Freitag, 15. März 2019

Tamsin ist unterfordert, gelangweilt und nervös

 
Tamsin stell den neuen Fernseher ein, der im WG Wohnzimmer aufgestellt wurde. Sonst wenn das niemand gekonnt hätte, hätte einen Fachmann kommen müssen. Aber sie hat gesagt, dass sie sowas auch kann. Und das war doch ganz einfach. Der alte Fernseher wurde entsorgt, weil es ein altes Röhrengerät war, und analoge Signale nicht mehr verfügbar sind. So war dort kein Bild mehr. Der neue ist auch nicht gerade besonders groß und hat kein 3D. Wobei es kaum noch 3D Fernseher auf dem Markt gibt, weil das angeblich nicht so beliebt ist. Filme gibt es dagegen eine ganze Menge. Was mich etwas ärgert. Denn wenn mein Fernseher mal kaputtgehen sollte. Werde ich wieder große Probleme damit haben, ein gutes und günstiges Gerät zu finden, das auch noch 3D unterstützt. Als ob 3D so was Altmodisches wäre.

In der Tagesstätte fand ich es heute etwas anstrengend. Nicht weil ich über, sondern eher unterfordert war. Sobald ich um 10 Uhr dort nachdem wir gefrühstückt eintraf, habe ich mein Buch weitergelesen und bearbeitet. Diese große Motivation ist jedoch nicht mehr da. Damals, als meine alte Chefin vom Förderzentrum immer neue Kapitel lesen wollte und ganz interessiert danach war, hat es mir große Freude bereitet. Wäre das niemals so gewesen, wäre ich vielleicht immer noch nicht fertig damit geworden. Es war immer mein Traum, mal ein Buch zu veröffentlichen. Etwas im Leben zu erreichen. Etwas Besonderes, was sonst nur die wenigsten schaffen. Ich habe sogar meine Zukunft darauf gestürzt, dass ich selbst etwas mache was ich kann und damit nicht irgendwann dazu gezwungen werden kann, irgendwie als Tellerwäscher zu arbeiten. Auch wenn ich inzwischen weiß, dass es für die meisten eigentlich unmöglich ist, als Schriftstellerin so viel Geld zu verdienen, dass man davon leben kann.
Trotzdem will ich das Buch Projekt fertigmachen. Auch wenn dieses Gefühl, am Tag etwas Sinnvolles und schönes geschafft zu haben, wenn ich daran weiter abgearbeitet habe, inzwischen kaum noch da ist.
Dann gab es um 12 Uhr verfrüht Essen. Einige Leute war noch im Gespräch, so dass die erst mit Essen angefangen haben, wenn die ersten schon fertig waren. Dann kam noch die Frau aus dem Büro und hat sich ein Teller genommen. Es gab Gyros mit Pommes. Allerdings waren die Pommes nicht so toll und da ich mir das schon gedacht hatte, dass die labberig und ungewürzt sind, habe ich heute nicht mitgegessen. Es hat fast eine Stunde gedauert, bis die letzte Person mit essen fertig war und die Tafel aufgehoben wurde. Für mich war es anstrengend, einfach nur da zu sitzen und nichts zu tun. Nur zuzuhören bei den Gesprächen. Selbst nicht angesprochen zu werden und Angst zu haben, weil etwas zu sagen.

Ich finde es ungerecht, dass am Tisch während des Essens oder Frühstücks Handyverbot ist, häkeln oder in Zeitung lesen erlaubt ist. Alles sind Beschäftigungen die einen ablenken. Für mich ist das nur sinnlose Bürokratie. Es macht keinen Unterschied ob man beim Häkeln beschäftigt ist oder ob man gerade irgendwas im Handy guckt.
Oder ob man im Handy ein Buch liest, oder ob man es auf Papier tut. Es ist EGAL!

Nach dem Frühstück war Aufräumen dran. Ich weiß nie was soll ich denn Sachen, was ich tun soll also habe ich nichts getan. So war das in der Schule schon. Ich habe Angst etwas Falsches zu tun.
Um 1:30 Uhr fängt die Abschlussbesprechung Stadt. Ich saß ungeduldig in dem Sessel und hatte Hunger und wollte nach Hause, weil ich heute mit Küchenputz dran war.
Jeder hat erzählt wie die Woche war was er am Wochenende macht und dann wurden Karten gezogen, wo jeder eine eigene Frage beantworten muss. Das ist jeden Freitag so. Es wurde mal gesagt, dass ich zumindest am Freitag ein bisschen länger bleiben soll um das mitzumachen. Draußen hat es geregnet und war windig. Es regnet schon seit mehreren Tagen nur noch.
Als alles fertig war, und die Leute sich noch ein bisschen unterhalten haben, hatte ich jedoch Angst, dass die Betreuerin wieder etwas sagt, wenn ich nun früher aufstehe bevor alles zu Ende ist. Obwohl das wichtigste ja schon vorbei war. Nervös und ungeduldig habe ich aus dem Fenster geschaut. Denn ich habe mich so unterfordert und gelangweilt gefühlt, so sehr, dass ich sogar freiwillig in den Werbeprospekten geblättert habe. Auch wenn ich mir nur die Bilder angeguckt habe. Und mich von den Angeboten sowieso nicht mehr in den Laden locken lassen will. Es ist eine Beschäftigung, die mich ablenkt. Besser als nur stumm da zu sitzen und zu schweigen, weil mich niemand anspricht.
Zwischendurch war ich ein wenig traurig. Gedanken kommen auf, wenn man nichts zu tun hat. Ich tue dann immer nachdenken. Darüber, was mit mir los ist und über die Ängste und über mein Tagesplan. Ich habe mich auf das Essen gefreut, sobald ich zu Hause war. Gulasch Soße mit Nudeln. Und dabei die Küche saubermachen. Ich putze gerne, denn danach ist immer alles besser und schöner als vorher.

Also ich dann mit allem fertig war, weil ich schon ein wenig erschöpft. Aber irgendwie merke ich, dass mir die viele Bewegung auch guttut.

Nun ist es 7:30 Uhr abends. Draußen wütet ein Sturm. Das Quietschen der Lüftungsklappe im Badezimmer nervt mich. Anscheinend hat der Wind gerade gedreht, der nun ist es nicht mehr so schlimm wie heute Mittag. Man hört das sogar durch die geschlossene Tür.
 Inzwischen bleibe ich immer ein bisschen länger auf. Es ist schon ein bisschen her, seit ich das letzte Mal vor 19 Uhr ins Bett gegangen bin. Wenn ich bis um 8 Uhr abends oder länger aufbleiben, kann ich auch besser schlafen. Ich bringe mich dazu durch, nicht mich einfach so ins Bett zulegen obwohl ich noch gar nicht richtig müde bin. Auch wenn mir da bei etwas langweilig ist. Immer nur Fernsehen macht andauernd auch keinen Spaß mehr, einfach, weil es zu viel ist, selbst wenn die Filme gut sind. Zwischendurch stehe ich oft auf und tue aufräumen, weil ich Bewegung brauche und unzufrieden mit der Unordnung bin.

Anime läuft am Abend bei ihr auf dem Fernseher. Es ist schwer richtig gute davon zu finden. Aber sie schaut das gerne. Es ist zumindest nicht langweilig. Gerade hat der Wind wohl wieder gedreht, so dass es im Badezimmer wieder quietscht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen