Tamsin
fühlt sich immer noch müde und schwach. Hat Kopfweh. Sie denkt daran, dass es
zurzeit keine Menschen gibt die sie zwingen, Dinge zu tun, die sie nicht mag.
Und dass sie vor 14Uhr täglich Zuhause ist. Aber dadurch kann sie sich nicht
erheitern. Sie hat Sorgen, dass sich dies irgendwann wieder ins Gegenteil
umkehren wird. Vielleicht sind es diese Sorgen, die sie so sehr erschöpfen?
Heute
will sie ihr Klee Kissen nähen. Vorher sitzt sie im Nebenraum alleine und
ärgert sich über ihr langsames Internet von Handy. Nicht mal ein Word Dokument
lässt sich herunterladen. Vorhin gab es Brezeln mit Fleisch und Käse gebacken.
Tamsin mag sie nicht mit Fleisch. Warum hätten die nicht auf welche ganz
normalbacken können? Nun, die freuen sich, dass mehr für sie da ist, wenn
Tamsin keine isst. Das macht sie traurig. Sie hat Hunger.
Während
Tamsin in der Pause dasitzt und es genießt, keine unangenehmen Pflichten zu
haben, schweift ihr Blick über die Puzzles, die angefangen auf dem Tisch
liegen. Unwillkürlich kommt ihr der Gedanke, einfach mal ein Teil davon zu
verstecken. Als Kind hat sie gerne derartige Streiche gespielt. Und heute denkt
sie immer noch an so ewtas. „Mir geht’s immer schlecht. Bin einsam und traurig.
Die anderen lachen und unterhalten sich heiter. Wenn die trauriger wären, als
ich, fühle ich mich besser.“
Aber
die Leute haben ihr nichts Böses getan. Wenn jemand gemein zu ihr wäre oder sie
zum weinen bringt, dann würde sie bei so etwas Genugtuung empfinden. Aber nette
Leute würde sie nicht grundlos ärgern.
Abgesehen
davon, dass wieder kaum jemand mit ihr spricht, versucht Tamsin, das Positive
zu sehen. Hier kann sie basteln was sie will. Im Mai wird ihr Fahrrad geliefert
und jemand von hier will es zusammenbauen.
Heute
hat Tamsin ihr Kissen fast fertig genäht. Das war ihr Ziel, weil sie keine Lust
hat, jedes Mal immer wieder die Maschine auf und wieder abzubauen. Das ist
überflüssig, da an dem Platz sowieso sonst niemand sitzt. Aber es muss sein,
weil ja immer alles schön aufgeräumt sein muss!
Das Nähen hat Spaß gemacht. Auch wenn ihr der
Rücken irgendwann wehtat. Eine schöne Beschäftigung, bei der die zeit schnell
verging. Tamsin weiß echt nicht, wie sie damit umgehen soll, wenn das Jobcenter
wieder sagen sowas würde, wie dass sie früh mit dem Schulbus in eine Maßnahme
fahren und in Vollzeit Kassentätigkeiten oder Ähnliches ausführen muss. Die
Angst lässt sich nicht vertreiben.
Tamsin
mag es, zuhause zu kochen und ist über diesen eigenen Beschluss erleichtert.
Sie muss nicht in der TS mitessen und dann die Teller von allen in die Maschine
räumen. Essensreste an den Fingern kleben zu haben ekelt sie. Danach kann sie
die Hände waschen, aber das macht es nicht viel besser. Das sollte sie hier
aber besser niemandem sagen. Schlimmstenfalls sagen die dann, Tamsin soll es
öfter machen, um es zu lernen oder sich daran zu gewöhnen.
Sowas
würde sie sehr wütend machen. Und letztes müsste sie sich sowieso wieder den
höheren Anweisungen fügen.
Bald
ist wieder Ostern. Dann fängt das mit dem osterbasteln wieder an.
Beim
Essen, wo es Flammkuchen gab, den sie aufgrund der vielen zwiebeln nicht
mitgegessen hat, ist ihr aufgefallen, dass diesmal nicht die Köche die Teller
einsammeln mussten. Komisch. Als Tamsin gekocht hat, musste sie auch die Teller
einsammeln. Bei den wenigen Malen, wo sie mit isst, musste sie auch oft die
Teller einsammeln. Hat es damit zu tun, dass sie immer am Ende des Tisches
sitzt? Hm.
Naja,
wenn sie nicht mit isst, muss sie sich damit auch nicht beschäftigen. Fertig.
„Allerdings ist es Schade, dass ich auch leckere Sachen aufgrund dieser Sorgen
nicht mehr mitessen kann.“
Heute
ist das Wetter schön. Die Sonne scheint, auch wenn es noch etwas kalt ist. Der
Rest des Tages soll wieder schön entspannt werden.
Tamsin
unüberlegt, eine Xbox zu kaufen. Ist war auch schon über 10 Jahre alt, aber sie
will etwas haben, wo sie die Spiele drauf installieren kann und nicht alle
einzeln teuer kaufen muss. Ganz aktuelle Spiele kosten über 70€.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen