Mittwoch, 5. September 2018

Tamsin in der Küche. Stimmungsschwankungen.

Der Wecker klingelt. Tamsin ist müde. Aber sie muss hoch. Sie hasst das. Es ist dunkel. Aber sie muss.

Sie grübelt über ihr Leben nach. Warum ihr alles so vorkommt, als wäre es eine Strafe. Sie glaubt, hätte sie eine richtige Wohnung, einen Freund und einen schönen Job, würde schon alles gut werden. Aber wäre es wirklich so? „Wird mich das glücklich machen?“
Ihre innere Trauer ist so groß, dass sie sich selbst da nicht mehr sicher ist. Sie hat Angst, Dave zu verschrecken. Manchmal kann sie sich nicht beherrschen. Wird laut. Unhöflich. „Weil ich so unzufrieden bin.“ Ihre Seele gewöhnt sich an ihr Verhalten, sodass sie es kaum mehr ablegen kann.

„Heute hatte ich Glück. Ich bin dem Gedrängel im Bus 🚌 entkommen, eine Haltestelle bevor dieser richtig voll wurde. Blöder Schulbus. Manchmal habe ich Angst, es nicht rechtzeitig durch die dicht aneinander gequetschte Menschenmasse im Gang zur Tür zu schaffen. Ebenso habe ich Angst und Panik kein Wort herausbringen zu können, den Busfahrer nicht zu sagen, dass er die Tür doch endlich aufmachen soll und dann irgendwo hin mit fahren zu müssen. Bis ich endlich raus kann. ... Ich habe eine Angst Störung.“   

Bei JOBB waren heute nur zwei Teilnehmer. Die anderen bekamen Ärger, weil sie einfach wegblieben. Weil hier draußen so viele Äpfel wachsen, soll heute ein Apfelkuchen gebacken werden. Tamsin verspürt keine Freude, kann sie gebackenes Obst doch wenig leiden. Es schmeckt so säuerlich. Mh.
Die anderen meinen, man könne auch noch einen Schokokuchen dazu backen. Tamsin, die selbst so viel Kuchen mithat, hat keine Ansprüche. Es ist nett, aber sie muss nicht unbedingt so viel Kuchen essen. “ich bin ja selbst schon fast ein Kuchen, ha!”    
Sie ist froh, wieder am PC schreiben zu dürfen. Das ist besser als in der Küche zu stehen und Äpfel zu schälen. Wenn ich die Zubereitung vom Teig sie interessieren würde.    

Durchgehend ist sie Lustlos. Schreiben macht Spaß, aber sich so lange zu konzentrieren ist anstrengend. Lieber würde sie aufstehen, was machen. Was bauen? Hm.   

Sie hat Angst, allein mit dem Bus nach Lübeck zu fahren. Irgendwann wird sie das wohl müssen. Daher soll sie das üben. Busfahren. Dazu kommt der lästige Herbst. Bei Kälte mag Tamsin nicht gern raus. Im Winter schon gar nicht. Auch die Vorstellung, in keiner Maßnahme mehr zu sein und viel Zeit zu haben, ist wenig tröstend. Sie hat einfach Angst. “Mir ist übel. Habe zu viel Kuchen gegessen.”, denkt Tamsin, gleichzeitig froh darüber, dass der Hunger weg ist

***

Später in der Küche:

Tamsin wurde vom PC weggeholt, weil sie ihre Schokolade für ihr Brot raspeln sollte. Das ging schnell. Während die anderen den Teig anrühren, muss sie jedoch Äpfel schälen. Das ärgert sie. Sie erzählt, dass sie auch lieber den Teig machen würde und nicht immer nur das tun will, was andere nicht wollen.

Später durfte Tamsin dann noch einen eigenen Teig anrühren mit der Schokolade. Obwohl es Hefeteig war, hat das gut geschmeckt. Die anderen haben ihren Apfelkuchen gegessen.
Tamsin hat Freude am Geschichtenschreiben.

Auf dem Heimweg kehren Wut und Trauer wieder. Wegen der Zugfahrt nach Lübeck. Sie weiß gar nicht, wie sie das machen soll. Weint. Grübelt über einen Ausweg. „Würde am liebsten alles aufgeben.“ Alles ist ihr egal. Sie isst nudeln, guckt dabei TV. Hat nicht viel Lust. Geht duschen. Weint dann wieder, weil die Ängste wiederkommen.
„Damals habe ich geweint, weil ich zu JOBB muss. Nun weine ich, weil ich bald nichtmehr hindarf.“ Dann hat sie niemandem mehr, der ihren Kummer erkennt. Mit dem sie reden kann. Sie ist dann noch alleiner als jetzt.

Sie muss noch das Kochen für Montag besprechen. Aber die andere Frau wirkt demotiviert, und Tamsin hat keine Lust, dahinterher zu betteln. Irgendwie ist es ihr dann auch egal, wenn das nicht klappt und es Montag kein Essen gibt. Der Ärger ist ihr egal. Alles egal. „Ist dann halt so…“

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