Montag, 28. Mai 2018

Ängste vor allem

Tamsin nimmt zwar Tabletten, dennoch glaubt sie, dass ihre Ängste manchmal stärker werden. Nicht nur die extremen Zukunftsängste davor, dass das Jobcenter über ihr Leben bestimmt.
Ihre Betreuer sind nett, dennoch erschreckt sie sich jedes Mal, wenn es an ihrer Tür klingelt. Es ist hellhörig, sodass sie das Geschehen auf dem Flur immer genau hören kann. Schritt. Stimmen. Die anderen Türen. Jedes Mal fürchtet sie, dass jemand zu ihr käme. Was selten wirklich geschieht. Dabei hat sie nichts zu befürchten. Außer, dass jemand etwas Unmögliches von ihr Verlangt. Auch dies geschieht so gut wie nie. Es sei denn, sie befindet sich wie jetzt gerade in einem Zustand der Aufgewühltheit, wo selbst das Klopfen bei einem Nachbar ihr Panik bereitet.
Denn nachher hat sie ein Gespräch, und sie hat Angst, dass sie Ärger bekommt, weil sie das WE wieder mit den Eltern verbracht hat. Die haben sie ihr Leben lang bevormundet, was sie heute immer noch tun, aber es fällt ihr so schwer, sich von ihnen zu lösen. „Ich würde mich alleine fühlen. Hilflos. Als wären sie gestorben – würde ich den Kontakt abbrechen.“

Sie ist traurig. Warum, das weiß sie selbst nicht so genau. Alles ist so schwierig.

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