Obwohl mir das Einschlafen gestern
schwerfiel, habe ich die Nacht durchgeschlafen. Wenn auch etwas unruhig. Als
ich heute aufgewacht bin, kamen die Gedanken über die Betreuerin Frau Mai
jedoch wieder. Dazu ein Hauch Gleichgültigkeit. „Lass sie doch meckern.“,
dachte ich. Wenn die ein Problem mit mir hat, ist das ihres und nicht meins!
Dennoch spüre ich innere Unruhe. Ich habe
Angst, wenn ich an sie denke und mir wieder die Knie weich, wenn sie da ist.
Hier, im Haus.
Versuche, die innere Unruhe und die Sorgen
zu verdrängen.
Beim frühen Einkauf für das WG Frühstück
erschien ich mir in meiner Welt selbst fremd. Ich wusste, was ich tat. Nahm wahr,
wie ich den Laden betrat und die Brötchen holte. Gleichzeitig kam ich mir vor,
wie in einem Traum, in dem ich Teil einer Wirklichkeit war, die gar nicht
existiert.
„In den Therapiegesprächen hatten wir
zuletzt das Thema, wie ich mich gegen meine Eltern durchsetze, welche mir auch
oft noch sagen, was ich tun soll und was nicht. Die Frau findet es nicht gut,
wie die Eltern sich verhalten. Vielleicht verhält sie sich genauso, wie die,
damit ich lerne, mich durchzusetzen?“ Aber diese Vermutung ist wohl eher Wunschdenken.
Sonst hätte sie nicht gesagt, man kann und darf sich auch nicht immer
durchsetzen und muss auch mal tun, was man nicht mag.
Die andere Betreuerin hat mir beim Frühstück
einige Fragen gestellt, welchen Käse ich möchte und welchen nicht…. Ich habe
direkt ehrlich geantwortet, dass ich den anderen Käse nicht esse, weil ich ihn
einfach nicht mag. Mir war egal, ob diese Antwort Frau Mai nicht gefiel. Ist
nicht mein Problem.
Später haben wir abgeräumt, und auf dem Weg
in die Küche war sie hinter mir. Ich wollte sie dann in der Tür vorlassen, weil
sie es eiliger hatte als ich. Bin zur Seite getreten, aber die meinte, ich
solle vorgehen und nicht so ein Theater machen. Dabei wollte ich nur nett sein.
Ich denke, jeder andere Mensch wäre einfach an mir vorbeigegangen.
Seit einem Jahr stelle ich meine Schuhe vor
dem Zimmer auf meiner Fußmatte ab, damit der Straßendreck draußen bleibt. Aber
plötzlich ist das verboten. Nun achtet sie immer darauf und verlangt, dass ich
die Schuhe nicht vor der Tür stehen lasse. Den Grund kenne ich nicht. Sie
stören niemandem, stehen an der Seite und blockieren keinen Fluchtweg.
Immer, wenn sie in meiner Nähe ist, habe ich
Angst, etwas falsch zu machen oder zu sagen. Und falls ich das nicht tue,
findet die dennoch etwas, worüber die unzufrieden sein kann.
Leider nehme ich mir so etwas immer sehr zu
herzen. Tränen brennen in meinen Augen. Habe nach dem Essen eine Tablette
genommen, weil ich in die TS musste und dort nicht weinen wollte.
Nach dem Spaziergang durch die Stadt wurde
ich müde.
Plötzlich wollte ich weinen, aber konnte
nicht.
Ich fühle mich hilflos und verloren. Während
ich hoffe, dass die Psychologin mir in dem Termin nächste Woche helfen kann,
habe ich Angst vor weiteren solchen Situationen. Angst vor das Gespräch mit ihr
am Folgetag. Davor, mir eine weitere Standpauke anhören und mich rechtfertigen
zu müssen, warum ich lieber das esse worauf ich Hunger habe und nicht das, was
in der TS serviert wird. Diese Wöchentlichen Sitzungen mit ihr dauern ca. 1
Stunde, und allein bei der Vorstellung, dass diese ganze Zeit über nur unter
Druck auf mich eingeredet und mein Wille gebrochen werden soll, bereitet mir
Übelkeit.
Ich habe keinen Hunger.
Die dritte Betreuerin aus der TS ist nett
und würde wahrscheinlich niemals mit anderen Menschen so reden. Aber wenn ich
die darauf anspreche, würde die wohl auch nur sagen, ich solle die
Angelegenheit mit den betreffenden Personen klären. Die ist auch nicht für mich
zuständig, sondern die andere, die derweil Urlaub hat. Und wenn ich an deren
Aussage denke, dass wir einen Kompromiss finden müssen, damit ich öfters in der
TS mitesse, denke ich, dass die auch nicht besser ist.
Der Tag ist warm. Aber ich fühle mich
irgendwie unwohl. Müde – von der Tablette?
Eltern wollen kommen, den Sattel
austauschen.
Jetzt ist das Fahrrad viel bequemer. Ein
neuer Reifen ist mit der Post gekommen. In einem großen Karton. Ich bekam eine
Pizza die ich im Auto gegessen habe. Danach sind wir noch nach Kellenhusen zum
Eisessen gefahren. Dort gibt es den einzigen Eisladen, wo das Eis auch
schmeckt, weil es kein Italiener ist. Danach war ich schon ein bisschen spät.
Heute ist Freitag und mir ist egal, dass
Frau Mai gesagt hat, dass die Eltern in der Woche nicht kommen sollen, nur am WE.
Fällt mir schwer, die noch ernst zu nehmen.
Naja…
Ich war dann nicht mehr ganz so müde wie ich
noch vorhin in der Tagesstätte. Das war richtig doll. Kam wahrscheinlich von
der Tablette. Wenigstens ist die Traurigkeit bis jetzt nicht wiedergekommen.
Wenn ich an diese gewisse Situation denke, fühle ich Wut. Ich würde der Frau am
liebsten ins Gesicht schreien, dass ich verdammt noch mal Nudeln esse, wenn ich
Nudeln essen will. Selbst wenn es in der Tagesstätte Kartoffelpuffer gibt. Oder
Nudeln mit Käsesoße. Wenn ich Nudeln mit Tomatensoße essen will, dann esse ich
die!
Gut ist besser als Traurigkeit. Ja, es ist
gut, dass ich auch am Abend nicht das Verlangen habe zu weinen, aber ich muss
trotzdem ständig an diese Frau und das mit dem ersten denken, und dann werde
ich wütend. Diese Gedanken lassen sich nur schwer vertreiben. Immer wieder male
ich mir gedanklich aus, was nächste Woche werden wird. Zuerst der Termin in
Lübeck und am nächsten Tag das Gespräch mit der Frau Mai. So wie jeden
Mittwoch. An dem Tag werde ich schon Urlaub haben. 4 Tage. Vielleicht wird die
wieder meckern, weil ich ihr nicht diese Woche schon gesagt habe, dass ich
Urlaub haben werde.
Eine Xbox habe ich am Abend bei Ebay
ersteigert. Für 65 € mit Versand. Ich war mir zuerst unsicher, weil ich ja nie
weiß, ob das Gerät wirklich funktioniert, auch wenn es da steht. Aber das war
das was ich gesucht habe und ich kann auch nicht ewig nur warten und suchen und
überlegen. Habe es gleich bezahlt und gucke mal was jetzt passiert.
Dave und ich haben uns wie auch gestern
schon ein bisschen intensiv über besagtes Thema unterhalten.
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