Mittwoch, 15. Mai 2019

Kein Gott, kein Glück

Heute hatte ich einen Termin in Lübeck. Oder? Als damals die Termine vereinbart worden, habe ich mir das direkt genau aufgeschrieben. Alles sollte korrekt sein. Als ich heute dort eintraf, wurde gesagt, dass ich gar keinen Termin habe. Der wäre nächste Woche nachmittags. Davon wusste ich gar nichts. Zudem hätte ich mir nie einen nachmittags Termin geben lassen. Dann wäre ich mit dem Zug erst wieder um 17 Uhr oder 18 Uhr zu Hause und das wäre zu spät. Vor allem wenn ich vorher noch in der Tagesstätte sollen müsste und von dort losfahren würde, ohne etwas gegessen zu haben.
Nun war ich also umsonst dort. Es hat mich geärgert, dass der Termin einfach verschoben wurde, ohne dass ich etwas davon wusste. Ich war schon einmal umsonst da. War so ähnlich damals.
Mit den Worten, dass ich angerufen werden würde, um einen neuen Termin zu vereinbaren, bin ich dann wieder weggegangen. Habe mich auf den Heimweg gemacht. Habe nicht geschaut, wann welcher Zug zurück fährt. Auf dem Bus zum Bahnhof musste ich nur ein paar Minuten warten. Habe mich dann beeilt zum Zug zu kommen, und tatsächlich war dort gerade einer, der nur 2 Minuten nachdem ich eingestiegen war abgefahren ist. Musste nirgends lange warten.
Besonders stark oder lange war mein Ärger nicht. Abgesehen von der Erschöpfung denn dieser Weg mit den umsteigen und so weiter ist schon etwas anstrengend. Zudem weiß ich nicht, ob ich das Fahrgeld wiederkriegen werde, weil in der Bescheinigung steht, dass ich sozusagen umsonst gekommen war.
Das Gute an der ganzen Sache war, dass ich kurz vor 11 Uhr wieder zu Hause war. Habe dann Nudeln gegessen. Und ferngesehen. Das ist letztlich interessanter als in der Tagesstätte ist um 13 dreißig Uhr zu sitzen und die meiste Zeit Langeweile zu haben. Manchmal ist mir so langweilig, dass ich zum Lesen oder Schreiben keine Lust habe. Außerdem nervt es  sehr, wenn ich dort nicht mit esse, weil ich das Essen nicht immer mag, sozusagen erst um 14 Uhr zu Hause was zu essen bekomme. Manchmal habe ich großen Hunger und kann es kaum erwarten endlich was zu essen.

Mein Nachbar hat heute angefangen seine Sachen zu packen. Morgen sieht er vielleicht endgültig aus. Ihn und eine Frau habe ich in der Küche getroffen, als ich einen alten Apfel und so weiter wegbringen wollte. Die stand an der Spüle und hat gerade die Pfanne abgewaschen. Die beiden haben öfters zusammen gekocht. Ich habe sie gefragt, ob ich an den Schrank kann, um den Apfel wegzuschmeißen. Etwas unfreundlich hatte die dann gesagt, dass die erst die Pfanne fertig abwaschen will und ich warten soll. Vor einigen Tagen in derselben Situation ist sie zur Seite gegangen. Diese negative und freundliche Reaktion war nicht angenehm. Ich hoffe, die war heute nur so unfreundlich, weil sie wütend oder traurig ist, weil der Mann ausgezogen ist. Er schien der einzige hier im Haus, mit dem sie sich gut verstanden hat. Ich glaube, sie mag mich nicht, weil ich damals ein schwarzmagischen Altar und Bilder von umgedrehten Pentagramm hier hatte. Vor ihrem Einzug war sie wahrscheinlich rebellisch und ist von zu Hause abgehauen und seit sie hier wohnt, hat sie sich vorgenommen ein guter Christ zu werden und ihr Zimmer mit Jesus dekoriert. Obwohl sie freiwillig solche Sachen wie vor einem Gemeindehaus Unkraut zupfen gemacht, fällt es mir schwer, ihr die Sache mit dem guter Mensch werden abzukaufen.
Damals glaubte sie wahrscheinlich, dass ich was mit dem Teufel zu tun habe. Hatte mich einmal gefragt, ob ich Atheist bin. Wusste damals gar nicht, was das ist. Vielleicht war meine damalige Behauptung, dass ich kein Gegenspieler von Gott und Jesus bin, nicht ganz ehrlich. Allerdings bin ich auch kein Satanist. Wenn ich wählen müsste, würde ich mich wahrscheinlich eher für die dunkle Seite entscheiden. Wobei ich eine sehr starke Abneigung gegen Gewalt und Schmerzen und so weiter habe.
 Ich sollte nicht traurig darüber sein, dass wir keine Freunde geworden sind. Ich sollte froh darüber sein, dass wir Keine Feinde sind.
Feinde, so wie die damaligen Mitschüler, die mich in der Schule geärgert oder mit Müll beworfen haben. Die mir komische Spitznamen gegeben und über mich gelacht haben. Ich weiß sie immer noch. Mülltonne, Flohmarkt, Stummelchen. Letzteres, weil ich Stumm war und nie gesprochen habe mit anderen.
Wie damals habe ich auch heute noch Angst davor, dass jemand oder etwas die Menschen, die mich nicht mögen, verärgert. Und dass diese dann ihren Frust an mir ablassen. Menschen die gut gelaunt sind, sind freundlich. Meistens. Habe Angst, dass schlecht gelaunte Menschen mich anmeckern, weil sie einfach unzufrieden mit Situationen, der Welt, ihrem Leben oder sich selbst sind. Das zerstört dann auch meine gute Stimmung.

Ich glaube nicht an Gott und habe keine große Zuneigung zur Religion. Ich denke immer, wenn es einen Gott geben würde, dann wäre mein Leben nicht so, wie es ist. Dann wäre ich glücklicher. Vielleicht auch erfolgreicher. Nicht einsam und verzweifelt. Dann hätte er mir geholfen. Dann würde er nicht zulassen, dass ich mir manchmal wünsche, nicht zu existieren.
Wenn, dann glaube ich eher an das Böse. An das dunkle, das nicht mit Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit erfüllt und ins Verderben reißen will.

Die Spülmaschine habe ich in den letzten Tagen immer wieder ausgeräumt. Ich weiß nicht, wer die immer eingeschaltet hat.
Ich weiß nicht, ob die andere Frau das sonst gemacht hätte, aber ich wollte nicht, dass sich das Ganze schmutzige Geschirr dann über Tage hinweg auf der Spüle stapelt, wenn das niemand macht und ich dann später irgendwann Ärger Krieg, weil ich ja diese Woche Küchendienst habe laut Plan. Nächste Woche hat der Mann Dienst, der aussieht. Er wurde für diesen Monat noch mal eingetragen überall. Weiß nicht, wie das dann werden wird.

Kann abends schlecht einschlafen. Es ist laut im Flur und draußen. Der räumt auf und packt seine Sachen. Draußen liegt ein Sperrmüllhaufen. Glaube ich zumindest. Noch liegt das euch hier am Haus und nicht an der Straße. Wenn das alles Sperrmüll ist, juckt es mir in den Fingern, auf Schatzsuche zu gehen. Vielleicht finde ich doch noch irgendwas Gutes dabei. Früher mit den Eltern habe ich das oft gemacht. Wir sind durch die Straßen gefahren und haben Sachen gesucht. Schallplatten, heilen guten Computer und Kassetten. Sowas habe ich gefunden. Seitdem weiß ich, dass es möglich ist, richtig gute Sachen zu finden. Kostenlos. Zudem bin ich so naiv, dass ich wirklich glaube, etwas Gutes zu finden. Und wenn es dann nicht so ist, bin ich enttäuscht.
Eigentlich traue ich mich nicht, alleine hier durch die Straßen zu gehen und irgendwas vom Sperrmüll mitzunehmen. Sowas ist verboten. Trotzdem machen viele Leute das. Dennoch habe ich Angst, erwischt zu werden oder angezeigt zu werden. Man darf ja kein Müll mitnehmen. Genauso wie man keine Essensreste aus dem Container vom Supermarkt nehmen darf. Alles muss vernichtet werden. Es darf nicht kostenlos in fremde Hände gelangen. So ist die Welt.
21 Uhr. Sitze im Bett und kann nicht schlafen. Dabei wollte ich heute früh Einschlafen, weil ich morgen früh wach sein wollte. Denn falls Sperrmüll an der Straße liegt, würde ich da nur früh morgens beigehen. Um 6 Uhr, wenn noch alle schlafen und mich niemand sehen würde.
Mir wäre es unangenehm, wenn die Leute, die sogar aus moralischen Gründen und persönlichen Abneigungen einen geschenkten Fernseher ablehnen, nur weil sie die Person nicht mögen, mich dann dabei sehen würde, wie ich zwischen dessen aussortierten alte Reisekoffern und Kartons wühle. Wäre peinlich.
Wobei ich wirklich nicht glaube, dass er wirklich ein guten modernen heilen Fernseher einfach so verschenkt oder in den Sperrmüll gestellt hätte.

Immer wieder habe ich zwischendurch Angst, dass wieder geklaut und der Mensch beim Auszug irgendwas mitgehen lässt. Auch von mir. Sachen in der Küche. Oder die Töpfe von meinem Klee an der Terrasse, an der er immer vorbeigeht.

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