Wieder erwacht Tamsin mit
Kopfweh. Sie grübelt über ihre Probleme nach, die eigentlich gar keine Probleme
sind, weil sie nur in ihrem Kopf existieren. Das weite Laufen zum Bus ist nur
ein Problem, weil sie es dazu macht.
Heute hat sie Frei, weil ein Techniker
kommt, der ihr Internet aktiviert. Er kam nach dem Frühstück.
Danach hat Tamsin ein Gespräch
geführt, in dem dunkle Gedanken offengelegt wurden. Tamsin schämt sich dafür.
Sie will nicht zugeben, über Derartiges zu denken, weil dies in Tabuthema ist.
Entweder wird man nicht ernstgenommen, oder man wird komisch angeschaut. Tamsin
ist jedoch mittlerweile an diese depressiven Gedanken gewöhnt. Sicher, niemals
würde sie sie in die Tat umsetzen, dazu ist es noch viel zu früh und noch
besteht Hoffnung auf eine gute Zukunft, so absurd es auch erscheinen mag. Und
so lange die Quelle rasch beseitigt wird, braucht sie deswegen in keine Klinik.
In diesem Fall war die Quelle
die große Herausforderung mit dem Bus. Die Vorstellung, im Dunklen und bei
eisiger Kälte möglicherweise alleine durch das Dort, vorbei am einsamen Wald zu
hetzen, war dermaßen niederschmetternd, dass ihr die Tränen kamen. Dazu die
Aussagen, sie kann das und sie muss das! „Ich muss!“
Zumindest in den Ferien kann
sie später kommen und so den Weg mit dem Bus nehmen anstatt zu laufen. Sie
nimmt dafür in Kauf, eine Stunde länger bleiben zu müssen und dadurch
vielleicht abends keine Zeit mehr zum Kochen zu haben.
Eigentlich wollte Tamsin zum
Strand, runde Steine suchen. Als ihre Eltern kamen, wollten sie jedoch nicht
mehr so weit fahren, weil es um 15Uhr ja schon recht spät war und ihr Dad nicht
im Dunklen fahren mag. Tamsin verdreht die Augen. Bis dahin hätten sie die
Strecke fünfmal hintereinander hin und zurückfahren können.
Also fuhren sie an den
Neustädter Strand - an dem nicht ein einziger Stein lag. Ihr Dad hat ihr ihren
Klee nicht mitgebracht- Einige stehen noch immer aufm Hof und werden gelb.
Tamsin ist enttäuscht. Ihr Klee ist für sie wie das Haustier, welches sie nicht
haben kann. „Ich könnte mir einen Vogel zulegen. Wie früher. Erlaubt wäre es, wenn
im Haus auch nicht gerne gesehen, weil er Lärm macht.“ Aber Tamsin hat zu wenig
Zeit. Und noch weniger Geld. Ihre Chefin meinte, irgendwann könne sie auch
einen Hund haben. Tamsin hat bzw. hatte immer Angst vor Hunden. Besonders vor
Großen. Bevor sie in die Maßnahme kam hatte sie nie einen Hund gesehen, der
größere Angst vor ihr hat, als sie vor ihm. So lange er also nicht wild ist,
wie der, der sie als Kleinkund angesprungen und sehr erschreckt hat, könnte sie
sich das vielleicht sogar vorstellen. Sofern sie gelernt hat, damit umzugehen.
Vor vielen Jahren hatte Tamsin
sich einmal Fische zugelegt. Und Garnelen. Weil das Ostseewasser immer kühl
ist, dachte sie, auch ihre Fische müssten es kalt haben. Informiert hatte sie
sich nicht. Und am nächsten Tag waren sie alle tot.
+++
> „Was
war besonders schön an diesem Tag?“
Ich war
kreativ und konnte meinen Roman weiterschreiben
Ich fand
Begleitung bei einer schwierigen Aufgabe
Der
Gummigeruch ihres Zimmers lässt langsam nach. Inzwischen brennt die Nase
nichtmehr. War es wirklich Einbildung!?
> „Wie
fühlst du dich?“
Besser
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen