Wegen
Arzttermine brauchte Tamsin heute nicht zu JOBB. Dabei ist es dort gar nicht
mehr so schlimm. Ohne Frau Ti macht es beinahe Spaß. Die neuen Anleiter sind
menschlich. Nett. Wollen ihr Kochen beibringen und geben ihr „Privatunterricht“,
wenn alle Teilzeit Leute weg sind. Das macht sogar Spaß. „Obwohl sich der Koch
beschwert hat, weswegen wir nun diese schnöde Küchenkleidung anziehen müssen.“ Die
unangenehmen Schuhe und die ausgeleierten Mützen fallen weg. Erscheinen
unwichtig. Gut. „Ich versuche, das Positive zu sehen! Ich kann was lernen. Wenn
ich spät heimkomme und dann ins Bett falle weiß ich, etwas Neues gelernt zu haben.
Das ist viel wertvoller als fernsehen!“
Tamsin
berichtet von ihren Ängsten. Von der Sorge, irgendwann gezwungen zu sein,
Vollzeit in einem Job zu schufen, den sie nicht mag. Der ihr Schmerzen und
Kummer bereitet. Ohne Ausweg. Putzen. Küche. Oder eintönige Hilfsarbeit in
einer Fabrik. Dass sie bestraft wird, wenn sie sich weigert. Und dann obdachlos
wird. Die Anleiter wollen ihr helfen. Tamsin ist froh, denn das ist viel netter
als Frau Ti, die gemeint hat, dass Tamsins Vorstellungen von einem schönen
Leben Wunschdenken ist.
Aber
was, wenn sie doch Recht hatte?
Und
wenn die anderen netten Sachen nur sagen, um sie zu ermutigen; um sie
aufzuheitern? „Ich habe das Gefühl, mein spitzer Zahn kratzt schonwieder an der
Zunge.“ Dabei ist er gar nicht scharf!
„Hm.“
“Dave
hat mich gefragt, ob ich bei ihm oder er bei mir einmal irgendwann übernachten
könnte, damit wir uns noch besser kennenlernen und mehr Zeit miteinander
verbringen können. Er weiß, dass ich in einer Einrichtung wohne, deshalb fragt
ja. Das überrascht mich. Denn trotzdem will er es. Ich habe immer versucht das
so verbergen, weil ich denke, dass andere Menschen gehen wir was Vorurteile haben.
Denken Mann ist verrückt oder so.“
Tamsin
weiß nicht, was sie von dieser Idee halten soll. Es kommt so schnell. So
unerwartet. Sie weiß nicht, ob er irgendwelche verruchten Absichten hegt. Sie
glaubt nicht daran, aber sie weiß auch, dass nichts unmöglich ist. Sie ist
nicht prüde, aber sie hat Angst von Schmerzen bei gewissen Dingen und weiß nicht,
ob das psychosomatisch ist, oder schlimmer. Seine Wohnung ist ordentlich, aber
man riecht den Rauch, in gerade beim Schlafen ist Tamsins Nase sehr sensibel.
Bei
ihm hat sie viel weniger Angst als bei Don, der sie schon wieder fragt, ob sie
mit ihm Zusammensein will. Erst lästerte er über sie und tut nun so, als wäre
nichts gewesen. Das ärgert sie. Bei Skype kann sie ihn aber nicht blockieren. Dort
kann er nichts anrichten, außer sie vollzutexten. „Es ist wie ein Ventil, durch
das er mich erreichen kann, um seine albernen Absichten vorzutragen.“ Er will
nicht aufgeben, und bei Skype ist es immer noch besser, als wenn er direkt vor
ihrer Tür stehen würde.
Tamsin
wollte immer gerne einen Stalker, der sie verehrt, damit sie nichtmehr einsam
ist. Da dachte sie aber noch nicht, dass es wirklich so mies ist, wie andere
immer sagen.
Nun
ja. Dave ist nett und höflich, und vielleicht mag er Tamsin wirklich, weil sie
ist, wie sie ist. Vielleicht ist es ihm so ernst, wie es den Anschein hat. Tamsin
kann sich nicht vorstellen, dass er sie zu Grillen einlädt etc. nur für eine
schnelle Nummer in der Nacht. Tamsin weiß nicht, ob sie wegen diesen Schmerzen
zum Doc gehen soll. Der meinte damals schon, sie wäre gesund. Aber was, wenn er
etwas übersehen hat, weil Tamsin sich nicht gut genug ausgedrückt hat?!
„Hmmm.“
Tamsin
will nicht, dass das mit Dave schnell vorbeigeht. Sie erhofft sich in ihm einen
Liebhaber fürs Leben zu finden. Sie traut sich nicht, ihn zu fragen, was er denn
nun wirklich von ihr erwartet.
„Mh.“
Es
ist schön, etwas mit jemanden zu unternehmen. Jemanden zu haben und nicht
alleine zu sein. Die alte Panik, alleine alt zu werden, löst sich ein wenig
auf.
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