Freitag, 19. Juli 2019

Angst vor der Betreuerin


Obwohl mir das Einschlafen gestern schwerfiel, habe ich die Nacht durchgeschlafen. Wenn auch etwas unruhig. Als ich heute aufgewacht bin, kamen die Gedanken über die Betreuerin Frau Mai jedoch wieder. Dazu ein Hauch Gleichgültigkeit. „Lass sie doch meckern.“, dachte ich. Wenn die ein Problem mit mir hat, ist das ihres und nicht meins!
Dennoch spüre ich innere Unruhe. Ich habe Angst, wenn ich an sie denke und mir wieder die Knie weich, wenn sie da ist. Hier, im Haus.
Versuche, die innere Unruhe und die Sorgen zu verdrängen.
Beim frühen Einkauf für das WG Frühstück erschien ich mir in meiner Welt selbst fremd. Ich wusste, was ich tat. Nahm wahr, wie ich den Laden betrat und die Brötchen holte. Gleichzeitig kam ich mir vor, wie in einem Traum, in dem ich Teil einer Wirklichkeit war, die gar nicht existiert.
„In den Therapiegesprächen hatten wir zuletzt das Thema, wie ich mich gegen meine Eltern durchsetze, welche mir auch oft noch sagen, was ich tun soll und was nicht. Die Frau findet es nicht gut, wie die Eltern sich verhalten. Vielleicht verhält sie sich genauso, wie die, damit ich lerne, mich durchzusetzen?“ Aber diese Vermutung ist wohl eher Wunschdenken. Sonst hätte sie nicht gesagt, man kann und darf sich auch nicht immer durchsetzen und muss auch mal tun, was man nicht mag.
Die andere Betreuerin hat mir beim Frühstück einige Fragen gestellt, welchen Käse ich möchte und welchen nicht…. Ich habe direkt ehrlich geantwortet, dass ich den anderen Käse nicht esse, weil ich ihn einfach nicht mag. Mir war egal, ob diese Antwort Frau Mai nicht gefiel. Ist nicht mein Problem.
Später haben wir abgeräumt, und auf dem Weg in die Küche war sie hinter mir. Ich wollte sie dann in der Tür vorlassen, weil sie es eiliger hatte als ich. Bin zur Seite getreten, aber die meinte, ich solle vorgehen und nicht so ein Theater machen. Dabei wollte ich nur nett sein. Ich denke, jeder andere Mensch wäre einfach an mir vorbeigegangen.
Seit einem Jahr stelle ich meine Schuhe vor dem Zimmer auf meiner Fußmatte ab, damit der Straßendreck draußen bleibt. Aber plötzlich ist das verboten. Nun achtet sie immer darauf und verlangt, dass ich die Schuhe nicht vor der Tür stehen lasse. Den Grund kenne ich nicht. Sie stören niemandem, stehen an der Seite und blockieren keinen Fluchtweg.

Immer, wenn sie in meiner Nähe ist, habe ich Angst, etwas falsch zu machen oder zu sagen. Und falls ich das nicht tue, findet die dennoch etwas, worüber die unzufrieden sein kann.
Leider nehme ich mir so etwas immer sehr zu herzen. Tränen brennen in meinen Augen. Habe nach dem Essen eine Tablette genommen, weil ich in die TS musste und dort nicht weinen wollte.
Nach dem Spaziergang durch die Stadt wurde ich müde.
Plötzlich wollte ich weinen, aber konnte nicht.

Ich fühle mich hilflos und verloren. Während ich hoffe, dass die Psychologin mir in dem Termin nächste Woche helfen kann, habe ich Angst vor weiteren solchen Situationen. Angst vor das Gespräch mit ihr am Folgetag. Davor, mir eine weitere Standpauke anhören und mich rechtfertigen zu müssen, warum ich lieber das esse worauf ich Hunger habe und nicht das, was in der TS serviert wird. Diese Wöchentlichen Sitzungen mit ihr dauern ca. 1 Stunde, und allein bei der Vorstellung, dass diese ganze Zeit über nur unter Druck auf mich eingeredet und mein Wille gebrochen werden soll, bereitet mir Übelkeit.
Ich habe keinen Hunger.

Die dritte Betreuerin aus der TS ist nett und würde wahrscheinlich niemals mit anderen Menschen so reden. Aber wenn ich die darauf anspreche, würde die wohl auch nur sagen, ich solle die Angelegenheit mit den betreffenden Personen klären. Die ist auch nicht für mich zuständig, sondern die andere, die derweil Urlaub hat. Und wenn ich an deren Aussage denke, dass wir einen Kompromiss finden müssen, damit ich öfters in der TS mitesse, denke ich, dass die auch nicht besser ist.

Der Tag ist warm. Aber ich fühle mich irgendwie unwohl. Müde – von der Tablette?
Eltern wollen kommen, den Sattel austauschen.
Jetzt ist das Fahrrad viel bequemer. Ein neuer Reifen ist mit der Post gekommen. In einem großen Karton. Ich bekam eine Pizza die ich im Auto gegessen habe. Danach sind wir noch nach Kellenhusen zum Eisessen gefahren. Dort gibt es den einzigen Eisladen, wo das Eis auch schmeckt, weil es kein Italiener ist. Danach war ich schon ein bisschen spät.
Heute ist Freitag und mir ist egal, dass Frau Mai gesagt hat, dass die Eltern in der Woche nicht kommen sollen, nur am WE. Fällt mir schwer, die noch ernst zu nehmen.
Naja…
Ich war dann nicht mehr ganz so müde wie ich noch vorhin in der Tagesstätte. Das war richtig doll. Kam wahrscheinlich von der Tablette. Wenigstens ist die Traurigkeit bis jetzt nicht wiedergekommen. Wenn ich an diese gewisse Situation denke, fühle ich Wut. Ich würde der Frau am liebsten ins Gesicht schreien, dass ich verdammt noch mal Nudeln esse, wenn ich Nudeln essen will. Selbst wenn es in der Tagesstätte Kartoffelpuffer gibt. Oder Nudeln mit Käsesoße. Wenn ich Nudeln mit Tomatensoße essen will, dann esse ich die!

Gut ist besser als Traurigkeit. Ja, es ist gut, dass ich auch am Abend nicht das Verlangen habe zu weinen, aber ich muss trotzdem ständig an diese Frau und das mit dem ersten denken, und dann werde ich wütend. Diese Gedanken lassen sich nur schwer vertreiben. Immer wieder male ich mir gedanklich aus, was nächste Woche werden wird. Zuerst der Termin in Lübeck und am nächsten Tag das Gespräch mit der Frau Mai. So wie jeden Mittwoch. An dem Tag werde ich schon Urlaub haben. 4 Tage. Vielleicht wird die wieder meckern, weil ich ihr nicht diese Woche schon gesagt habe, dass ich Urlaub haben werde.

Eine Xbox habe ich am Abend bei Ebay ersteigert. Für 65 € mit Versand. Ich war mir zuerst unsicher, weil ich ja nie weiß, ob das Gerät wirklich funktioniert, auch wenn es da steht. Aber das war das was ich gesucht habe und ich kann auch nicht ewig nur warten und suchen und überlegen. Habe es gleich bezahlt und gucke mal was jetzt passiert.
Dave und ich haben uns wie auch gestern schon ein bisschen intensiv über besagtes Thema unterhalten.

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