau dasselbe noch mal. Allerdings ist sie nicht der Mensch, der sowas einfach macht. Grundlos und verständnisvoll. Nein.
Um die Sorgen und den Kummer und die Wut zu verdrängen, versucht sie es, wie ein Spiel zu sehen. Das Glas ist weg und es wiederzubeschaffen ist ihre Mission.
So passiert wenigstens mal wieder etwas Aufregendes in ihrem Leben. Etwas Neues.

Tamsin setzt um 11 Uhr immer noch auf ihrem Bett und wartet auf die Eltern, die heute kommen wollten und dann mit ihr Essen gehen wollten. Sie will nicht noch so einen langweiligen Tag wie gestern. Die sind derweil wahrscheinlich noch beim Flohmarkt. Der liegt auf dem Weg hierher. Sie hat keine Lust dorthin. Sie findet sowieso nichts dort. Zudem hat sie sorgen, dass sie dort jemanden begegnet, der sie kennt. Und das vor ihren Eltern. Dann weiß sie wieder nicht, wie sie reagieren soll oder was sie sagen soll. Tut sie nichts sagen, gibt es Vorwürfe von der Person und tut sie etwas sagen tun die Eltern wieder Kommentare oder so abgeben. Solche Sprüche wie: sag doch mal Hallo, erzähl dich doch mit der. Du bist aber komisch, du kannst doch auch mal mehr sagen… Ja, die mag sie überhaupt nicht hören.
Also tut sie solche Situationen von vornherein vermeiden.

Nach 11 Uhr kamen die Eltern und wir haben dann ein Restaurant gesucht. Zuerst wollten wir hier essen gehen, aber dort war erst um 12 Uhr auf. Ich wollte nicht so lange warten. Hatte richtig großen Hunger, da kein Frühstück. Also sind wir nach Grömitz gefahren. Dort gab es eine Pizzeria, in die ich schon immer rein wollte. Es war kalt und windig. Umso unzufriedener war ich, als wir dann da waren und dort ein Zettel hin, dass der Laden vorerst längere Zeit geschlossen hat. Gegenüber war noch eine Pizzeria, die öffnet jedoch täglich erst ab 17 Uhr. Verstehe ich nicht. Die Menschen haben doch nicht erst abends Hunger. Dann haben wir uns auf die Suche begeben. Sind an der Promenade am Strand langgegangen und haben uns die Restaurants angesehen.
Es ist schön mal selbst da reinzugehen und nicht immer nur dran vorbei zu laufen. Wir haben uns die Speisekarten draußen vor den Türen durchgelesen. Es lohnt sich ja nicht, irgendwo reinzugehen, wo es letztlich nur Fleisch und Fisch gibt. Ich wollte etwas mit Nudeln essen. Ein anderer Italiener hatte ebenfalls erst ab 17 Uhr geöffnet. Also sind wir in ein normales Restaurant gegangen. Es sollte uns nicht überraschen, dass dort alles sehr teuer ist. Dort am Strand. Über 17 € hat ein Teller Nudeln mit Garnelen gekostet. Hat zwar sehr gut geschmeckt, aber ich war davon plötzlich so satt, dass ich nicht mal den ganzen Teller aufgegessen habe. Sowas passiert mir sonst so gut wie nie oder selten. Vor allem, da ich vorher mich so ausgehungert gefühlt hatte. Jedenfalls war ich danach satt. Und dann sind wir wieder nach Hause gefahren.

Meine Stimmung war heute schon besser als gestern. Ich habe mich nicht so erschöpft und frustriert geführt. Ein bisschen heiter sogar. Auch, wenn die sorge und die Einsamkeit nicht zurzeit wieder plagen. Ich habe das Gefühl, es niemals zu schaffen, übers Internet Freunde zu finden. Auch wenn ich einen habe, aber der wohnt weiter weg und irgendwie kommt das alles nur so langsam voran.

Am liebsten wäre ich bereits vor vier Jahren in eine eigene Wohnung gezogen, hätte einen angenehmen Beruf gefunden wurde angenommen und eine Familie gegründet. Dieses Jahr werde ich 30. Aber ganz hoffnungslos scheint es nicht, denn immerhin kenne ich schon mal jemanden, der sowas auch möchte. Vielleicht sogar mit mir.
Zudem habe ich ein bisschen Sorge, ob ich, wenn ich die Möglichkeit habe und es endlich soweit ist, auch noch die Zeit dazu haben werde. Momentan habe ich viel Zeit, weiß ich selbst nicht zu würdigen weiß.
Das könnte ja sein, dass ich schon bald wieder in eine neue Maßnahme geschickt werde. Wo ich dann in Vollzeit irgendwelche Aufgaben erfüllen muss, die mir nicht gefallen. Weil die anderen Menschen irgendwie nicht ernst nehmen, was ich wirklich machen möchte. Und dass es mir wichtig ist, dass es mir auch gefällt.

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