Montag, 6. Mai 2019

Milchreis kochen

 

Tamsin ist am Montagmorgen noch etwas müde. Sie grübelt über die Ungerechtigkeiten nach. Wenn in der Tagesstätte einige drinnen sitzen und Blumen einpflanzen oder malen dürfen, während sie sozusagen verpflichtet wird, ihre Aufgabe draußen aufzunehmen und Stöcker vom Rasen sammeln muss, empfindet sie das als ungerecht. Es ist nicht anders wie damals im Förderzentrum, als sie in der Küche arbeiten und das Essen vorbereiten musste, während die anderen am Tisch saßen und Karten gespielt haben.
Ist das gerecht?
Wenigstens haben die im Förderzentrum sie ernst genommen und versucht etwas an solchen Situationen zu ändern. Hier wird nur gesagt, es ist wie es ist und jeder Mensch muss anders beurteilt oder behandelt werden.


Tamsin kocht heute in der Tagesstätte. Eigentlich hatte sie sich geschworen, das nicht mehr zu machen. Auch wegen einigen Ungerechtigkeiten. Aber sie hat solche Angst, dass die Betreuer schimpfen, wenn sie nie was mit Macht und nie mit essen tut und nur weil sie eine Aufgabe nicht mag heißt es, dass sie alle Aufgaben ablehnt.
Warum kocht sie heute Milchreis. Eigentlich hieß es, dass sie ganz alleine der Haupt Koch ist und alles bestimmen darf. Als letzte Woche dann die Gruppe anfängt zu diskutieren, wie viel Zucker und ob der überhaupt sogar reingehört, hatte sie schon wieder die Nase voll. Alle dürfen ihr Essen selbst bestimmen und zubereiten. Nur bei ihr wird sich immer eingemischt oder es nicht ernst genommen.

“Letztlich war es dann doch so, dass ich alles selbst bestimmen durfte.  die Frau die mir geholfen hat hat immer auf meine Anweisungen gewartet. Auch weil die Betreuerin es so wollte. Größtenteils habe ich alles selbst gemacht. Auch die Schokoladensoße dazu. Das hat auch gut geschmeckt. Vor dem Kochen wurde besprochen, dass ich Klee anpflanzen kann. Morgen. Heute hat es zudem geregnet. Und ich musste ja kochen. Der Tag war dort sehr fröhlich.
Meine Stimmung drehte sich jedoch, als ich nach Hause kam und ein Zettel im Briefkasten fahrend, wo neben der Einkaufsliste für Freitag drauf stand, dass ich nächsten Montag in der WG kochen muss. Mit Ausrufezeichen. Mehr als die Sorge darüber, dass ich dann etwas kochen muss was ich nicht essen mag, würde es mich nerven, wenn ich dann vorher zur Tagesstätte muss, dann zur WG zum Kochen und danach wieder in die Tagesstätte für ein paar Minuten und dann nach Feierabend habe. Damals konnte ich den ganzen Tag hier bleiben in der WG, als ich mich  zum kochen gemeldet habe. Aber auch nur, weil meine Betreuerin da gerade kurz draußen warum was zu holen als das besprochen wurde. Und die andere hat dir dann gesagt, dass ich nicht so oft fahren muss und hier bleiben kann. Nun wo Frau Mai,  die strenger ist, da mit einbezogen wird, sind meine Sorgen natürlich wieder da. Denn die hatte damals gesagt, dass ich immer hin und her fahren muss, weil ich lernen muss flexibel zu werden. Ob ich will oder nicht.
Fühle mich wie ein Sklave meine eigenen Unfähigkeiten. Dann wäre ich mutig und würde alles können, wäre alles anders

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen