Der Wecker
klingelt. Tamsin ist müde. Aber sie muss hoch. Sie hasst das. Es ist dunkel.
Aber sie muss.
Sie
grübelt über ihr Leben nach. Warum ihr alles so vorkommt, als wäre es eine
Strafe. Sie glaubt, hätte sie eine richtige Wohnung, einen Freund und einen
schönen Job, würde schon alles gut werden. Aber wäre es wirklich so? „Wird mich
das glücklich machen?“
Ihre
innere Trauer ist so groß, dass sie sich selbst da nicht mehr sicher ist. Sie
hat Angst, Dave zu verschrecken. Manchmal kann sie sich nicht beherrschen. Wird
laut. Unhöflich. „Weil ich so unzufrieden bin.“ Ihre Seele gewöhnt sich an ihr Verhalten,
sodass sie es kaum mehr ablegen kann.
„Heute
hatte ich Glück. Ich bin dem Gedrängel im Bus 🚌 entkommen, eine
Haltestelle bevor dieser richtig voll wurde. Blöder Schulbus. Manchmal habe ich
Angst, es nicht rechtzeitig durch die dicht aneinander gequetschte
Menschenmasse im Gang zur Tür zu schaffen. Ebenso habe ich Angst und Panik kein
Wort herausbringen zu können, den Busfahrer nicht zu sagen, dass er die Tür
doch endlich aufmachen soll und dann irgendwo hin mit fahren zu müssen. Bis ich
endlich raus kann. ... Ich habe eine Angst Störung.“
Bei JOBB
waren heute nur zwei Teilnehmer. Die anderen bekamen Ärger, weil sie einfach
wegblieben. Weil hier draußen so viele Äpfel wachsen, soll heute ein
Apfelkuchen gebacken werden. Tamsin verspürt keine Freude, kann sie gebackenes
Obst doch wenig leiden. Es schmeckt so säuerlich. Mh.
Die
anderen meinen, man könne auch noch einen Schokokuchen dazu backen. Tamsin, die
selbst so viel Kuchen mithat, hat keine Ansprüche. Es ist nett, aber sie muss
nicht unbedingt so viel Kuchen essen. “ich bin ja selbst schon fast ein Kuchen,
ha!”
Sie ist
froh, wieder am PC schreiben zu dürfen. Das ist besser als in der Küche zu
stehen und Äpfel zu schälen. Wenn ich die Zubereitung vom Teig sie
interessieren würde.
Durchgehend
ist sie Lustlos. Schreiben macht Spaß, aber sich so lange zu konzentrieren ist
anstrengend. Lieber würde sie aufstehen, was machen. Was bauen? Hm.
Sie hat
Angst, allein mit dem Bus nach Lübeck zu fahren. Irgendwann wird sie das wohl
müssen. Daher soll sie das üben. Busfahren. Dazu kommt der lästige Herbst. Bei
Kälte mag Tamsin nicht gern raus. Im Winter schon gar nicht. Auch die
Vorstellung, in keiner Maßnahme mehr zu sein und viel Zeit zu haben, ist wenig
tröstend. Sie hat einfach Angst. “Mir ist übel. Habe zu viel Kuchen gegessen.”,
denkt Tamsin, gleichzeitig froh darüber, dass der Hunger weg ist
***
Später in
der Küche:
Tamsin
wurde vom PC weggeholt, weil sie ihre Schokolade für ihr Brot raspeln sollte.
Das ging schnell. Während die anderen den Teig anrühren, muss sie jedoch Äpfel
schälen. Das ärgert sie. Sie erzählt, dass sie auch lieber den Teig machen
würde und nicht immer nur das tun will, was andere nicht wollen.
Später
durfte Tamsin dann noch einen eigenen Teig anrühren mit der Schokolade. Obwohl
es Hefeteig war, hat das gut geschmeckt. Die anderen haben ihren Apfelkuchen
gegessen.
Tamsin hat
Freude am Geschichtenschreiben.
Auf dem
Heimweg kehren Wut und Trauer wieder. Wegen der Zugfahrt nach Lübeck. Sie weiß
gar nicht, wie sie das machen soll. Weint. Grübelt über einen Ausweg. „Würde am
liebsten alles aufgeben.“ Alles ist ihr egal. Sie isst nudeln, guckt dabei TV.
Hat nicht viel Lust. Geht duschen. Weint dann wieder, weil die Ängste
wiederkommen.
„Damals
habe ich geweint, weil ich zu JOBB muss. Nun weine ich, weil ich bald nichtmehr
hindarf.“ Dann hat sie niemandem mehr, der ihren Kummer erkennt. Mit dem sie
reden kann. Sie ist dann noch alleiner als jetzt.
Sie muss
noch das Kochen für Montag besprechen. Aber die andere Frau wirkt demotiviert,
und Tamsin hat keine Lust, dahinterher zu betteln. Irgendwie ist es ihr dann
auch egal, wenn das nicht klappt und es Montag kein Essen gibt. Der Ärger ist ihr
egal. Alles egal. „Ist dann halt so…“
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