Donnerstag, 20. September 2018

In der Kochgruppe


Spülküche, denkt Tamsin beim Erwachen und erinnert sich, dass ihr diesmal als Beruf empfohlen wurde. Wenn sie geheilt ist, muss sie sowas dann machen? Putzen? Tellerwaschen? Hm…



Karas Garnelengericht beinhaltet 7 Zwiebeln. Tamsin ärgert sich. Das hatte sie nicht gewusst! Frau S. aus JOBB hatte gemeckert, dass Garnelen doch so teuer seien. Wollte Pesto. Tamsin hatte keine Lust. Schonwieder Pesto? Mh. Doch Heute denkt sie: Hmmmmm! „Ich hasse Zwiebeln! Von nun an werde ich bei jedem Gruppenkochen sofort darauf achten. Keine verfluchten Zwiebeln!! Ich, äh, bin allergisch!! Meine Seele kann die nicht ab!“

Jeder hat dann 1 € für das Essen bezahlt.

Da Kara kein Chili mag, fand sie es auch ok, wenn wir statt 7 nur 1 Zwiebeln reintun. Die musste ich nicht schneiden.



Tamsin hasst, dass es am WE regen wird. Denn nächste Woche hat sie wohl ihre Menstruation. Das stinkt immer. Da mag sie keinen Besuch haben.



Das Ohr juckt wieder, nun versucht sie es mit Salbe. Sie mag nicht stundenlag beim Arzt warten.



„Das Kochen heute war wie üblich. Wie immer muss ich nur tun was andere wollen, Hilfsarbeiten leisten und einfache Sachen klein schneiden oder holen oder wegwerfen. Es hatte mich sehr gewundert wenn es diesmal anders wäre. Auch wenn gesagt wurde, dass wir beide hauptsächlich fürs Kochen zuständig sind. Sie stand am Ofen und hat sich alles nach Rezept zubereitet und mir gesagt was ich tun soll. Als dann gesagt wurde, dass ich ja schon mal die Sachen abwaschen kann, die wir nicht mehr brauchen. Habe ich mich unauffällig gewehrt. Wir waren noch mittendrin beim Kochen und ich habe nicht eingesehen, dass ich abwaschen soll während die anderen, die auch ein bisschen mitgeschnitten haben, sich ausruhen können.

Geschmeckt haben die Spaghetti mit der Sahne Soße und Garnelen eigentlich gut. Wenn auch mehr Freunde großen Menge Sahne am Ende etwas schlecht war. Zudem muss ich die Hygiene dort in der Küche bemängeln. Niemand hat sich die Hände gewaschen. In der Küche waren viele Töpfe verschwunden und aber irgendwo wurden dann doch wieder auf welche aufgetrieben. Die waren total verkohlt und braun und schmutzig und staubig. Ich habe zwei ausgespült. Die anderen wurden direkt mit Wasser gefüllt und dann auf den Ofen gestellt. Später, als das Wasser schon kochte, wurde ein großer Topf für die Nudeln gefunden. Aber weil das Wasser in den anderen Töpfchen schon gekocht hat und alle in Zeitdruck waren, wie 2 Leute früh gehen, da die noch zum Hansapark wollten, wurde es einfach in den großen Topf umgefüllt. Es war etwas braun. Oder sah das nur so aus?

Ich finde es immer wieder seltsam, dass alle Menschen erwarten Töpfe und Besteck sei immer sauber und direkt zum Kochen geeignet. Selbst wenn der verkrustete stirbt einen beim Heben der Töpfe in die Nase fliegt. Auf Sauberkeit wird da nicht so gut geachtet.

Beschwert habe ich mich jetzt aber nicht mehr. Bin ja eh nur noch 2 Tage dort. Da würde sich eh nichts mehr ändern außerdem wissen die Leute wie es in mir aussieht. Habe das oft genug gesagt. Ist mir jetzt auch egal. Kann mir nur für die Zukunft vornehmen, mich nicht immer nur rumkommandieren zu lassen.“




Später habe ich meine Zettel sortiert, die ich morgen mit nach Hause nehme. Die anderen haben abgewaschen. Habe mich gedrückt. Wozu soll man mit 4 Leuten an dieser Spülmaschine stehen und abtrocknen!? Kara war wenig erfreut. Ich glaub nicht, dass wir uns wiedersehen. Oder nochmal treffen. Mit anderen Leuten kommt sie viel besser klar als mit mir.

Beim Aufräumen kam ich und Frau S. auf die Idee, nochmal den Klee zu häkeln. Denn damals konnte das niemand. Die Anleitung fand auch sie komisch.





Oben in der WG steht ein alter Röhrenfernseher im Wohnzimmer. Würde gerne mal dort sitzen und Film gucken. DVD geht auch. Allerdings flimmert das Bild und das Gerät knistert und es macht keinen Spaß darauf einen guten Film zu gucken. Zuerst habe ich überlegt, die Mängel gezielt anzusprechen. Z.b., dass die Knöpfe auf der Fernbedienung überhaupt nicht mehr lesbar sind. Und damit auch die Lautstärkeregelung ein Kampf ist. Es wäre schön, ein zeitgemäßes Gerät hier zu haben. Das dachte ich. Die anderen benutzen das Gerät auch so gut wie nie. Manchmal spielen die Videospiele und holen dazu den Fernseher aus einem Bewohner Zimmer von oben raus. Wahrscheinlich ist es das, was an manchen wenigen Wochenenden so laut ist. Die lachen und schreien und machen was weiß ich. Wenn jetzt ein moderner Fernseher dort stehen würde, wären die wahrscheinlich noch öfter da zusammen. Natürlich ohne mich, denn ich habe wenig Kontakt zu dir. Und sonst würde mich auch keiner fragen. Die Folge wären dann noch mehr laute Abende. Denn das Haus ist sehr hellhörig. Das würde mir nicht gefallen. Also sage ich nichts mehr zu dem Thema und belasse es dabei. Ich habe ja selbst einen Fernseher hier zum gucken.


Eigentlich bin ich gerne mit netten Menschen zusammen. Da fühle ich mich nicht so einsam und allein und vergessen. Sofern die Menschen wirklich nett sind und mich nicht ausgrenzen, weil sie mich seltsam finden.
Heute war der vorletzte Tag im Förderzentrum. Zum Abschied für mich und eine Kollegin haben wir etwas gekocht mit der Gruppe. Nudeln mit Garnelen in Sahnesoße. Hat gut geschmeckt.
So viel Freude wie er wartet hat das Kochen mir jedoch nicht gemacht. Im Grunde macht mir das kochen in Gruppen nie Spaß. Ich bin mehr als schüchtern und traue mich nie zu sagen, also ich möchte. Infolgedessen muss ich immer tun, was andere sagen und wollen. Oder das, was sie nicht wollen.
Schon immer seit ich mich erinnern kann muss ich, wenn ich in irgendwelchen Kochgruppen bin, egal ob damals in der Schule oder heute im Förderzentrum oder woanders, gibt es immer Leute, die nur zu arbeiten müssen. Die das Gemüse schneiden, das Kochgeschirr holen und abwaschen. Und immer gehöre ich zu diesen Leuten. Nie traut mir jemand zu, auch mal am Herd zu stehen und die Töpfe zu beaufsichtigen. Mich um den Hauptgang zu kümmern.
Beschwere ich mich, sagen die Vorgesetzten, ich müsste auch mal Aufgaben übernehmen die nicht so angenehm sind. Ich kann nicht immer nur das goldene vom Ei kriegen. Oder mir die Rosinen rauspicken. Ich kann nicht immer nur die schönen Aufgaben bekommen.
Dass ich noch niemals eine schöne Aufgabe übernehmen konnte oder Freude an einer Küchen Aufgabe hatte, kümmert die wenig. Niemand nimmt mich ernst. Versteht mich.
Er ist vor kurzem, als wir einen Apfelkuchen gebacken haben, durfte ich nicht den Teig anrühren sondern nur Äpfel schneiden. Tue ich mal rüber sehen, und versuchen ein bisschen von den anderen zu lernen, heißt es ich sei faul und soll nicht so doof rumstehen und in der Gegend rum gucken.
Glaube ich, dass ich auch gerne mal etwas anderes machen möchte als solche Hilfsarbeiten, heißt es wieder, man könne nicht immer nur Aufgaben bekommen die eingefallen.
Ich kann mir nicht vorstellen, je in einer Fabrik zu arbeiten. Im Stehen stundenlang ein Teil aufs andere stecken oder kleben. Im Akkord. Oder mein Leben mit Toiletten putzen verbringen. Wer will so ein Leben schon?
Aber sage ich, dass es mir wichtig ist ein Beruf zu haben, der mein Leben bereichert und mir Freude bereitet, heißt es auch da wieder, dass ich lernen muss Aufgaben zu übernehmen, die mir nicht gefallen. Das ist mir nur darum geht, einen Beruf zu haben, der nicht zu 100% aus solchen unangenehm Ausgaben besteht, ist für die Menschheit sehr schwierig zu begreifen.

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