Donnerstag, 18. Juli 2019

Betreuerin aktzeptiert meine Essenswünsche nicht

Der heutige Tagesstätten Ausflug ging ins Sozialkaufhaus. Ich gehe nicht davon aus, dort etwas zu finden, weil ich dort schon lange nichts mehr gefunden habe. Dann entdeckte ich dort ein aufgebaut der strandzelt. Danach habe ich schon länger gesucht. Es war mir jedoch zu teuer das zu bestellen. Er stand kein Preis dran. Aber ich wollte es haben. Ich bin zur Kasse gegangen und habe den man danach gefragt. Es war ein Viertel billiger als wenn ich es bestellt hätte. Die konnten das nicht zusammenbauen und ich habe es trotzdem gekauft. Auf dem Parkplatz habe ich erst danach ein Video als Anleitung versucht. Dann kamen die anderen Leute aus der Tagesstätte und haben geholfen. Als das nicht ging kam jemand über den Parkplatz. Irgendein Fremder, der sich damit auskennt. Dann wurde es zusammengebaut.
Es hat mich gefreut, dass ich das gefunden habe und es geschafft habe das zu kaufen.
Ängste werden kleiner. Allerdings nicht die Probleme.

Ich wohne in einer betreuten WG. Als ich heute nach Hause gekommen bin, habe ich mir in der WG Küche Nudeln gemacht. Das mache ich öfters. Alles war ganz normal. Als ich so in der Küche vor den Töpfen am Ofen stand kam plötzlich die Betreuerin, um ihr Geschirr abzuspülen.
Sie fragte, was ich mir Schönes zu essen mache. Nudeln, sagte ich voller Vorfreude.
Daraufhin fragte sie, warum ich nicht in der Tagesstätte gegessen habe, und was ist dort heute überhaupt gab. Ich sagte, dass es heute Reste gab. Die Pizza Reste vom Montag. Ok. Montag war ich mit Kochen dran gewesen und hatte die gemacht, allerdings hat sie mir nicht sonderlich gut geschmeckt.
Die hat dann gesagt, dass ich das doch hätte mitessen können, weil ich die Pizza ja gemacht habe und die demnach auch mag. Und was ich mag, soll ich dort auch zusammen mit den anderen essen. So hatte sie das einmal beschlossen.
Ich hatte aber keinen Hunger auf Pizza, sondern auf Nudeln. Bereits gestern hatte ich das geplant. Nudeln mit wildsauce und dazu Kroketten. Hatte mich richtig auf die Nudeln heute gefreut. Daraufhin meinte die ein wenig unzufrieden, dass ich dann auch beides hätte essen können. Dort die Pizza und hier die Nudeln. Sie fragte barsch, warum ich das nicht getan habe?
Ich wollte nicht ansprechen, dass ich nur ungerne Reste esse, sondern lieber frisch Gekochtes. Also erklärte ich, dass ich keine Pizza essen wollte, sondern Nudeln, weil ich nun mal einfach Hunger auf Nudeln hatte, woraufhin die sagte, dass ich mir die Nudeln doch auch morgen hätte machen können.
Das hatte mich geärgert. Allerdings waren meine Nudeln schon fertig und ich wollte mich nicht auf eine längere Diskussion einlassen. Oder mich rechtfertigen.
Was gibt es da überhaupt zu diskutieren, wenn ich einfach Hunger auf Nudeln habe und mir dann welche koche? Ich bin ein freier Mensch und kann Essen was ich will.
Seit längerer Zeit will die jedoch unbedingt, dass ich am liebsten jeden Tag in der Tagesstätte in der Gruppe esse. Wenn es etwas gibt, was ich nicht mag, soll ich mir nur die Sachen rausfischen, die mir davon schmecken. Ich könnte mir dann ja später zu Hause trotzdem noch was zu essen machen, falls ich nicht satt werde - Oder Hunger auf was Anderes hätte. Ich müsste dann dort das Essen bezahlen und zusätzlich mein eigenes. Ich würde dann auch zweimal Essen und das wäre doppelt ungesund. Aber das würde ich schon verkraften und man muss im Leben einfach auch Dinge tun, die man nicht mag. Sie erklärte es damit, dass wenn ich irgendwann mal arbeiten gehe, ich auch nicht nur tun kann was ich will, sondern mich den Anweisungen fügen muss. Wenn der Chef dann sagt, dass ich Akten sortieren soll, dann muss ich das auch tun, auch wenn ich das nicht will und lieber Berichte lesen würde. Genauso ist es beim Essen, meinte sie. Dadurch soll ich anfangen, zu lernen, das im Leben nicht immer nur alles nach meiner Nase geht. Selbstverständlich weiß ich, dass ich als Angestellte tun muss, was der Chef sagt.
Mein ganzes Leben lang habe ich immer nur getan, was andere wollen. Hatte Angst vor den Konsequenzen. War schon immer sehr ruhig und zurückhaltend. Konnte selten tun, was mir Spaß macht. Nach der Tagesstätte mein eigenes gekochtes Essen zu essen, gehört zu den schönen Dingen im Leben.
Sie meinte, wir müssen noch mal ein Gespräch zu dritt mit der Betreuerin aus der Tagesstätte führen. Ich soll unbedingt ganz oft dort mitessen und nicht mehr zu Hause für mich mein eigenes Essen kochen, damit ich ein Teil der Gruppe werde. Ich muss mich anpassen!
Meine gute Stimmung war danach hinüber. Wut mischte sich mit Verzweiflung. Habe mich in meinem Zimmer eingeschlossen und geweint. Plötzlich haben mir die Nudeln gar nicht mehr so gut geschmeckt.
Damals hatte ich nach längeren Diskussionen nachgegeben und eingewilligt, mindestens einmal in der Woche dort zu essen, damit die zufrieden sind. Damit ich mich nicht komplett absondere und ausschließe. Aber nun fängt das Thema schon wieder an. Ich soll mich einfügen und anpassen und das geht nur, wenn ich auch am Essen teilnehme, weil das dazu gehört. Für mich fühlt es sich an, als müsste ich mich unterwerfen und immer tun, was andere verlangen. Als ob ich keinen eigenen Willen oder eine eigene Meinung haben dürfte. Ich bin nicht der einzige Mensch, der dort oft daneben sitzt und nicht mit isst. Aber die anderen Menschen haben Gründe, weshalb die das nicht machen und das wird akzeptiert. Außer, dass ich lieber das esse, worauf ich Hunger habe und selbst gerne für mich koche, habe ich keinen Grund.  Ich bin stur und pingelig, sagen die, wenn ich mich weigere. Das finde ich ungerecht.
Vielleicht bin ich pingelig?
Vielleicht bin ich aber auch mutig und eigenwillig, aber nicht schwach und dumm.
Vielleicht werden die noch zu zweit auf mich einreden. Ich überlege, was ich tun kann. Ich will nicht aufgeben, was mir im Leben wichtig ist, wie der freie Wille und mein eigenes Essen zu essen, was mir doch so viel Freude bereitet.
Der Gedanke kam, aus der WG auszuziehen. So schnell wie möglich. Dann müsste ich mir sowas nicht mehr anhören.
Ich habe überlegt, das nächste Mal zu sagen: wenn die nicht aufhören mich mit dem Thema Essen zu nerven oder mich weiterhin bedrängen, in der Tagesstätte überhaupt nicht mehr zu essen! Oder diese zu verlassen. Ist schließlich eine freiwillige Maßnahme.
Vorher habe ich noch einen Termin bei einer Psychologin. Vielleicht sollte ich das Thema dort mal ansprechen. Vielleicht kann ich Hilfe bekommen? Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Ich ertrage das nicht mehr. Ich will, dass es aufhört. Dass man mich essen lässt, was ich will.


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