Tamsin ist ausgezogen. An
diesem Tag geschah das, wonach sie sich so viele Jahre lange gesehnt hatte.
Und doch verspürte sie am Ende
große Traurigkeit.
Aber beginnen wir am Anfang.
Tamsins Chefin aus der Maßnahme hat den Umzug mit einem Auto organisiert. Ohne
dies hätte Tasmin es wohl nicht geschafft. Eifrig lud sie Kartons ein, achtete
auf ihre Möbel – vergebens. Am Ende war ihr antischer Schreibtisch doch
angeschlagen und zerkratzt.
Nachdem alle Möbel in das neue
WG Zimmer einer betreuten Wohngruppe gebracht wurden, begann das große
Einräumen. Freude verwandelt sich derweil langsam in Sorge. „Ich habe das
Gefühl, es nicht zu schaffen – dieses Leben.“ Ihr ihrer morgigen Therapiestunde
soll sie alleine gehen. „Den Weg dahin soll ich schon irgendwie finden.“
Anschließend muss sie zum
Zahnarzt. Nicht alleine zu Ärzten zu gehen, der Panik unterlegen – das ist
eines von Tamsins Problemen. Nun hat Tamsin großen Kummer, dass ebenfalls
gesagt wird, sie solle alleine damit fertig werden!
Obwohl das neue Zimmer viel
größer ist aus Tamsins altes Heim, fühlt sie sich nicht sonderlich wohl. Die
Wände sind weiß. Der Gummifußboden stinkt nach Gummi. Ihn mit Teppich
auszukleiden scheint angesichts der Größe unmöglich.
Die Leiterin der Einrichtung
hat Feierabend. Tamsin sitzt alleine in ihrem Raum. Fühlt sich alleingelassen. Mit
ihren Eltern geht sie Pizza im Auto essen, obwohl sie vor Angst keinen Hunger
hat. Da sie kein Internet hat, versucht sie, sich mit lateinischer Musik von
ihrem Kummer abzulenken.
Ein Leben in Freiheit. Ohne
Eltern. „Ich habe es mir immer gewünscht. Nun bin ich nicht einmal einen Tag
hier, und sehne mich nach meinem alten Zimmer.“
Tamsin traut sich nicht,
alleine in die Stadt zu gehen. „Ich traue mich nicht mal in die Küche.“
Warum!
Ihre Eltern können ihr nicht
mehr helfen.
„Wie lange werde ich es hier
aushalten?“ Die Vorstellung, im Elternhaus alt zu werden ist grauenhaft. Dies
ist ihre Chance auf eine erfüllte Zukunft. Tamsin will sie nicht wegwerfen.
„Wie meine Zukunft wohl
aussehen wird?“ ….
Vielleicht hatte ihr Dad doch
Recht. Abgesehen von der Einsamkeit und wenig Freiheit hatte Tamsin es immer
gut.
Aber ihre Chefin hat auch
Recht. Wenn ihre Eltern irgendwann nicht mehr für sie da sein können, ja was
soll dann mit Tamsin geschehen. Irgendwann muss sie den ersten Schritt tun. Mit
28 Jahren ist es bereits viel zu spät.
Tamsin legt sich schlafen,
liegt wach. Als es dann klingt und die Mitbewohner ihr ihren Kühlschrank
zeigen, fällt ein Teil ihrer Sorge von ihren Schultern. „Ich hatte echt Angst,
die Milch etc. wegwerfen zu müssen, weil sie warm wird.“
Plötzlich merkt Tamsin, dass
sie nicht alleine ist. Naja, nicht allein alleine. Geräusche und Stimmen hinter
ihrer Tür zeugen von Leben.
Auch als sich andere Bewohner vorstellen, fühlt Tamsin sich nicht
unwohl. Das ist schön. Eigentlich sollte es wohl eine Vorstellrunde geben. Aber
eine der Anleiter fehlt. Wieder einmal schwelgt Tamsin im Unglück. „Ich habe
darauf verzichtet, all meine Bilder schon aufzuhängen.“ Innerlich hat Tamsin
kein gutes Gefühl.
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