Samstag, 9. März 2019

Langeweile bis zur Erschöpfung

Tamsin ärgert sich, dass sie ausgerechnet an dem Tag, an dem ihre Mutter Geburtstag hat, einen Ersttermin in Lübeck hat. Nun weiß sie nicht was sie machen soll. Wir wollen essen gehen. Sie hat Urlaub. Ich könnte auch Urlaub nehmen. Aber ich habe nicht gerade die Motivation, da anzurufen und den Termin abzusagen. Wobei das eigentlich nicht so schlimm ist, wie es sich  in diesem Moment anfühlt.

Mein Kaffeeglas ist verschwunden. Ich hatte es in der Geschirrspülmaschine und dann wurde das Geschirr gewaschen und ausgeräumt und nun es ist weg. Als ich heute morgen das bemerkt habe, wäre ich am liebsten wütend überall rumgegangen und hätte geklingelt. Es dauerte eine Weile, bis die Wut sich ein wenig gelegt hat. Solche Gedanken, wie, dass ich deswegen zur Polizei gehe , weil es nicht wieder auftaucht, schwirren mir durch den Kopf. Denn es ist Diebstahl und ich lasse mich nicht beklauen. Außerdem war das mein bestes Glas. Nun beschließe ich, anstatt zu warten bis es irgendwann vielleicht wieder in der Maschine auftaucht von der Person, die es gerade hat, ein Zettel zu schreiben.

Dieser Samstag morgen ist nicht so entspannt. Ich fühle mich ein bisschen gestresst durch die ganzen unangenehmen Dinge. Draußen ist es kalt und windig und regnet. Noch haben wir es März, aber ich bezweifle, dass es dieses Jahr so einen schönen Sommer gibt, wie im letzten Jahr. Von April bis September. Kaum schlechtes Wetter.

Soll die Bewohnerin von oben jetzt hier unten wohnt, läuft die Maschine so oft, dass ich kaum noch mitbekomme, wenn die läuft.
Die ganze Woche über lief sie gar nicht so dass kein sauberes Geschirr mehr verfügbar war und nun ist sie eingeschaltet worden gestern und schon wieder fast voll heute.

Gerade ist erst 8:30 Uhr. Eigentlich darf erst um 9 Uhr die Waschmaschine und das alles eingeschaltet werden. Viele machen das aber früher. Halten sich nicht daran. Ich habe aber Angst, dass wenn ich das mal mache außerhalb der erlaubten Zeiten, dass ich dann erwischt werde und Ärger kriege. Wenn jemand Ärger wegen sowas bekommt, dann ich. Ist immer so.
Und wenn ich um 9 Uhr hingehe, passiert es manchmal, dass andere die schon früher lief schon längst damit fertig sind oder kurz davor sind, fertig zu sein. Manchmal warte ich auch bis zu der Zeit und wenn ich dann hingehe, sogar noch fünf Minuten zu früh, laufen die Maschinen längst, so dass ich mehrere Stunden warten muss, bis ich drankomme.

Tamsin war an diesem Samstag nicht so glücklich. Große Langeweile. Wirklich sehr große. Nachdem sie sich am frühen Vormittag Kabeljau mit Ei gebraten hat, brauchte sie den Rest des Tages nicht mehr in die Küche zu gehen. Abgesehen davon, den Zettel auf den Tisch zu legen. Irgendwie kam dann plötzlich Angst und sie hat sich auch nicht mehr dorthin getraut, weil sie Angst hatte, dass jemand irgendwas zu ihr sagt deswegen.
Im Laufe des Tages war sie mal fröhlich, mal gelangweilt und traurig. Sie hat ferngesehen, aber irgendwie nicht so richtig Lust dazu. Wollte einen 3D Film schauen, hat aber nach zehn Minuten abgebrochen, weil es sich anstrengend anfühlte, solange es still vor dem Kasten zu setzen. Sie braucht Bewegung, aber alle Hausarbeiten waren schon erledigt und die Wäsche war auch schnell fertig. Sie spielt mit ihren ferngesteuerten Autos, aber da hier so wenig Platz ist, mach das auch nicht so viel Spaß. Gegen Abend wurde sie dann immer müder. Tamsin vermutet, dass es mit dem Zucker zusammenhängen könnte. Erst eine Dose, die sie ausgetrunken hat, dazu ein Stück Torte und Schokolade. Wenn sie so viel Süßkram zu sich nimmt, fühlt sie sich nicht immer ganz so wohl. Allerdings hat sie auch große Angst davor, das vom Arzt mal untersuchen zu lassen.
Kara, die sich auch nicht mehr bei ihr meldet, hatte damals große Panik vor Diabetes und den Spritzen. Hat sogar geweint, weil sie solche Angst davor hatte. Erst fing es mit Tabletten an und dann musste sie doch spritzen, weil sie es nicht geschafft hat, ihren Zuckerkonsum einzuschränken. Inzwischen hat sie sich so an die Spritzen gewöhnt, als wären sie selbstverständlich. Sie trinkt einen fertigen Cappuccino mit zusätzlich ein Teelöffel Zucker.  Oder mehrere. Tamsin kann das nicht ganz nachvollziehen. Aber der schmeckt das und sie scheint damit klarzukommen.

Tamsin geht am Abend früher ins Bett, nachdem sie noch am Computer saß und bei Amazon nach neuer Kleidung geschaut hat. Es ist wirklich schwierig für sie, neue Kleidung zu finden. Zwar hat sie noch genug Kleidung im Schrank, möchte aber auch gerne etwas Neues haben. In den Geschäften ist sie bisher selten bis gar nicht fündig geworden. Sie will sich nicht nach den modernen Trends richten, die daraus bestehen, dass alles einfarbig oder gestreift oder mit Schriftzügen versehen ist. Und dann diese furchtbaren Trendfarben. Gefühlt 90% aller im Handel oder Katalog erhältlichen Kleidungsstücke richten sich nach sowas. Weil die Menschen modern sein wollen und das deswegen auch noch kaufen. Ocker grün oder beige grün und braun und grau. Im Sommer gibt’s dann wieder so ein komisches orange oder irgendwelche Pastellfarben. Bei Amazon waren einige schöne Kleidungsstücke. Gar nicht so teuer. Aber aus Polyester. Dieses plastikgewebe ist sehr unangenehm auf der Haut und vor allem der schweißige Geruch, den es annimmt, wird schnell unerträglich. Also lässt sie es vorerst sein, etwas zu kaufen. Denn alles was richtig gut aussieht, ist aus Polyester.

Kurz nach 7 Uhr gingen sie schlafen. War einfach wirklich richtig müde. Dabei hört sie ein Hörbuch und dazu die Geräusche auf dem Flur und im Wäsche Raum. Draußen ist Sturm und es poltert. Zwischendurch wird sie wach und hat Angst, aufstehen zu müssen, falls jemand das Gartentor aufmacht oder die Tür zum rasch haben offen lässt, sodass das Poltern das trocken hast durch das ganze untere Erdgeschoss halt. Den anderen stört sowas nicht. Entweder können Sie vielleicht hören und nehmen es nicht wahr oder hören noch Musik.

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