Freitag, 22. März 2019

Angstfrei mit dem Zug unterwegs

Heute hatte ich wieder mal einen Termin in Lübeck. Diesmal zur PTBS Sprechstunde. Nachdem wir gefrühstückt bin ich direkt losgefahren. Eigentlich wollte ich einen Zug später nehmen, weil ich den Termin auch erst später hatte. Aber dann kamen schlechte Gedanken. Sorgen, dass ich das Haus wo ich hin muss nicht finden würde. Denn ich weiß ja gar nicht, wo ich überhaupt hin muss. Das erfahre ich erst bei der Anmeldung. Das Gelände ist so groß und wenn ich so überpünktlich da bin bei der Anmeldung und dann nur noch zwei Minuten habe, um das richtige Haustier finden, könnt ihr das alles sehr stressig und knapp werden.

Also habe ich einen früheren Zug genommen. Entschieden habe ich mich dafür in letzter Minute. Denn das was ich in dieser 1 Stunde hier gemacht hätte, kann ich auch im Zug machen. Lesen und schreiben. Ich hatte schon Angst, es nicht zu schaffen, weil am Ticketautomat vor mir eine sehr langsame Frau war, die vor jedem Tastendruck erst einmal ein bisschen überlegen musste.
Die Hinfahrt war sehr entspannt. Es gab kein Stress um freie Sitzplätze. Ich fand einen und musste auch nicht Platz machen für jemand anderen. Da ich noch eine Stunde Zeit hätte bevor der Termin anfängt, bin ich zu Edeka gegangen. Was man habe ich dort nicht gefunden. Und der Laden war direkt gegenüber des Geländes. Allerdings habe ich nichts von denen gefunden, was ich suche. Nur ein paar Tüten Nudeln.
Nach der Anmeldung bin ich erstmal in die falsche Richtung gegangen. Ich hatte noch genügend Zeit. Also war das nicht so tragisch. Ich habe dann erstmal auf meine Karte geschaut und herausgefunden, dass ich abgebogen bin wo ich gar nicht abbiegen sollte.
In der Sprechstunde habe ich von der Maßnahme 2007 erzählt und von dem was ich erlebt habe. Von den Schülern die mich geärgert haben und so weiter.
Obwohl einige der von mir aufgezählten Punkte für die Diagnose wirklich zu treffen, ist eine offizielle Diagnose PTBS eher unwahrscheinlich. Denn dazu müssten alle Punkte zutreffen. Alle die auf dem Papier stehen. Sonst habe ich irgendwas anderes, was mit Ängsten zu tun haben könnte. Das hat die Frau dort gesagt. Das Gute daran ist, dass ich obwohl ich mich immer wieder stark und mit Furcht an diese Zeit zurück erinnere, wohl keine Traumatherapie machen brauch. Wer würde auf andere Weise geholfen werden. Das Schlechte ist, dass ich weiterhin Angst haben werde und es nichts gibt, was das Jobcenter daran hindern würde, mich irgendwann erneut in eine Maßnahme oder Arbeit zu stecken, wo ich in Vollzeit den ganzen Tag Dinge tun muss, die mir nicht gefallen. Wie putzen, Akkordarbeit oder Teller waschen. Für so ein Leben fühle ich mich nicht gemacht. Ich habe während der Testung erwähnt, dass ich dunkle Gedanken habe und so ein Leben nicht leben wollen würde. Ich lebe dazu um glücklich zu sein und die Arbeit auszuführen, die mein Leben mit Freude erfüllt und nicht irgendwas zu machen, mit der Begründung, hauptsache ich habe irgendwas zu tun und verdienen Geld, egal wie und wie ich mich dabei fühle ist ebenfalls egal.
Für viele Menschen ist so etwas normal. Standard. Die können es nicht anders. Die tun was getan werden muss. Aber ich habe schon so viel getan, was getan werden muss. Praktikas und Maßnahmen besucht, in dem ich niemals die Tätigkeit ausführen durfte, die mir wirklich gefällt und mich immer den Anweisungen unterwerfen musste. Das war früher. Das soll vorbei sein. Das darf auf keinen Fall meine Zukunft werden.
Noch habe ich meinen Lebenswillen nicht verloren. Auch wenn es hin und wieder einige dunkle Phasen gibt. Noch habe ich eine schöne Wohnung und kann das Gute an der derzeitigen Realität erkennen. Dennoch gibt es etwas Gutes. Und ich habe Hoffnung. Einen Freund.

Im Anschluss als ich fertig war, war ich kurz ziemlich sauer. Denn ich kam 5 Minuten zu spät raus. Der Bus der mich zum Bahnhof bringen sollte, war gerade weg. Das hat mich geärgert. Denn so müsste ich eine Stunde auf den nächsten Bus und Zugfahrten. Statt um 3 Uhr wäre ich dann erst um vier Uhr nachmittags zu Hause.
Plötzlich kam ein Bus und hielt an der Haltestelle, in der ich saß, der gar nicht auf dem Plan stand. Aber Erfurt zum Bahnhof. Dann wollte ich eine Fahrkarte zurück nach Hause kaufen, aber der Busfahrer meinte, dass ich die Fahrkarte auch direkt am Bahnhof kaufen könne. Und so einsteigen können. Es war ein zu kompliziert die Bus und Zug Verbindung auf eine Fahrkarte auszudrucken. Es dauert auch angeblich immer so lange. Ich habe mich dann vorne direkt hingesetzt, weil ich Angst hatte, dass doch noch ein Kontrolleur kommt und ich dann ohne Fahrkarte dastehe. Oder da sitze. Aber letztlich ging alles gut. Ich habe den früheren Zug den ich eigentlich aufnehmen wollte noch geschafft. Obwohl ich nervös war, als wieder ein langsamer Mensch vor mir am Fahrkartenautomat stand.
Um 3 Uhr war ich dann zu Hause. Habe mir eine Pizza gemacht. Das Wetter scheint endlich ein bisschen frühlingshaft zu werden. Meine Stimmung war den ganzen Tag durchgehend gut. Ich brauchte heute auch nicht zur Tagesstätte mehr.  hätte sich auch nicht gelohnt.

Ich fand das schön mit dem Zug dahin zu fahren und alles alleine ohne Probleme zu schaffen. Und ohne Ängste. Es ist mal was Neues und besser als den ganzen Tag nur drinne und vor dem Fernseher zu sitzen. Wenn das Zug und Bus fahren nicht so teuer wäre, würde ich das öfter machen. Eine Fahrt für eine Strecke kostet 6 €. Ich habe immer noch keine Rückmeldung auf den fahrtkostenantrag erhalten. Obwohl ich die Karten schon abgeschickt habe. Ich hoffe, dass das nicht wieder irgendein Fehler unterlaufen ist. Ich habe echt keine Lust da anzurufen.

Obwohl die Vorstellung im Sommer mal alleine nach Lübeck zu fahren und durch die Stadt zu gehen sehr schön finde, habe ich doch noch große Angst davor, wenn das Jobcenter mich demnächst irgendwann zu einer Untersuchung dorthin schickt. Neue Strecken sind immer schwierig. Vor allem, wenn ich mich damit überhaupt nicht auskenne und nicht mal richtig weiß, wo ich überhaupt hinfahren muss.

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