Freitag, 6. Oktober 2017

Tag 2



Tamsin hat die Nacht diesmal wesentlich besser hinter sich gebracht. Vielleicht lag es an der Suppenschüssel, die sie sich nicht traute in die Küche zu bringen, weil die Spülmaschine noch nicht ausgeräumt war und sie nicht wusste, wohin mit dem Ding!? Der Geruch der künstlichen Suppe erfüllte den Raum. Lüften konnte sie vergangenen Abend nur kurz. „Ich hatte das Fenster einmal offen, und schon schwirrten mir drei Mücken um die Ohren.“ Nachdem ihre Chefin sich nach ihrem Wohl erkundigt und sie noch ein wenig Aufgeräumt hat, erschöpfte sie der Abendsport, der daraus bestand, mit der elektrischen Fliegenklatsche den schwirrenden Untieren hinterher zu hetzen. Zwei traf sie. Eine Dritte blieb bis heute verschollen. „Da bückt man sich nur einmal nach der Klatsche, und schon hat sich das auf der weißen Tapete gut erkennbare Biest in Luft aufgelöst!“
Dennoch fühlt sie, wie das Geruch in ihrer Lunge brennt.

Heute steht WG Besprechung auf dem Plan. Tamsin verzichtet auf ihr Frühstück, da es heuet ein Gemeinsames gibt. „Ich schaue es mir an. Wenn es gut ist, esse ich mich satt, sodass ich kein Mittag ehr brauche.“ Jedenfalls nicht so früh. Und sofern ihr Appetit stark genug ist. Obwohl sie gestern nicht mehr als einen Keks und eine halbe Portion Instantnudeln herunterbekommen hatte, verspürt sie noch immer keinen großen Hunger. „Habe ich Heimweh?“ Wenn sie ihren süßen Babyklee im Hexenkessel ansieht, kommen ihr die Tränen.
Demnächst wird sie um halb sechs aufstehen müssen, wegen den Bus. Das Getue mit warten, Umsteigen und Laufen würde dann zwei Stunden ihres Tages in Anspruch nehmen. Nur morgens. Zeit, die ihr fehlen wird.

Tamsins Chefin war zu Besuch, um ihr mit ein paar aufmunternden Worten den Kummer zu nehmen. Sie hat ihr Salz und ein Brot mitgebracht, weil das beim Umzug dazugehört. „Ich war überrascht.“

Nach dem gemeinsamen Frühstück, an dem Tamsin teilgenommen hat, ging es ihr auch ein wenig besser. „Die Heulattacken ließen nach.“

Ein Lautsprecher hat den Umzug leider nicht überlegt. Tamsin wartet auf ihre Eltern, die gestern nicht kommen konnten, weil es ihnen zu stürmisch war.

Nach einem gemeinsamen Frühstück gings Tamsin tatsächlich etwas besser. Die Leute waren doch sehr nett. Es sind viele Frauen, keine mürrischen alten Männer, wie Tamsin sie aus der WG in Oldenburg gesehen hat. Zu ihrer eigenen Verwunderung verfliegt ihr Kummer rasch. Tamsin räumt auf und fühlt sich an diesem Tag schon fast gut – wäre da nicht ihr scharfer Zahn.

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