Tamsin
kann nicht erholt ausschlafen. Fühlt sich müde und schwach. Wenig begeistert
ist sie über die Gartengruppe. Obwohl die Sonne scheint, ist es kalt.
Während
der Morgenrunde blättert sie durch Werbung. Dies lenkt ab, denn öfters findet
sie es anstrengend, nur still daneben zu sitzen ohne jegliche Beschäftigung,
während die anderen essen oder sich unterhalten. Zu selten wird sie in die
Gespräche mit einbezogen, als dass sie Freude bei empfinden könnte.
Zunächst
war sie froh, dass sie noch eine Stunde Zeit hätte, sich auszuruhen, bis sie in
den Garten muss.
Bis
sie plötzlich aufgerufen und hinkommen sollte, um sich eine Aufgabe zu suchen.
„Ich war ein wenig unzufrieden, dass es unerwartet früh losging, auch wenn die
Bewegung mir letztlich gutgetan hat.“ Tamsin hat berechnet, dass es höchstens
1,5 Stunden wären, wenn es wie üblich um 10:30 losgeht.
Tamsin
hat beschlossen, dass es zwecklos wäre, sich darüber zu beklagen, dass sie
draußen Laubfegen sollte, während andere drinnen Saat einpflanzen durften. Es
hätte es nix geändert.
Stattdessen
war sie froh darüber, dass sie wenigstens nichts machen musste, wobei sie sich
ununterbrochen bücken musste. „Ich habe das Laub am Rande zusammengefegt. Auch
das hinter dem Kompostbehälter und der Hecke, hinter der man es, sobald die
Blätter an den Ästen nachgewachsen sind, sowieso nichtmehr gesehen hätte.“ Das
war die Anweisung. Ok.
Dabei
hat sie nicht auf Schnelligkeit geachtet. Ab und zu hat sie besonders entspannt
gearbeitet, denn Tamsin hatte Angst, dass ihr sobald sie damit fertig wäre,
eine neue Aufgabe zugeteilt werden würde. Eine bei der sie sich viel Bücken
oder schwer tragen müsste. Das würde sie zwar schaffen, jedoch ist sie nicht
sehr motiviert und derartiges erinnert sie an alte Zeiten, in denen sie ständig
Sachen tun musste, die sie nicht mag.
„Zwischendurch
findet, der Mann, der derweil das Beet umgräbt, Kartoffeln. Er wirft sie zu
mir, damit ich sie einsammle und in einen Eimer tue. Da kam auch schon die Frau
mit einem Eimer. Anstatt die Kartoffeln selbst in den Eimer zu werfen, wirft er
sie weiterhin an den Rand, wo daraufhin die andere Frau sie einsammelte, während
ich weiter am Laubhaken war.“
Einig
Rauchen zwischendurch. Aber Tamsin traut sich nicht, eine Pause einzulegen. Sie
hat Angst, dass gerade in dem Moment die Betreuerin oder jemand anderes aus dem
Fenster schauen und dann denken würde: Tasmin steht die ganze Zeit nur faul rum
und tut nix.
So
wie es in Schulzeiten schon. „Als wir die Klasse aufräumen mussten, habe ich zB.
Irgendwas weggeräumt. Die Lehrerin hatte gerade weggeschaut. Dann war ich
fertig und habe mich hingesetzt. Genau dann schaut die Lehrerin zu mir. Kommt.
Meint, ich würde nur dasitzen und nix tun.“
Tasmin
arbeitet so lange weiter, bis der Mann ihr sagt, dass sie aufhören kann. Sie
traute sich nämlich nicht, auf die Uhr zu schauen. Dazu müsste sie das Handy
aus der Tasche nehmen, und bei ihrem ewigen Unglück würde genau in dem Moment
die Betreuerin um die Ecke gucken und denken, Tamsin würde die ganze Zeit nur
mit dem Handy spielen anstatt zu arbeiten.
Also
lässt sie es bleiben. Alle anderen saßen auch schon wieder drinnen, als sie kam.
Tamsin hat ein wenig Sorge, dass die Betreuerin dann fragt, warum sie schon
aufgehört hat, denn es war ja noch recht früh.
Aber
dies geschah nicht.
Und
die Müdigkeit war auch weg.
Später
sagte die Betreuerin, dass es gut war was Tamsin gemacht hat. Dass sie das Laub
auf einen Haufen gelegt hat. Tamsin denkt etwas später, dass sie nicht
begeistert davon ist, dass alle anderen selbst entscheiden wann sie schluss
machen und auch hauptsächlich, was Sie machen möchten, ihr aber eine Arbeit
zugeteilt wurde und sie so lange weiter gemacht hat oder machen musste, bis
irgendjemand etwas diesbezüglich zu ihr sagt.
Während
sie auf dem Sofa sitzt und sich ausruht, beobachtet sie wie der Frau, die soeben
Teller und Besteck reinbrachte, eine Gabel runter auf dem Boden fällt. Zu sich
selbst sagte sie, die kommt in die Spülmaschine, legt an die Seite und stellt
noch etwas ab. Dann nimmt siede Gabel mit in die Küche.
Tamsin
grübelt über ihre Sorgen nach und überlegt, ob die die jemandem erzählen soll.
Essen. Anruf. Aber was soll das schon bringen…
Die
Gruppe sitzt im Nebenraum beim Puzzeln. Alle lachen und unterhalten sich. Tamsin
hat nix zu lachen.
Tamsin
wird sich heute Kabeljau braten. Die WG kocht montags immer, weshalb sie davon
ausgeht, dass Küche und Pfanne heute auf jeden Fall frei sein werden, da die
meisten dann schon alle gegessen haben. Als sie damals noch selbst jede Woche
mitkochen durfte, hat sie alles mitgegessen. Teilweise konnte sie auch
mitbestimmen, was es gab. Das hat ihr geholfen.
Das
war anders, als in der TS etwas zu bestellen bzw. mitzuessen, was sie nicht
kennt und nicht weiß, was drinnen ist oder wie es zubereitet wurde. „Ich finde
es immer schrecklich, wenn man irgendwo essen soll und dann nur ein Gericht zur
Auswahl hat.“ Wenn das dann meistens etwas ist, was Tamsin nicht gerne mag.
Es
ärgert sie, dass auch diese „Ferienfreizeit“, die von der TS aus im Sommer
stattfindet, so wenig erheiternde Eigenschaften hat.
Tamsin
hätte sich auf eine richtige Reise gefreut! Nicht auf sowas wie eine
Klassenfahrt, wo man nichts selbst bestimmen darf; wahrscheinlich nicht mal das
eigene Essen. „Würde gerne mal in einem Hotel schlafen. In einer Wanne baden.
Am Pool sitzen und entspannen und jeden Tag im Restaurant essen.“
Das
schlimmste ist, dass Tamsin nicht einmal jemandem zum Reden hätte und ganz auf
sich alleingestellt wäre.
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