Dienstag, 31. Juli 2018

Malen. Am heißesten Tag des Jahres


Dies ist der heißeste Tag des Jahres gewesen. Über 31 Grad draußen. „Ich habe mich darüber gefreut und gleichzeitig geärgert. Denn es ist schön warm und richtig erholsam wie im Urlaub ohne Jacke raus zu gehen und sich richtig wohl zu fühlen. Allerdings habe ich statt der Umhängetasche diesmal einen Rucksack mitgenommen, weil dort mehr reinpasst, und der Schweiß läuft mir ja den Rücken hin und her wie ein Wasserfall. In der Maßnahme haben wir heute gemalt. Ich habe gesagt, dass ich auch mit malen will. Jeder hat eine Leinwand und konnte sich etwas aussuchen. Einige haben Tassen und Landschaften oder andere komische Sachen gemalt. Die Bilder sollen in der Einrichtung aufgehängt werden. Zuerst wusste ich nicht wie ich anfangen soll. Wie immer bei sowas spontanem. Die Leute hätten sich gefreut, wenn ich etwas Passendes gemalt hätte. Etwas Banales. So wie die anderen. Aber so etwas ist mir nicht möglich. Das macht mir keinen Spaß Bilder zu malen, die den Massengeschmack befriedigen. Also habe ich dann irgendwann ein Auge gemalt. Einige oder alle je nachdem wie ehrlich die waren, fanden das auch ganz hübsch. Ob die das komisch finden ist mir egal. Wenigstens konnte ich so ein bisschen Freude daran haben, an diese Aufgabe. Und wie andere schon sagten, drinnen sitzen und malen ist tausendmal besser als irgendwas körperlich Anstrengendes zu machen, wie diese Bänke aus den Paletten zu bauen. Die übrigens sehr unbequem sind. Aber die Schüler brauchen ja etwas zu sitzen in den Pausen. Wegen der Hitze durften wir heute alle um 1 Uhr gehen. Als ich kurz davor war dürfen wir auch schon eine Viertelstunde früher raus. Ich habe mich wieder geärgert. Denn ein Bus käme in zehn Minuten. Aber das hätte ich nicht geschafft. Der Weg dauert, wenn ich schnell gehe mindestens 15 Minuten. Also musste ich über eine Stunde auf die nächsten warten. Ich habe ein bisschen eingekauft. So war ich immerhin über eine halbe Stunde früher zu Hause als hätte ich zur normalen Zeit Schluss. Darüber sollte ich mich freuen und mich nicht über das ärgern, was ich nicht bekommen kann. Letztlich war das nämlich schön früh oder früher als sonst zu Hause zu sein, wenn auch der Unterschied nicht so groß war weil die Busfahrt so viel Zeit kostet. Etwas später war ich noch zur Krankengymnastik. Die Frau dort ist nett. Ich habe kaum oder gar keine Angst, wenn ich dort hingehe. Danach habe ich mir noch Bratwürstchen gemacht, weil ich Hunger hatte. Hunger auf Fleisch.“

Oft denkt Tamsin an BQOH 2014 zurück Das war ne tolle Maßnahme. Nicht anstrengend. Nett. Und sie war vor 14Uhr zuhause.
Auch wenn sie hier um 14Uhr Schluss hat, kommt es ihr spät vor, wenn sie um 15hr zuhause ankommt. Zwar ist es besser als 16Uhr, aber es ist so unglaublich, wieviel sie heute, als sie um 13Uhr Schluss hatte und um 14Uhr Zuhause war, geschafft hat. 2x Essen. Duschen. Termin. Freie Zeit. Und kein Stress.
Je größer die Freude an so einem Tag, umso größer auch die Vollzeitpanik.
Vor der Rente hat sie aber keine Angst. Sie hat noch nie im Leben gearbeitet und müsste nun wohl arbeiten, bis sie weit über 70 wäre, um das, was die Bürokratie vorschreibt, zu erfüllen. Aber selbst wenn sie wie alle anderen Menschen von Jung auf an in Vollzeit ackern würde, würde die Rente nicht ausreichen, denn schon jetzt gibt es so viele alte Menschen, die von ihrer Rente nicht leben können, Zuschüsse bekommen und Pfandflaschen suchen. Obwohl die auch immer in Vollzeit gearbeitet haben.
In 30 Jahren wird’s nicht besser aussehen. Von daher macht Tamsin sich keine Sorgen, dass sie wenig Rente bekommt, wenn sie nicht in Vollzeit arbeitet.

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