Tamsin
schaut aus dem Fenster, und was sieht sie? Es schneit. Aber nur kurz und ganz
wenig.
Tamsins
Herz klopft.
Wie
soll sie das mit dem Glas klären? Soll sie bis Mittwoch warten?
Sie
weiß nicht, wie sie das mit dem Arzttermin machen soll, der an dem Tag
stattfindet wo ihre Mutter Geburtstag hat. Sie findet kein Zettel mehr, wo die
Telefonnummer drauf steht. Und im Internet will sie nicht stundenlang suchen,
weil sie nicht genau weiß, und dass sie überhaupt suchen muss. Was passiert,
wenn sie einfach nicht hingeht? Sie will keinen Ärger und auch keine Rechnung
zur Strafe haben.
Die
Betreuerin mag sie auch nicht darauf ansprechen, weil die bestimmt wieder nur
sagt, sie soll dann im Internet nach der Telefonnummer suchen und das absagen.
Oder eben hingehen. Auch nicht gerade toll.
Draußen
ist es kalt und jetzt ist es 8 Uhr. Sie hofft, dass heute nicht die
Gartengruppe Pflicht ist. Bei der Kälte hat sie keine Lust draußen im Garten zu
arbeiten. Selbst wenn das höchstens zwei Stunden sind.
Trotz
der ängstlichen Stimmung ist sie auch ein bisschen froh, dass es einen Ort gibt
wo sie hingehen kann und dass sie nicht mehr wie früher mehrere Jahre lang 24
Stunden drinne vor dem Fernseher oder den Computer setzen muss. Weil sie keine
Alternativen hat. Außer mit den Eltern zum Einkaufen zu fahren. Obwohl sie noch
weiß, wie unangenehm und unglücklich sie damals war und dass sie sich an
manchen Tagen sogar gewünscht hat, irgendwo zu arbeiten, selbst, wenn das in
anstrengender Vollzeit ist, es scheint ihr das angenehmer als tatsächlich in
irgendeiner vollzeitmaßnahme wieder zu gehen.
Wenn
auch Sie nicht weiß, wie sie damit jetzt wieder umgehen würde. Sie ist nicht
mehr so stark, wie damals. Gerade ist die an einem Punkt angekommen, wo sie jegliche
unangenehme Situation vermeiden will.
Doof
nur, dass es für die anderen so aussieht, als ob Tamsin komplett alles ablehnt.
In
der Tagesstätte wurde gefragt wie mein Wochenende war. Irgendwie kam es dann
dazu, dass ich meine beiden Probleme angesprochen habe. Die anderen haben
zugehört, aber das war mir egal. Ich habe gesagt, dass mein Glas wahrscheinlich
geklaut wurde, denn als ich vorhin nachgeschaut habe war es immer noch nicht
da.
Auch
die Sache mit dem Termin habe ich angesprochen. Nach dem Frühstück hat die
Betreuerin denn dort angerufen und den Termin abgesagt. Einer von den beiden
Terminen die an dem besagten Tag stattfanden wurde jedoch verschoben, sodass
ich am Freitag in zwei Wochen nach Lübeck muss. Freitag ist einer der schönen
entspannten Tage hier und das macht mich nicht so glücklich, dass ich an dem
Tag dort hinmuss.
Mit
der Betreuerin wurde auch gesprochen. Als ich mittags wieder zu Hause war, habe
ich noch mal an der Tür geklopft und die wusste schon bescheid und hat noch mal
in den Schränken geguckt und will das in der WG Besprechung noch mal
ansprechen. Ich solle dann alle Leute auf die Wogen noch mal drauf ansprechen.
Ich weiß nicht warum, denn es ist unwahrscheinlich, dass jemand von ganz oben
hier unten in die Küche geht und ausgerechnet mein Glas aus dem Schrank nimmt.
Sofern es dort aus der Maschine hineingestellt wurde. Aber wenn gesagt wird
dass es sein muss, dann muss es sein. Nun werde ich Freitag beim Frühstück,
wenn ich in der Gruppe hier bin das Thema ansprechen.
In
der Tagesstätte gab’s heute käse-lauch-suppe. Eigentlich wollte ich die
vegetarische Variante essen. Aber die wurde heute doch nicht gemacht. Dann habe
ich mich für die mit Fleisch und fegen und das hat auch ganz gut geschmeckt.
Hätte ich nicht gedacht.
Was
mir auffällt, ist, dass immer, wenn ich mit esse, die Keller zu mir alle
geschoben werden. Eigentlich hieß es, dass die Kirche auch das Geschirr
einsammeln und in die Maschine stellen. Dann kam es irgendwie dazu, dass alles nun
immer von oben nach unten geschoben wird. Und ich sitze unten am Tisch Ende.
Wenn
ich nicht mitesse, ist das Geschirr auch nicht mein Problem. Einmal hatte ich
mich beschwert, dass es anstrengend ist, nach dem Kochen auch noch die Maschine
einzuräumen. Sofern ich gekocht habe. Vielleicht meinen die wieder, dass ich es
lernen muss und es deswegen so ist.
Nachmittags
habe ich noch ein bisschen aufgeräumt. Ich habe den Drang, etwas zu verändern.
Irgendwie die Möbel mal anders hinzustellen. Oder neu zu dekorieren. Aber der
Raum ist so klein und das ist schwierig.
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