Tamsin wacht schockiert auf. Ihre Halsschmerzen
sind immer noch nicht besser. Seit 3 Wochen. Dazu gesellt sich ein weißer
Strich. Nun hat sie Angst. Sie ist ratlos. Soll sie nochmal zum Arzt? Laut
Google kann der bei sowas nicht mehr machen als beim letzten Mal. Medizin gibt
es für derartiges Leiden nicht.
Dadurch, dass sie nun alleine lebt, hat sie
niemanden, den sie um Rat fragen kann.
Sonst hat ihr Dad immer gesagt, ob sie zum Arzt
gehen soll, oder was sie tun kann.
Also googelt sie weiter und erkennt, dass 3
Wochen ungewöhnlich für sowas ist und denkt, dass es wohl besser wäre, zum Arzt
zugehen. Allerdings nicht, wenn sie nachmittags ausgehungert nach Hause kommt
und weiß, dann noch stundenlang dort warten zu müssen, so wie diese verrückte
Gesellschaft es normalerweise von allen verlangt. Es ist beinahe schon abartig,
wie sehr Geld über das eigene Wohlergehen gestellt wird. Geld und Bürokratie.
Normalerweise darf man nur außerhalb der Arbeitszeit zum Arzt, egal wie müde
und kaputt man dann ist. Die Bürokratie verbietet, dass man während der
Arbeitszeit zum Arzt geht und dann auf ein bisschen Lohn verzichtet für die
Zeit, die man nicht arbeitet. Ein Grund gibt es nicht, denn Bürokratie ist oft
sinnlos. Jeder muss diese Regeln befolgen und das ist in der Gesellschaft so
normal, dass niemand sie hinterfragt oder sich ihr verweigert.
Dabei hält sich ihre Angst in Grenzen. Darüber
ist sie froh. Sie weiß, dass ihr dort nichts Böses widerfahren wird. Außer der Untersuchung.
Oder Blutabnahme.
***
Beim Arzt musste sie nicht warten und kam gleich dran. Weniger
erfreut war sie darüber, noch mehr Antibiotika nehmen zu müssen, weil es vor 3
Wochen zu wenig war und die Krankheit deswegen angeblich wiederkam. Naja, was
soll sie sonst machen?
Müde
begibt sie sich danach zu JOBB. Damals, als Frau Ti noch da war, wurde ein
Hochbeet aus Paletten geplant. Damals sollten Bilder und Anleitungen dazu
gesucht werden. Nur aus Langeweile hatte Tamsin damals so ein Bild mit einer
selbstgebauten Bank aus Paletten zwischen 2 Hochbeeten rausgesucht.
Nun
Ärgert sie sich, dass alle weiterhin daran festhalten und das bauen wollen. Ihr
geht es nicht gut und sie mag es nicht, draußen die schweren Dinger zu
schleppen und zusammenzuschrauben. Das ist anstrengend. Einige Leute klettern
über die quadratische Konstruktion und ruinieren sich damit ihre Kleidung.
Tamsin weigert sich darüber zu klettern und hämmert von außen ein paar Nägel
rein.
Zuvor
wurde abgestimmt, wo das Ding überhaupt hingestellt werden soll. Es gab zwei
Plätze. Der eine Platz ist etwas im Abseits hinter dem Parkplatz. Der andere
Platz befindet sich an einem Abhang, der zur Gärtnerei führt. Dort musste der
Platz allerdings begradigt werden, bevor dort etwas hingestellt werden kann.
Angeblich ist das ganz einfach, doch ich weiß wie schwer es ist, mit einer
Schaufel dicke Grasbüschel auszuheben. Wenn die Erde zum Vorschein kommt geht’s
ja, aber diese Wiese ist wirklich grün und saftig und das wäre ein ganz schöner
Akt. Deswegen war ich die Einzige, die gegen diesen Platz gestürmt hat. Niemand
hat gefragt warum, und darum habe ich auch nicht gesagt, dass es wegen der
anstrengenden Arbeit ist, die sich dann dazu durch. Die Aussicht dort mag schön
sein, aber was nützt das schon, wenn ich weiß, dass ich dort eh nie sitzen
würde, weil ich doch Liebe die Pausen im Hof verbringe und nicht so weit gehe.“
Es ist
kalt. Windig. Sie hat ihre Jacke drinnen und friert. Während die Gruppe voll im
Gange ist, verfällt Tamsin in ihre typische Rolle: Sie steht am Rand, schweigt,
weiß nicht, was sie tun soll. Manchmal sagen Leute, was sie tun kann und das
tut sie dann. Aber sonst steht sie nur da und schaut zu. Wie immer. Ein Leben
lang. „Mein Halsweh hat mich auch launisch runtergezogen.“
Bis
plötzlich die Anleiter kamen. Im Gegensatz zu Frau Ti, die nur doof geguckt
hatte, als es Tamsin damals ähnlich dreckig ging – sogar so sehr, dass sie den
Kopf auf die Tischplatte gelegt hat -, haben die Anleiter Tamsin eine andere
Aufgabe am PC gegeben. „Ich war froh, denn Dauerstehen ist ätzend, und wenn man
Halsweh hat und sich schlapp fühlt, ist es grauenhaft!“
Sie hat
ein bisschen was geschrieben, bis sie dann früher gehen durfte.
Daheim
hat sie sich Kartoffeln gebacken und die waren gut!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen