Donnerstag, 19. Juli 2018

Grillen mit Dave nach Arztbesuch. Ein Chaostag?

 
„Geplant war schon länger, dass wir mal wieder grillen. Damals wusste ich allerdings noch nicht, dass mir mein Körper ein Strich durch die Rechnung machen will. Und das will ich auch nicht zulassen. Ich kann zwar nichts Schönes trinken, aber was solls. Ich weiß noch nicht, ob das mit dem Grillen heute überhaupt was wird, weil ich zum morgens Arzt gehe. Ich erwarte zwar nicht krankgeschrieben zu werden, aber ich wurde gebeten das Thema anzusprechen. Ich fühle mich immer noch müde und im Hals brennt es. Ich habe auch schon überlegt das Grillen zu verschieben, aber das ist einfach stressig. Ich weiß nicht wann Punkt am Wochenende muss ich einen Tag einkaufen, am anderen Tag zum Feuerwerk. Freitag geht’s nicht. Und ich möchte ihn nicht enttäuschen, indem ich es direkt eine ganze Woche verschieben will. Sollte ich heute nach Lensahn fahren, wird dort gekocht. Ich soll lernen Mais und Kartoffeln zuzubereiten. Demnach wäre ich danach auch schon satt. Naja größtenteils. Das ist alles schwierig. Ich fühle mich gestresst mit den ganzen Planungen Wäre die Sache mit den Halsschmerzen nicht so lästig, wäre es halt so wild.“

„Unwillkürlich gesellt sich eine sonderbare Wut dazu. Ich konnte schon wieder nicht anders als über das verhasste Telefon in der Maßnahme nach zu grübeln. Es ist so unerträglich lästig wie eine Fliege. So wie die Fliege, die gestern bei mir rein kam und die so schnell war, so dass ich sie nicht kriegen konnte und sie immer wieder um mich herum geschwirrt ist, sich auf meine Tasse gesetzt hat und mich am frühen Morgen um den Schlaf gebracht hat. Seitdem das so ist, dass es die Teilnehmer rangehen sollen, wenn es klingelt, fühle ich mich im Gruppenraum unterbrochen gestresst. Jede Sekunde könnte es klingeln. Wie eine Bombe, die in meinem Herzen explodiert. Erwarten die ernsthaft, dass ich mit meiner Angststörung freiwillig dran gehe? Ich denke, wenn ich im Gruppenraum alleine sein sollte, würde ich zukünftig einfach auch rausgehen. Einfach nur im Flur stehen, um nicht dort alleine zu sein mit diesem blöden Telefon.“
Es bringt nichts, darüber frustriert zu sein. „Das zieht mich nur runter und macht meine Stimmung kaputt. Vielleicht sollte ich das alles ein bisschen gelassener sehen. Ich gehe jetzt zum Arzt, fahre dann nach Lensahn, dort kochen wir und essen. Nach Feierabend tun wir grillen. Vielleicht danach noch ein bisschen spielen und der Tag ist rum. So lange habe ich mir so etwas gewünscht, um das jetzt so einfach abzusagen und stattdessen nach Hause zu fahren und den Abend vor dem Fernseher rum zu gammeln.“
„Also dann, beim Arzt wurde mir Blut abgenommen. In dem Haus sind 3 Ärzte und diesmal war ich wieder bei einem anderen. Es ist schon seltsam, ich habe vorher überlegt, was wohl passieren würde und ans Blutabnehmen gedacht. Und nun passierte das wirklich, weil ihr besonderes Leiden nicht ausfindig gemacht werden konnte. Es war nicht so extrem unangenehm wie üblich. Die Panik wird bald mit jedem Jahr mal weniger.  Tamsin war in den letzten Tagen ein wenig schlampig mit ihren Antibiotika. Es half nicht, also hatte sie es ein paar Mal vergessen. Nun hat sie Angst, dass das auffällt. 
    
In der Maßnahme waren alle verwundert, dass Tamsin nur krankgeschrieben werden würde, wenn sie Fieber hätte. Komischer Arzt, meinten die. Tamsin selbst ist sowas gewohnt. Dass Ärzte trotz unermesslichen Leidens nicht wie erwartet handeln, da denen die Symptome zu gering erscheinen. „Sind doch nur Halsschmerzen, Tamsin. Stell dich nicht so an.", spricht eine verhasste Stimme irgendeiner unbestimmten Person, die Tamsin selbst nicht ernstnimmt, in ihrem Kopf. 

Gut, dass die Schmerzen inzwischen nicht mehr so unerträglich sind. Und auch das Druckgefühl lässt nach. Tamsin muss heute auch nicht kochen, das wird auf Dienstag verschoben, sodass sie sich auf das Treffen mit Dave freuen kann. Das tut sie. Er geht extra los zum Einkaufen, um die Wurst zu besorgen, nachdem Tamsin ihm im Bus mitgeteilt hat, dass sie heute doch noch kommt. Und er freut sich auch. Das schreibt er. Und Tamsin glaubt ihm das. Deswergen ist sie auch nicht enttäuscht über das nichtkrankgeschrieben-werden. Es sind nur 3 Tage in der Woche, in denen sie losmuss. Sicher, mit Schmerzen kann sich selbst der kürzeste Moment in eine Hölle verwandeln, aber momentan ist sie froh. Alles ist gut. Naja, außer das Wetter mal wieder. Die Sonne scheint, doch der Wind ist kalt. Sie hat sich keine Jacke mitgenommen, weil es in der Stadt so warm war. Mist. "Bei Wind macht Grillen auch keinen großen Spaß.", findet sie. Schmutz wirbelt durch die Luft, alles fliegt weg und das nervt. Aber wie schon gesagt, sie muss das Positive erkennen. Sie ist nicht mehr allein. Sie kann etwas unternehmen!  

Während Tamsin den Tag dort wieder am PC verbringt und schreibt, streichen die anderen den Flur weiß. Puh. Einige sitzen aufm Boden, andere klettern auf Leitern. Darauf hätte sie keine Lust. Wegen ihrem Hals muss sie auch nicht draußen die Paletten lackieren. So hat ihr Halsleiden sogar noch etwas Gutes an sich.  
Schlecht fühlt sie sich deswegen nicht. Warum auch? Nur, weil sie keine anstrengende Arbeit mag soll sie ein schlechter Mensch sein!?  

***

Das Grillen am Nachmittag war dann doch ganz nett. So stürmisch war es auf der Bank, die auf einer kleinen Anhöhe mit Blick auf den See liegt, gar nicht. „Wir hatten wieder so einen kleinen Einweggrill. Der war diesmal zwar etwas heiß, aber eigentlich ist das Ding ganz gut. Die ersten beiden Würstchen sind aber verkohlt. Wegen meines Herzens habe ich auf besondere Getränke verzichtet. Es war schon anders als sonst. Und damit beginnen die Pleiten. Meine Eltern rufen an. Sie sind auch nach Lensahn gekommen, um mir eine Isoflasche zu bringen. Jetzt am Donnerstag, wo ich die doch gar nicht mehr brauche, weil Wochenende ist und es meinem Hals auch schon wieder bessergeht. Dann brauche ich wohl keinen Tee mehr nächste Woche mitnehmen. Den hatte ich jetzt in einer Plastikflasche. Da drin wurde er zwar kalt, aber besser als gar nichts. Und besser als Milch, die schon vorgestern so sehr im Hals gebrannt hat. Naja, jedenfalls wollten die wissen wo ich war und wollten mich abholen. Ich wollte die Wahrheit nicht sagen. Und ihre Fragen haben mich wütend gemacht. Sie wütend, dass ich kurz ein wenig lauter wurde, als ich gesagt habe, dass ich unterwegs bin und die nicht auf mich warten müssen. Im Nachhinein war mir das peinlich. Denn ich will nicht, dass er mich für komisch hält, wenn ich plötzlich so unzufrieden wütend die Stimme erhebe. Aber ändern konnte ich dann auch nicht mehr. Es passiert öfters, dass die neugierigen Fragen der Eltern mich wütend machen. Zweimal haben sie angerufen. Nach dem Essen sind wir wieder zu ihm gegangen, um ein bisschen Videospiele zu spielen. Die nächste Pleite war, dass es auch auf der Toilette ein wenig laut wurde. Ups! Im Nachhinein ging dort nicht mal die Spülung. Das war es war nicht schlimm, aber irgendwie nicht angenehm. Davon, dass ich von meinem kalten Tee öfters mal aufstoßen musste, will ich gar nicht erst anfangen. Das alles hat mich so mitgenommen, dass ich die ganze Zeit über etwas verwirrt und unsicher war. Nicht so selbstsicher wie sonst. Aber anscheinend habe ich keinen allzu schlechten Eindruck gemacht. Die letzte Pleite war, dass während wir auf meinem Bus gewartet haben, noch ein anderer Bus an der Haltestelle vorbeifuhr und kurz anhielt. Als er umgedreht hat, um weiterzufahren, hat mir jemand zugewunken. Mir? Ja. Don! Wie ich später erfuhr, war er in einer anderen Stadt unterwegs und gerade auf den Heimweg. Ich hatte das seltsame Gefühl, dass er es war, selbst bevor er mir geschrieben hat. Ich hatte echt Angst, dass er den Bus anhalten würde um zu mir zu kommen. Das wäre noch was geworden! Die Tatsache, dass er mich dort mit jemand anders stehen gesehen hat, scheint ihn jedoch nicht sonderlich zu stören. Mehr als ein kleiner unschöner Kommentar kam nicht. Vielmehr ärgert ihm die Sache, dass ich mit Tina, meiner imaginären LebensFreundin zusammen bin. Ich fühle keine Scham oder irgendwelche moralischen Bedenken, wenn ich von dieser Person erzähle, die behauptet, mit mir zusammen zu sein, damit für ihm kein Platz mehr ist. Und das nur, weil ich nicht weiß, wie ich das sonst tun soll. Er erzählt Lügen, um mit mir zusammen zu kommen. Das ärgert mich. Beinahe schon so sehr, dass ich nicht mehr weiß, ob ich überhaupt je etwas Reales mit ihm zu tun haben will. Und dann weiß ich noch nicht einmal, ob er wirklich nur so dreißt und ohne zu zögern Lügen erzählen kann, oder ob er sich diese ausgedachten Lügen wirklich so sehr in den Kopf gesetzt hat, dass er sie selbst glaubt. Angeblich will er mich nicht verlieren. Aber dass er es genau dadurch tut, ist ihn nicht gewusst oder egal. Verstehe ich auch nicht. Und trotzdem sucht er weiter Bilder aus dem Internet und behauptet, die hätte Tina ihm geschickt. Das ärgert mich ein wenig und macht mich gleichzeitig traurig. Denn auch wenn all die Sachen wie Ausflüge zum Strand oder so ganz gut klingen, kann ich nicht mit jemanden befreundet sein, der so schamlos Lügen erfindet. Wahrscheinlich ist das aber auch nicht schlimm. Denn wenn ich mit Dave ein Zusammensein aufbaue, wäre da wahrscheinlich auch kein Platz für einen anderen Mann. So etwas gehört sich nicht. Ich habe ihm gesagt, dass ich keine Beziehung will und demnach tue ich auch nichts moralisch Verwerfliches.“

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