Freitag, 27. Juli 2018

Alltagskummer, Vollzeitpanik

Tamsin regt sie über Office auf. Nach einem Update werden Sitzungen nun gelöscht, sodass man das PW irgendwann immer neu eingeben muss. Das ist ätzend! „Argh!!“ Auch die Cookies von Foren, in denen sie länger nicht war, sind weg. Aus Frust nimmt sie auf solch unwichtigen Seiten nun überall dasselbe PW. Damit sie nicht jedes Mal suchen muss. „Die wollen damit mehr Sicherheit erreichen, aber in meinen Augen ist dies das Gegenteil.“

„Als ich mich heute um 9 Uhr ins in den Wohnbereich begeben habe, wo immer das Frühstück stattfindet, wurde ich und noch zwei andere die ebenfalls Geburtstag hatten, mit einem Kuchen überrascht. Ich war erstaunt. auch wenn das in diesem Haus Standard ist war ich erstaunt, dass es so etwas auch für mich gibt. Und es gab auch wieder guten these der mir schmeckt. Begonnen hat der Tag also ganz angenehm. Es war warm und heiß und ich sah es ein wenig draußen und habe am Computer geschrieben. Allerdings hat mich auch wieder ein bisschen der Alltags Kumme Kummer eingeholt. Ich habe Angst vor einem genormten Standard Leben. Die Angst ist so groß, gerade weil es genormt und Standard ist und normal ist. Ein Leben in dem ich Frühaufsteher, und dann über 10 Stunden unterwegs bin, um meinem Beruf, ein Beruf der nicht meinen Vorstellungen entspricht, nachzugehen. Hinfahren und zurückfahren und eine Stunde Pause. Das kostet alles Zeit. Aber es ist Standard. So ist das. Und weil ich dann so müde bin, werde ich nach meiner Heimkehr und einem schnellen Essen sofort wieder schlafen gehen. 5 Uhr oder wenn es übel wird sechs Tage in der Woche. Ein Leben ohne Leben. Wie ein Schaf in einer Herde, das tut was getan werden muss, und das tut, was alle tun. Das sich anpasst und keine Widerworte gibt. Dieser Gedanke beschäftigt nicht derweil. An diesem Tag. Als ob diese Hoffnungslosigkeit nicht schon genug ist, spielt auch der Mann, der sich zurzeit darauf freut, mich am Sonntag zu besuchen und mit mir zum Strand zu gehen, eine Rolle. Ich hinterfrage dieses seltene Glück. Warum es ausgerechnet mir passiert. Und ob es vielleicht nur passiert, um mich am Ende noch unglücklicher zu machen, als ich vorher war. Vielleicht hat das Schicksal ihn mir nur gesandt, um mich zu verletzen und traurig zu machen, indem es ihn mir irgendwann wieder nimmt. Ich habe Angst, irgendwann wieder ganz allein zu sein. Denn auf eine Person, die mich mag stützt sich derzeit meine Hoffnung. Eine Hoffnung, dass es irgendwann mehr für mich gibt, aus Standard und Einsamkeit. Aktuell sieht es in Lensahn in der Maßnahme so aus, das Kara sich in einer Fabrik beworben hat. Weil sie Streit mit einer neuen Anleiterin hatte, wollte sie unbedingt da raus und hat sich sofort irgendwo beworben. Ich finde das schade. In dieser Fabrik hatte sie bereits einen Probetag. Es scheint eine schöne Arbeitsstelle zu sein, denn man kann sich das Zeitmodell selbst aussuchen. Es gibt kein Vollzeit Zwang. Allerdings ist die Arbeit sehr ermüdend, denn es werden Plastikteile beklebt. Den ganzen Tag ein Aufkleber auf ein Teil kleben, immer so weiter. Angeblich tun am Ende die Hände davon weh. Von diesen eintönigen Bewegungen. Am meisten überrascht es mich, dass Sie in Vollzeit dahin will Punkt freiwillig. Und erst um 17 Uhr zu Hause ist. Und das nur wegen dem Geld. Weil man da über 1000 € verdient. Soweit ich weiß sind es 1600 und irgendwie kommen da 400 € Abzüge hinzu. Keine Ahnung was das bedeutet. Aber demnach tut man in Vollzeit ein Teil der Zeit nicht für sich selbst, sondern für den Staat oder irgendwas anderes aufopfern und für 400 € arbeiten und dieses Geld dann nicht erhalten. Ich schätze in so einem Betrieb werden das ein oder zwei Stunden. Wie Menschen das überhaupt mit sich machen lassen ist mir ein Rätsel. Ich kämpfe derzeit um jede Minute. Ich rechne aus welche Strecke vom Bus bis nach Hause die schnellste ist. Messe die Zeit mit einem Kilometerzähler und eine Uhr. Selbst wenn eine Strecke nur eine Minute schneller ist, muss ich sie nehmen. Und in Kurven gehe ich einfach gerade aus, auch wenn ich dann über die Straße und wieder zurückgehe. Einfach weil es mir ein paar Sekunden einspart. Ich habe mir eine Kartoffelschälmaschine bestellt. Einfach, weil es damit schneller geht und dies ermutigt mich, mehr gesündere Kartoffeln zu essen anstatt schnell fertig Tüten, wo nur Wasser rein gegossen wird. Ich wette mit der Maschine geht es doppelt so schnell als würde man sie mit der Hand schälen. Jedenfalls ist ein Leben in Standard und Vollzeit für mich zurzeit undenkbar. Wahrscheinlich ist die Maßnahme 2007 Schuld, wo ich so lange schuften musste, dass ich nach 17 Uhr total kaputt, erschöpft und schmerzerfüllt nach Hause kam und nur die Vorstellung, dass dieses Jahr nur ein berufsvorbereitendes Jahr war, dass nach 12 Monaten vorüber sein würde, mir die Kraft gegeben hat, es durchzuhalten. Dies auf das ganze Leben zu übertragen würde bedeuten, dass ich mich zwinge bis zum Rentenalter durchzuhalten, nur mit dem Gedanken als Hoffnung, dass er es, wenn ich 67 Jahre alt bin, vorbei ist und ich meine Lebenszeit auch zum Leben nutzen kann. Fragt sich nur wie viel Lebenszeit dann übrig ist. Und wie viel Lebensqualität mein geschundener Körper mir dann noch bietet. Einige Menschen machen sowas. Darüber kann ich nur den Kopf schütteln. Und es macht mich sehr wütend, wenn ich mir vorstelle, dass dies genormte Standard ist und ich mich diesem Standard fügen muss. Muss!“

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