Freitag, 1. Februar 2019

WG


Die Betreuerin hat geschimpft, dass wir eine Woche lang das Geschirr auf der Spüle stehen gelassen haben, dass keiner den Spüler ausgeräumt hat und stattdessen das sauberes Geschirr da drinne liebt und das schmutzige wie gesagt auf der Spüle gestapelt wurde. Wir sollen uns besser absprechen und darauf achten, dass die Küche in Ordnung bleibt. Das wäre wichtig. Im Anschluss hat sich dann jemand drum gekümmert. Ich musste los. Es war schon spät. Zwei Leute kamen zu spät. Eine hat verschlafen.

Als ich nach dem WG Frühstück in die Tagesstätte kam, haben ich und ein paar Leute und mit der Betreuerin ein Kartenspiel gespielt. Dann gab es Essen und dann die Abschlussrunde. So wie jeden Freitag.

Seit einiger Zeit bin ich immer wegen nachmittags etwas nervös. Ich bin immer sehr hungrig. Und ich habe ständig die Sorge, dass wenn ich nach hause bin, die Küche besetzt ist. Oder der Ofen. Oder gerade die Stelle, die ich brauche. Wenn ich Hunger auf Nudeln habe und gerade jemand etwas kochen tut, kann ich keine Nudeln essen. Das würde mich ärgern.

 Ich habe mich beeilt nach Hause zu kommen und habe dann den Flur gesaugt. Welchen konnte ich nicht, weil der Wäsche in der Waschmaschine war. Später hatte ich keine Lust mehr. War auch nicht so dreckig. Nebenbei hatte ich Hühnerfrikassee mit Reis gekocht. Das erste Mal in meinem Leben dass ich das selbst gemacht habe. War gar nicht so schlecht.

Eine Mitbewohnerin von hier hat mich angeschrieben, ob ich ihr die Haare blau färbe. Neue Erfahrungen sind schön und ich habe zugestimmt. War gar nicht so schlimm. Derzeit ist es mir wichtig in Kontakt mit Menschen ist zu treten, um das zu üben und um die Angst zu verlieren.
Ich merke, dass die Ängste auch schon weniger werden. Je mehr ich übe umso besser wird es und umso schneller gehen die Ängste ganz weg.
Das ist gut, denn einerseits wünsche ich mir ein normales Leben ohne Ängste. Andererseits habe ich aber auch Angst davor normal zu sein. Denn dann würde ich auch normal behandelt werden. Ich habe große Angst, dass das Jobcenter mich irgendwann wie die ganzen anderen normalen Menschen behandelt und sagt, wenn ich die oder die Stelle nicht annehme, wird mir das Geld gekürzt. Die können Menschen z.b. in die Großküche zum Teller waschen schicken, und wenn die Menschen sich weigern, folgen Sanktionen.

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