Heute
hatte ich einen Termin in Lübeck. Oder? Als damals die Termine vereinbart
worden, habe ich mir das direkt genau aufgeschrieben. Alles sollte korrekt
sein. Als ich heute dort eintraf, wurde gesagt, dass ich gar keinen Termin
habe. Der wäre nächste Woche nachmittags. Davon wusste ich gar nichts. Zudem
hätte ich mir nie einen nachmittags Termin geben lassen. Dann wäre ich mit dem
Zug erst wieder um 17 Uhr oder 18 Uhr zu Hause und das wäre zu spät. Vor allem
wenn ich vorher noch in der Tagesstätte sollen müsste und von dort losfahren
würde, ohne etwas gegessen zu haben.
Nun
war ich also umsonst dort. Es hat mich geärgert, dass der Termin einfach
verschoben wurde, ohne dass ich etwas davon wusste. Ich war schon einmal
umsonst da. War so ähnlich damals.
Mit
den Worten, dass ich angerufen werden würde, um einen neuen Termin zu
vereinbaren, bin ich dann wieder weggegangen. Habe mich auf den Heimweg
gemacht. Habe nicht geschaut, wann welcher Zug zurück fährt. Auf dem Bus zum
Bahnhof musste ich nur ein paar Minuten warten. Habe mich dann beeilt zum Zug
zu kommen, und tatsächlich war dort gerade einer, der nur 2 Minuten nachdem ich
eingestiegen war abgefahren ist. Musste nirgends lange warten.
Besonders
stark oder lange war mein Ärger nicht. Abgesehen von der Erschöpfung denn dieser
Weg mit den umsteigen und so weiter ist schon etwas anstrengend. Zudem weiß ich
nicht, ob ich das Fahrgeld wiederkriegen werde, weil in der Bescheinigung
steht, dass ich sozusagen umsonst gekommen war.
Das
Gute an der ganzen Sache war, dass ich kurz vor 11 Uhr wieder zu Hause war.
Habe dann Nudeln gegessen. Und ferngesehen. Das ist letztlich interessanter als
in der Tagesstätte ist um 13 dreißig Uhr zu sitzen und die meiste Zeit
Langeweile zu haben. Manchmal ist mir so langweilig, dass ich zum Lesen oder
Schreiben keine Lust habe. Außerdem nervt es
sehr, wenn ich dort nicht mit esse, weil ich das Essen nicht immer mag,
sozusagen erst um 14 Uhr zu Hause was zu essen bekomme. Manchmal habe ich
großen Hunger und kann es kaum erwarten endlich was zu essen.
Mein
Nachbar hat heute angefangen seine Sachen zu packen. Morgen sieht er vielleicht
endgültig aus. Ihn und eine Frau habe ich in der Küche getroffen, als ich einen
alten Apfel und so weiter wegbringen wollte. Die stand an der Spüle und hat
gerade die Pfanne abgewaschen. Die beiden haben öfters zusammen gekocht. Ich
habe sie gefragt, ob ich an den Schrank kann, um den Apfel wegzuschmeißen.
Etwas unfreundlich hatte die dann gesagt, dass die erst die Pfanne fertig
abwaschen will und ich warten soll. Vor einigen Tagen in derselben Situation
ist sie zur Seite gegangen. Diese negative und freundliche Reaktion war nicht
angenehm. Ich hoffe, die war heute nur so unfreundlich, weil sie wütend oder
traurig ist, weil der Mann ausgezogen ist. Er schien der einzige hier im Haus,
mit dem sie sich gut verstanden hat. Ich glaube, sie mag mich nicht, weil ich
damals ein schwarzmagischen Altar und Bilder von umgedrehten Pentagramm hier
hatte. Vor ihrem Einzug war sie wahrscheinlich rebellisch und ist von zu Hause
abgehauen und seit sie hier wohnt, hat sie sich vorgenommen ein guter Christ zu
werden und ihr Zimmer mit Jesus dekoriert. Obwohl sie freiwillig solche Sachen
wie vor einem Gemeindehaus Unkraut zupfen gemacht, fällt es mir schwer, ihr die
Sache mit dem guter Mensch werden abzukaufen.
Damals
glaubte sie wahrscheinlich, dass ich was mit dem Teufel zu tun habe. Hatte mich
einmal gefragt, ob ich Atheist bin. Wusste damals gar nicht, was das ist.
Vielleicht war meine damalige Behauptung, dass ich kein Gegenspieler von Gott
und Jesus bin, nicht ganz ehrlich. Allerdings bin ich auch kein Satanist. Wenn
ich wählen müsste, würde ich mich wahrscheinlich eher für die dunkle Seite
entscheiden. Wobei ich eine sehr starke Abneigung gegen Gewalt und Schmerzen
und so weiter habe.
Ich sollte nicht traurig darüber sein, dass
wir keine Freunde geworden sind. Ich sollte froh darüber sein, dass wir Keine
Feinde sind.
Feinde,
so wie die damaligen Mitschüler, die mich in der Schule geärgert oder mit Müll
beworfen haben. Die mir komische Spitznamen gegeben und über mich gelacht
haben. Ich weiß sie immer noch. Mülltonne, Flohmarkt, Stummelchen. Letzteres,
weil ich Stumm war und nie gesprochen habe mit anderen.
Wie
damals habe ich auch heute noch Angst davor, dass jemand oder etwas die Menschen,
die mich nicht mögen, verärgert. Und dass diese dann ihren Frust an mir
ablassen. Menschen die gut gelaunt sind, sind freundlich. Meistens. Habe Angst,
dass schlecht gelaunte Menschen mich anmeckern, weil sie einfach unzufrieden mit
Situationen, der Welt, ihrem Leben oder sich selbst sind. Das zerstört dann
auch meine gute Stimmung.
Ich
glaube nicht an Gott und habe keine große Zuneigung zur Religion. Ich denke
immer, wenn es einen Gott geben würde, dann wäre mein Leben nicht so, wie es
ist. Dann wäre ich glücklicher. Vielleicht auch erfolgreicher. Nicht einsam und
verzweifelt. Dann hätte er mir geholfen. Dann würde er nicht zulassen, dass ich
mir manchmal wünsche, nicht zu existieren.
Wenn,
dann glaube ich eher an das Böse. An das dunkle, das nicht mit Verzweiflung und
Hoffnungslosigkeit erfüllt und ins Verderben reißen will.
Die
Spülmaschine habe ich in den letzten Tagen immer wieder ausgeräumt. Ich weiß
nicht, wer die immer eingeschaltet hat.
Ich
weiß nicht, ob die andere Frau das sonst gemacht hätte, aber ich wollte nicht,
dass sich das Ganze schmutzige Geschirr dann über Tage hinweg auf der Spüle
stapelt, wenn das niemand macht und ich dann später irgendwann Ärger Krieg,
weil ich ja diese Woche Küchendienst habe laut Plan. Nächste Woche hat der Mann
Dienst, der aussieht. Er wurde für diesen Monat noch mal eingetragen überall.
Weiß nicht, wie das dann werden wird.
Kann
abends schlecht einschlafen. Es ist laut im Flur und draußen. Der räumt auf und
packt seine Sachen. Draußen liegt ein Sperrmüllhaufen. Glaube ich zumindest.
Noch liegt das euch hier am Haus und nicht an der Straße. Wenn das alles
Sperrmüll ist, juckt es mir in den Fingern, auf Schatzsuche zu gehen.
Vielleicht finde ich doch noch irgendwas Gutes dabei. Früher mit den Eltern habe
ich das oft gemacht. Wir sind durch die Straßen gefahren und haben Sachen
gesucht. Schallplatten, heilen guten Computer und Kassetten. Sowas habe ich
gefunden. Seitdem weiß ich, dass es möglich ist, richtig gute Sachen zu finden.
Kostenlos. Zudem bin ich so naiv, dass ich wirklich glaube, etwas Gutes zu
finden. Und wenn es dann nicht so ist, bin ich enttäuscht.
Eigentlich
traue ich mich nicht, alleine hier durch die Straßen zu gehen und irgendwas vom
Sperrmüll mitzunehmen. Sowas ist verboten. Trotzdem machen viele Leute das.
Dennoch habe ich Angst, erwischt zu werden oder angezeigt zu werden. Man darf
ja kein Müll mitnehmen. Genauso wie man keine Essensreste aus dem Container vom
Supermarkt nehmen darf. Alles muss vernichtet werden. Es darf nicht kostenlos
in fremde Hände gelangen. So ist die Welt.
21
Uhr. Sitze im Bett und kann nicht schlafen. Dabei wollte ich heute früh
Einschlafen, weil ich morgen früh wach sein wollte. Denn falls Sperrmüll an der
Straße liegt, würde ich da nur früh morgens beigehen. Um 6 Uhr, wenn noch alle
schlafen und mich niemand sehen würde.
Mir
wäre es unangenehm, wenn die Leute, die sogar aus moralischen Gründen und
persönlichen Abneigungen einen geschenkten Fernseher ablehnen, nur weil sie die
Person nicht mögen, mich dann dabei sehen würde, wie ich zwischen dessen aussortierten
alte Reisekoffern und Kartons wühle. Wäre peinlich.
Wobei
ich wirklich nicht glaube, dass er wirklich ein guten modernen heilen Fernseher
einfach so verschenkt oder in den Sperrmüll gestellt hätte.
Immer
wieder habe ich zwischendurch Angst, dass wieder geklaut und der Mensch beim
Auszug irgendwas mitgehen lässt. Auch von mir. Sachen in der Küche. Oder die
Töpfe von meinem Klee an der Terrasse, an der er immer vorbeigeht.
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