Mittwoch, 2. Mai 2018

Kekse backen

 
Heute Morgen hatte Tamsin die ganze Zeit über das Gefühl, ihr würde etwas fehlen. Sie hatte sich noch nicht ganz umgezogen und sie wusste: an der Hose kann es nicht liegen. Dann fiel es ihr auf: Sie hat vergessen die Socken anzuziehen! Ohje.

An diesem freien Tag hat Tamsin Kekse gebacken. Eigentlich wollte sie es freitags, aber da war wieder etwas mit Dave geplant und heute hat sie ja viel Zeit. Zuerst hatte sie Angst davor anzufangen, weil sie nicht wusste, wie und was andere dazu sagen würden, wenn sie Tamsin in der Küche vorfinden. Bei neuen Sachen ist ihr mulmig. "Ich habe ganz langsam angefangen und den fertigen Teig ausgepackt." Da ihre Stimmung gut war, war ihr unwohl dabei, wenn ihre Betreuerin die Kekse in Sargform und Totenköpfe sehen würde. Aber als diese dann plötzlich kurz reinkam, hat sie darauf wohl nicht geachtet, sondern nur auf die bunten Speisefarben, mit denen Tamsin ihr Werk im Anschluss bemalt hatte.

Im Rahmen ihrer Hausaufgabe sollte Tamsin ein Telefonat führen. Sie musste die Arbeitszeiten irgendwie herausfinden - von der Ausbildungsstelle. Also hatte sie ihre Betreuerin darauf angesprochen. Allerdings war Tamsin so nervös, dass sie das Telefonat nicht durchgeführt hat. Sie hatte Angst vor einem längeren Gespräch, in das sie verwickelt werden könnte. Nun hat sie Angst, dass Frau Ti böse wird, wenn sie einen Teil der Aufgabe nicht erfüllt hat. Die drängt oft darauf, dass Tamsin sich sprachlich darüber informiert.

Don bedrängt Tamsin den ganzen Tag bei Facebook. Sie solle einfach abhauen und bei ihm einziehen. Er würde ihr helfen. Die Psychiater können nichts. Nur er, so seine Meinung.

Kara wollte die Verabredung heute auf Morgen verschieben, weil ja die Maßnahme ausfällt und sie was andere geplant hat. Sie wollte mit nach Neustadt kommen. Tamsin grübelt darüber nach, aus welchem Grund und ist sie so unsicher, was sie vorhat. Und wie es werden wird. Vorgeschlagen war etwas backen oder in die Stadt gehen. Kaffeetrinken. Auch wurde geplant, dass wir mal nach der Maßnahme zu ihr gehen und uns Garnelen zubereiten. Sie mag die auch sehr gerne. Allerdings die Richtigen zum Selberpulen. Aber die sind auch ok. Tamsin hat allerdings Sorge, dass ihr Hunger nachmittags so groß ist und sie nicht bis abends warten kann, weil das alles so langedauert. "Ich bin so vergesslich. Und unkonzentriert. Ich habe ewig darüber nachgedacht, was wir machen wollten."
Doch Tamsin freut sich auf Besuch. Trotz der Ameisen im Haus.

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