Tamsin
stell den neuen Fernseher ein, der im WG Wohnzimmer aufgestellt wurde. Sonst
wenn das niemand gekonnt hätte, hätte einen Fachmann kommen müssen. Aber sie
hat gesagt, dass sie sowas auch kann. Und das war doch ganz einfach. Der alte
Fernseher wurde entsorgt, weil es ein altes Röhrengerät war, und analoge
Signale nicht mehr verfügbar sind. So war dort kein Bild mehr. Der neue ist auch
nicht gerade besonders groß und hat kein 3D. Wobei es kaum noch 3D Fernseher
auf dem Markt gibt, weil das angeblich nicht so beliebt ist. Filme gibt es
dagegen eine ganze Menge. Was mich etwas ärgert. Denn wenn mein Fernseher mal kaputtgehen
sollte. Werde ich wieder große Probleme damit haben, ein gutes und günstiges
Gerät zu finden, das auch noch 3D unterstützt. Als ob 3D so was Altmodisches
wäre.
In
der Tagesstätte fand ich es heute etwas anstrengend. Nicht weil ich über,
sondern eher unterfordert war. Sobald ich um 10 Uhr dort nachdem wir
gefrühstückt eintraf, habe ich mein Buch weitergelesen und bearbeitet. Diese
große Motivation ist jedoch nicht mehr da. Damals, als meine alte Chefin vom
Förderzentrum immer neue Kapitel lesen wollte und ganz interessiert danach war,
hat es mir große Freude bereitet. Wäre das niemals so gewesen, wäre ich
vielleicht immer noch nicht fertig damit geworden. Es war immer mein Traum, mal
ein Buch zu veröffentlichen. Etwas im Leben zu erreichen. Etwas Besonderes, was
sonst nur die wenigsten schaffen. Ich habe sogar meine Zukunft darauf gestürzt,
dass ich selbst etwas mache was ich kann und damit nicht irgendwann dazu
gezwungen werden kann, irgendwie als Tellerwäscher zu arbeiten. Auch wenn ich
inzwischen weiß, dass es für die meisten eigentlich unmöglich ist, als
Schriftstellerin so viel Geld zu verdienen, dass man davon leben kann.
Trotzdem
will ich das Buch Projekt fertigmachen. Auch wenn dieses Gefühl, am Tag etwas
Sinnvolles und schönes geschafft zu haben, wenn ich daran weiter abgearbeitet
habe, inzwischen kaum noch da ist.
Dann
gab es um 12 Uhr verfrüht Essen. Einige Leute war noch im Gespräch, so dass die
erst mit Essen angefangen haben, wenn die ersten schon fertig waren. Dann kam
noch die Frau aus dem Büro und hat sich ein Teller genommen. Es gab Gyros mit
Pommes. Allerdings waren die Pommes nicht so toll und da ich mir das schon
gedacht hatte, dass die labberig und ungewürzt sind, habe ich heute nicht mitgegessen.
Es hat fast eine Stunde gedauert, bis die letzte Person mit essen fertig war
und die Tafel aufgehoben wurde. Für mich war es anstrengend, einfach nur da zu
sitzen und nichts zu tun. Nur zuzuhören bei den Gesprächen. Selbst nicht
angesprochen zu werden und Angst zu haben, weil etwas zu sagen.
Ich
finde es ungerecht, dass am Tisch während des Essens oder Frühstücks
Handyverbot ist, häkeln oder in Zeitung lesen erlaubt ist. Alles sind
Beschäftigungen die einen ablenken. Für mich ist das nur sinnlose Bürokratie.
Es macht keinen Unterschied ob man beim Häkeln beschäftigt ist oder ob man
gerade irgendwas im Handy guckt.
Oder
ob man im Handy ein Buch liest, oder ob man es auf Papier tut. Es ist EGAL!
Nach
dem Frühstück war Aufräumen dran. Ich weiß nie was soll ich denn Sachen, was
ich tun soll also habe ich nichts getan. So war das in der Schule schon. Ich
habe Angst etwas Falsches zu tun.
Um
1:30 Uhr fängt die Abschlussbesprechung Stadt. Ich saß ungeduldig in dem Sessel
und hatte Hunger und wollte nach Hause, weil ich heute mit Küchenputz dran war.
Jeder
hat erzählt wie die Woche war was er am Wochenende macht und dann wurden Karten
gezogen, wo jeder eine eigene Frage beantworten muss. Das ist jeden Freitag so.
Es wurde mal gesagt, dass ich zumindest am Freitag ein bisschen länger bleiben
soll um das mitzumachen. Draußen hat es geregnet und war windig. Es regnet
schon seit mehreren Tagen nur noch.
Als
alles fertig war, und die Leute sich noch ein bisschen unterhalten haben, hatte
ich jedoch Angst, dass die Betreuerin wieder etwas sagt, wenn ich nun früher
aufstehe bevor alles zu Ende ist. Obwohl das wichtigste ja schon vorbei war.
Nervös und ungeduldig habe ich aus dem Fenster geschaut. Denn ich habe mich so
unterfordert und gelangweilt gefühlt, so sehr, dass ich sogar freiwillig in den
Werbeprospekten geblättert habe. Auch wenn ich mir nur die Bilder angeguckt
habe. Und mich von den Angeboten sowieso nicht mehr in den Laden locken lassen
will. Es ist eine Beschäftigung, die mich ablenkt. Besser als nur stumm da zu
sitzen und zu schweigen, weil mich niemand anspricht.
Zwischendurch
war ich ein wenig traurig. Gedanken kommen auf, wenn man nichts zu tun hat. Ich
tue dann immer nachdenken. Darüber, was mit mir los ist und über die Ängste und
über mein Tagesplan. Ich habe mich auf das Essen gefreut, sobald ich zu Hause
war. Gulasch Soße mit Nudeln. Und dabei die Küche saubermachen. Ich putze
gerne, denn danach ist immer alles besser und schöner als vorher.
Also
ich dann mit allem fertig war, weil ich schon ein wenig erschöpft. Aber
irgendwie merke ich, dass mir die viele Bewegung auch guttut.
Nun
ist es 7:30 Uhr abends. Draußen wütet ein Sturm. Das Quietschen der
Lüftungsklappe im Badezimmer nervt mich. Anscheinend hat der Wind gerade
gedreht, der nun ist es nicht mehr so schlimm wie heute Mittag. Man hört das
sogar durch die geschlossene Tür.
Inzwischen bleibe ich immer ein bisschen
länger auf. Es ist schon ein bisschen her, seit ich das letzte Mal vor 19 Uhr
ins Bett gegangen bin. Wenn ich bis um 8 Uhr abends oder länger aufbleiben,
kann ich auch besser schlafen. Ich bringe mich dazu durch, nicht mich einfach
so ins Bett zulegen obwohl ich noch gar nicht richtig müde bin. Auch wenn mir
da bei etwas langweilig ist. Immer nur Fernsehen macht andauernd auch keinen
Spaß mehr, einfach, weil es zu viel ist, selbst wenn die Filme gut sind.
Zwischendurch stehe ich oft auf und tue aufräumen, weil ich Bewegung brauche
und unzufrieden mit der Unordnung bin.
Anime
läuft am Abend bei ihr auf dem Fernseher. Es ist schwer richtig gute davon zu
finden. Aber sie schaut das gerne. Es ist zumindest nicht langweilig. Gerade
hat der Wind wohl wieder gedreht, so dass es im Badezimmer wieder quietscht.
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