Freitag, 4. Mai 2018

Begegnung mit Dave

Tamsin putzt ihr Bad. Alles muss sauber sein, wenn Besuch eintrifft. Sie weiß, wie ekelig es ist, wenn man in eine Wohnung geht, die müllig und schmutzig ist. Sie will nicht, dass andere so von ihr denken und lässt ihrem Putztick freien Lauf. „Das macht Spaß!“
Ihre Betreuerin weiß nichts davon. Von den Männern. Die wäre sicher überrascht. Naja, nach fast 2 Jahren Kontakt kann man sich schon mal treffen, trotz Ängste und Panik. Immerhin ist der Typ in Ordnung. Kein Flegel, der nur *** will.

„Ich war wirklich nervös als ich nachdem Putzdienst kurz nach zwölf Uhr mittags aus dem Haus gegangen bin. Es ist immer wieder überraschend, dass Menschen auf Fotos so anders wirken als in der Realität. Aber das war in diesem Fall nicht schlimm. Wir sind dann zuerst ein bisschen spazieren gegangen. Die Sonne schien und es war warm. In der Sonne war es sogar eine richtig heiß. Ein wirklich schönes Wetter, das ausgenutzt werden wollte. Der Mann und ich sind öfters durch die Stadt gegangen und am Wasser entlang. Und dabei haben wir uns ein wenig unterhalten, wobei ich feststellte, dass er fast genauso ruhig und zurückhaltend ist wie ich. Danach sind wir zu mir reingegangen, um einen Film zu schauen. Ich hatte keine Bedenken, ihn bei mir rein zu lassen, da ich sofort gemerkt habe, dass er ganz anders ist als Don. Darüber war ich froh. Zuerst hat er mir seine Musik von seiner Festplatte gezeigt und meine Filmsammlung, von der ich mir etwas mitnehmen konnte. Der Film, den wir dann gesehen haben, war weniger unheimlich als erwartet. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich mich nicht ganz so gut darauf konzentrieren konnte, weil ich immer wieder darüber nachgedacht habe, wie es nach diesem Tag sein würde. Was er von mir denkt. Nach dem Film brach der Hunger in uns aus. Na ja eigentlich war ich selbst nicht wirklich hungrig. Wenn ich sehr nervös bin, verspüre ich keinen allzu großen Appetit. Zuerst überlegten wir, dass er sich Pommes holt, da er schon den ganzen Tag nichts gegessen hatte im Gegensatz zu mir beim Frühstück. Aber dann beschlossen wir doch uns Nudeln zu holen und die zu kochen, weil er es schön finde, wenn wir etwas zusammen machen würden. Darüber freute ich mich letztlich dann auch. Wir sind wieder spazieren gegangen, und dann noch kurz bei Rewe rein um das Essen zu besorgen. Bratnudeln, die ganz schnell und einfach zubereitet werden. Die habe ich dann schnell in der WG Küche gemacht und wir haben dort gegessen. Da danach nicht mehr viel Zeit war und wir einen Film nicht bis zum Ende schaffen würden, weil sein Bus bald abfuhr, haben wir noch Mensch ärger dich nicht gespielt. Ich jedenfalls fand es lustig. Ich habe das schon ewig nicht mehr gemacht. Und wir wussten nicht, was wir sonst tun sollten. Viele Beschäftigungsmöglichkeiten habe ich nicht. Nach zwei Runden sind wir dann noch mal spazieren gegangen, bis wir uns verabschiedet haben. Es war ein Abschied mit Freude in Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen. Ich selbst habe diesen Tag genossen. Ich hatte nicht das Gefühl Zeit zu vergeuden, in der ich auch etwas Schöneres machen könnte. Denn was hätte ich sonst machen sollen? Das Sozialleben auszuweiten, das ist das beste und sinnvollste was man an einem freien Tag tun kann. Nicht mehr alleine sein. Darauf kommt es an. Und das ist viel mehr wert als den Tag zum Alltag zu machen und ihn alleine am Computer und Fernseher zu verbringen, so wie es meine Gewohnheit ist. Nichtsdestotrotz hatte ich öfters die Sorge, dass meine Eltern bei mir aufkreuzen würden. Dass sie uns in der Stadt sehen würden. Dass sie einfach hierherkommen, obwohl ich gesagt habe, dass ich an diesem Tag keine Zeit habe. Auch wenn die Reaktionen nicht gänzlich negativ ausfallen, wäre es mir unangenehm, da ich mich nicht rechtfertigen möchte. Kamen langsame Autos vorbei, habe unwillkürlich auf das Nummernschild geschaut, an dem ich ihr Auto stets erkenne. Damit ich nicht gestört werde, habe ich behauptet heute einkaufen zu gehen und deswegen keine Zeit zu haben. Was irgendwie eigentlich auch nicht gelogen ist. Wir waren ja einkaufen. Der Tag endete damit, dass er sich freuen würde, wenn wir uns bald wiedersehen und ich vielleicht dann zu ihm komme und wir ein bisschen Konsole spielen. Auch das habe ich schon ewig nicht mehr gemacht.“

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