Dienstag, 10. Oktober 2017

Unangenehme Ausdünstungen



Da Tamsin mittags einen Termin in ihrem neuen Jobcenter hat, kann sie mit den Eltern nicht wegfahren. Daher verlief der Morgen für sie recht öde. „Ich wollte fernsehen, Buch schreiben. Hörbuch hören…“ damit verbrachte sie die Stunden. „Mit ist leicht übel.“, bemerkt sie und denkt, dies kommt von dem Geruch, der ihr in der Kehle brennt. Was soll sie nur tun? „Ich fühle, dass ich schlecht Luft bekomme.“

„Was will das Schicksal mir damit sagen?“ Alles hat einen Grund. Tamsin war auf vieles vorbereitet. Auf Lärm durch Heizung oder Nachbarn. Auf unfreundliche Leute. Auf eine zu enge Duschkabine. Auf üble Pflichten und Zwänge. …
Nun trifft sie doch das Unerwartete.
Nichts ist perfekt, aber dass ein derart vermeidbares Übel auf sie zukommen würde, ist einfach mies. Dass gerade in so einer Einrichtung, in der sowieso schon labile Menschen mit schwachen Nerven leben so ein billiger Boden eingelegt wurde, ist unfassbar. Was haben die sich dabei gedacht?

„Vielleicht werde ich es so lange aushalten müssen, bis sich mein Leiden physisch sichtbar äußert.“ Gedanken von Verätzungen der Lunge – falls sowas möglich ist – schwirren ihr durch den Kopf. Wären die Chemikalien harmlos, würde ihr Körper nicht darauf reagieren. 

Tamsin verzichtet auf ein Mittagessen. Später kommen ihre Eltern, die mit ihr rumfahren. Da braucht sie sich jetzt nichts zu kochen. Sie hebt sich ihre Fertiggerichte für später auf. Ihr wurde versichert, dass sie niemals nach 18 Uhr nach Hause kommen würde, aber selbst 16uhr ist für sie eine späte Zeit, zu der sie nicht mehr kochen sondern sich nur noch ausruhen würde.

Später war Tamsin im Jobcenter. Trotz der Sache mit dem Bus hat sie beschlossen, die Maßnahme noch einige Monate zu verlängern. Vielleicht wird sie es bereuen, denn viel Zeit für sich selbst wird sie dann nichtmehr haben, aber die Leute dort sind nett und es ist vielleicht besser, als den ganzen Tag in diesem stinkenden Raum zu hocken.

Als später ihre Eltern noch kamen, fuhren sie zu McDonalds. Tamsin war hungrig. „Ich wusste, dass wir dahingehen und habe mir deswegen vorher nichts zu essen gemacht.“

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