Freitag, 29. März 2019

Bus und Zug Chaos

 
Tamsin hat heute wieder ein Termin in Lübeck. Ich weiß gar nicht, worum es überhaupt geht. Nur, dass es noch in diesem Quartal sein musste. Das Wetter ist gar nicht so schlecht und sie freut sich, denn sie kann alles und es soll dir keine Probleme geben. Allerdings hat sie seit ungefähr vier Wochen immer noch keine Bestätigung für die Fahrtkostenübernahme. Wenn die das verbummelt haben oder sie das Geld doch nicht wiederkriegt, wäre sie für diese Diagnose insgesamt ungefähr 100 € los.

Dennoch ist die Fahrt mit dem Zug etwas Neues und Aufregendes. Besser als den halben Tag in der Tagesstätte zu setzen. Die meiste Zeit wird sie an ihrem Roman und auf Dauer ist das irgendwie langweilig. Jetzt wo sie das alles noch mal lesen tut ist sie gar nicht mehr so begeistert. Sie versteht nicht, was ihre damalige Chefin, die das auch gelesen hat und so toll fand, damit meinte. Einige Stellen sind gutgeschrieben, aber oberflächlich betrachtet merkt man, dass es ein Anfänger geschrieben hat.

Die Fahrt nach Lübeck begann damit, dass der Zug eine halbe Stunde zu spät kam. Oft habe ich Angst, keinen freien Sitzplatz mehr abzubekommen. Ich saß da und hatte meine Tasche ja zur Hälfte auf dem Wein und zur Hälfte auf dem anderen sitzt. Viele Sätze waren voll, aber einige waren auch noch frei. Plötzlich kam eine korpulente Frau und setzte sich einfach dorthin. Ohne etwas zu sagen hätte sie sich einfach auf die Tasche draufgesetzt. Finde das mutig. Ich hätte mich das nicht getraut. Aber vielleicht in Zukunft. Immerhin haben Menschen Vorrecht auf Sitzplätze anstatt Handtaschen.
Daraufhin habe ich den Anschlusszug verpasst und musste mit dem Bus fahren. Eigentlich kein Problem. Ich habe im Internet nachgeschaut, wie und wo der fährt. Allerdings hat die Stadt mir ein paar komplizierte Steine in den Weg gelegt. Oder die Verkehrsverwaltung. Wer auch immer das System organisiert. Ich musste mit Bus Nummer 9 fahren. Allerdings war nirgendwo ausgeschildert, von wo aus der fährt. Also habe ich mich an Absteig neun hingestellt. Dabei hatte ich so ein Gefühl, dass das nicht richtig war. Denn auf dem Schild daneben stand nirgendwo mein Zielort. Also habe ich dann doch noch mal im Infocenter gefragt und erfahren, dass Bus 9 auf Absteig 5 losfährt. Warum hätte der nicht auch auf 9 fahren können?

Kurz vor 10 Uhr kam ich an. Ich hatte ein bisschen Unsicherheit, weil der Bus an einer anderen mir unbekannten Haltestelle hielt. In letzter Sekunde erkannte ich, dass ich dort richtig war und stieg aus. Der Bus hielt ungefähr an dem Haus, wo ich hinmusste, aber ich musste mich zuerst anmelden und deswegen noch mal 10 Minuten zum Anmeldehaus laufen und danach wieder zurück. Uff!

Der Termin verlief sehr kurz. Es ging nur um Medikamente.
Nach ungefähr zehn Minuten war ich fertig.
Ich hatte erwartet, dass ich noch eine Stunde auf den nächsten Bus warten würde komme aber dann kam doch noch ein früherer. Und dieser war genau pünktlich am Bahnhof. Ich kam gerade an und konnte direkt in den Zug steigen, der nur ein paar Minuten später los war. Das war wahrscheinlich sowas wie Glück. Ansonsten hätte ich eine Stunde warten müssen.

Zum Abschluss gab es dann noch ein bisschen Stress. Aber nur ganz kurz.
Auf dem Rückweg musste ich mich entscheiden. Entweder nehme ich den Radweg auf der rechten Straßenseite bis zur Abbiegung und warte dort unten an dieser eine Ampel, die immer so übertrieben lange braucht.
Oder ich fahre direkt an der ersten Ampel und dann auf der anderen Straßenseite auf dem Fußweg zur Abbiegung. Denn hier war die Ampel gerade grün. Die Leute gingen rüber und ich musste nicht warten. Wäre ich auf dem Radweg bis zu anderen Ampel gefahren, hätte ich wieder länger warten müssen. Das hätte mich geärgert.
Also bin ich schnell an dieser Ampel rüber und dann auf dem Fußweg bis zur Abbiegung gefahren. Das sind höchstens 30 m.
Allerdings liefen durch Leute. Und zwar wieder diese Art von Leuten, die meinen, dass der Fußweg nur für Fußgänger ist und sie für Fahrradfahrer nicht Platz machen müssen. Ich klingelte. Der eine Mann dreht sich um und schimpft und die Frau, die neben ihm ging, gegen extra direkt in der Mitte und tat so als würde mich es nicht hören.
Vieleicht wollte die, dass ich sie anremple, damit sie mich dann anzeigen kann!?
Mag sein, dass ich laut den Gesetzen im Unrecht bin. Dass ich nicht auf dem Fußweg fahren darf und nur auf dem Radweg fahren muss. Dass ich dann eben an der langen Ampel warten muss. Und dass ich an der Stelle, wo es hinter der Abbiegung neben einem Restaurant bergab geht schieben muss und da, wo es wieder bergauf geht, erst weiter fahren darf…. Aber solche Menschen, die extra Streit provozieren sind auch nicht besser als ich. Für die ist das nicht schlimm, mal kurz zur Seite zu gehen. Der Weg ist immerhin breit genug.
Meine moralischen Werte sind sehr klein. Wenn es eine Möglichkeit gibt, Gesetze oder Anweisungen, die zu meinem Nachteil sind zu umgehen, dann tue ich es.
Ich gebe der Schuld der Stadt, weil die diese Ampel so eingestellt hat, dass man dort fast eine Minute lang warten muss. Woanders geht‘s überall schneller, nur da nicht.
Anstatt Moralischen Charme fühle ich Wut. Ärger darüber, dass alles auf dieser Welt oder hier in diesem Land so penibel bürokratisch geregelt wird. Für jede Kleinigkeit gibt es ein Gesetz.

Nachmittags bin ich noch mal zur Bank gegangen. Und in ein Euro laden. Danach ein bisschen Klee eingepflanzt. Ich fühle mich gut. Nicht müde und auch nicht traurig.

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