Bei dem Termin heute in Lübeck war ich etwas
aufgeregt, weil ich mein Problem ansprechen wollte. Ich habe es dann erklärt
und es wurde gesagt, dass ich hier noch mal mit der Frau reden soll. Weil die
vielleicht ja nicht weiß, dass die mich wie meine Eltern behandelt, indem sie
mich bei der Sache mit dem Thema Essen bevormundet. Ich glaube zwar nicht, dass
das was helfen wird, aber um zu einer Lösung bekommen muss ich mögliche
Lösungsvorschläge auch annehmen.
Heute war ich nicht in der Tagesstätte und
ab morgen bis zum Ende der Woche Urlaub. Eigentlich schade, wenn die eine
Betreuerin Urlaub hat und viele andere nicht da sind und da nicht so viel los
ist, ist es eigentlich ganz entspannt. Alles geht irgendwie schneller. Das
Essen und das Essen verteilen und das Aufräumen und so weiter. Gestern wurde
gesagt, dass die Gruppe irgendwann mal ins Kino will um König der Löwen zu
gucken. Den gibt’s aber erst in 3D. Ich habe gesagt, wenn wir den in 3D gucken
komme ich mit. Aber die mögen alle kein 3D. Ich weiß auch nicht warum. Nun
warten die oder fahren in irgendein Kino, wo der in 2D gezeigt wird. Für mich
total unverständlich. So macht das doch gar keinen Spaß. Ein bisschen
enttäuscht war ich schon.
Ich habe ganz viele juckende Stellen am Arm
und bin mir nicht sicher, ob die von irgendeinem Tier kommen der ist mich ganz
oft gestochen hat, eine Mücke kann es nicht sein aber was anderes, oder ob das
vom Stress oder der Aufregung kommt. Oder von der Angst. Wenn ich Angst ganz
doll unterdrücke, sodass ich sie nicht mehr wahrnehme, zeigt sich das
körperlich.
Heute hatte ich schon Angst, das wenn ich in
der Küche bin und meinen ersten mache, die Betreuerin mich wieder auf das Thema
anspricht. Oder wegen sonstiges Merkert.
Ich habe eine billige Satteltasche auf das
alte Fahrrad gemacht, weil ich zum Sozialkaufhaus wollte um mir noch die
billigen Papierablagen zu holen, die ich letztens beim Gruppenausflug du hast
gesehen habe. Ich brauche sowas. Ich wusste nicht mehr, ob die Frau noch im
Haus ist oder nicht. Während ich am Fahrrad zugange war, dass ich vor der Tür
kurz geparkt hatte, hatte ich auch die ganze Zeit Sorge, dass die rauskommt und
irgendwas sagt. Sowas wie, dass ich die Tür zumachen soll oder das Fahrrad da
nicht stehen lassen soll oder mich auf irgendwelche anderen Fehler anspricht,
die ich mir nicht bewusst bin. So was werden jetzt zwar keine Fehler, aber für
die Menschen denen sowas stört, sind es Fehler. Sonst werden sie das ja nicht
ansprechen.
Es ist jetzt kurz vor 22 Uhr, und obwohl ich
ein bisschen müde bin fällt mir das Einschlafen schwer. Ständig muss ich über
irgendwas nachdenken. Der Arm juckt.
Ich erinnere mich an die Zeiten, wo ich von
früh morgens bis um Mitternacht am Computer gesessen habe. Außer um mal
einzukaufen oder was du schreiben sitze ich da eigentlich gar nicht mehr dran.
Es fällt mir schwer, eine angenehme und sinnerfüllte Beschäftigung zu finden.
Heute war es schön warm und windstill, sodass ich abends nach den Nachrichten
noch draußen saß und gelesen habe. Mein Roman weiter korrigiert. Auch Fernsehen
habe ich sonst nicht viel los. Filme kommen mir so lange vor und ich habe
irgendwie nicht so viel Geduld, so lange still vor dem Kasten zu sitzen.
Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die meisten Filme zu anspruchslos
sind. Ich gucke zurzeit lieber kurze Sachen. Auf malen oder Schmuck basteln
habe ich keine Lust mehr. Ich tue mich gern bewegen und putzen.
Was mich glücklich macht und womit ich die
letzte Zeit viel Zeit verbracht habe ist, mit bekannten Personen aus dem Internet
zu schreiben. Das wird nicht langweilig. Ja dabei fühle ich mich entspannt und
muss nicht über irgendwelche Probleme nachdenken. Dann bin ich auch nicht
einsam. Außer vielleicht ein bisschen traurig, dass die Menschen nicht hier
sind und direkt mit mir sprechen oder irgendwas unternehmen. Heute in Lübeck
habe ich im Bus und auf dem Weg dorthin die ganze Zeit das Handy in der Hand
gehabt und mich mit jemanden unterhalten, weil ich so nervös wegen den Termin war.
Die Vorstellung daran, dass
diese Menschen eines Tages nicht mehr da sind und ich niemanden zum
Kommunizieren habe, ist niederschmetternd. Deswegen bin ich ständig auf der
Suche nach neuen Kontakten. Doch die meisten halten sich nur kurzweilig. Ich
weiß nicht warum. Vielleicht bin ich zu langweilig. Bin Tamsin und nicht Tina.
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