Mittwoch, 6. Februar 2019

Gespräch mit den Betreuern in der Tagesstätte

Zurzeit stecke ich in einer Miracoli Krise.
Mozzarella ist schon seit über einem Jahr nicht mehr im Handel erhältlich. Obwohl die so gut geschmeckt haben. Bei Aribiata wurde jetzt die Nudel Sorte ausgetauscht. Statt Spaghetti gibt es diese kleinen dicken Nudeln mit dem Loch. Obwohl es eigentlich alles Nudeln sind, schmeckt das Gericht irgendwie anders. Wahrscheinlich, weil die Spaghetti mehr Soße aufgenommen hatten. Außerdem sind in einer Packung mit drei Portionen in Wirklichkeit nur eineinhalb Portionen drin. So war es zumindest früher und so ist es heute noch bei den normalen Miracoli. Aber seitdem die die NudelSorte geändert haben und ich nach wie vor immer die Hälfte der Tüte nehme, werde ich davon nicht mehr satt.
 Würde man die drei Portionen auf Teller aufteilen, bekäme jeder Mensch Pro portion nur einen Salatteller voll. Für einen großen Teller reicht es nicht. Aber der Preis bleibt derselbe. Das ärgert mich etwas. Immerhin war das mein Lieblingsessen.

In der Tagesstätte habe ich heute etwas gelernt.
Ich habe gelernt, was das Wort Prank bedeutet. Na ja, eigentlich kennt jeder die Bedeutung, sogar ich. Aber erst heute wurde mir richtig bewusst nach einer Übersetzung, dass damit Streich gemeint ist.
Bei Pranken kommt wahrscheinlich niemanden sofort das Wort Streichespielen in den Sinn.
Immer mehr deutsche Wörter fallen der Verenglischung zum Opfer. Sprachexperten fürchten nicht um den Verlust der deutschen Sprache. Aber es ist offensichtlich. Immer mehr deutsche Wörter werden gegen englische ausgetauscht, ohne dass wir es wirklich merken. Und alle finden es cool.
Ich weigere mich, Bodylouschen anstatt Creme zu sagen. Ganz gleich wie man das schreibt. Ich werde auch nicht Kacke zu Keks sagen und mir ist egal, dass es Cake geschrieben und Kaik ausgesprochen wird. Ha!

Heute fand ein Gespräch mit den Betreuern in der Tagesstätte Stadt. Dort haben wir noch mal das Thema besprochen, dass mir Kommunikation so schwerfällt. Besonders im Gespräch mit langen Sätzen zu antworten. Ich soll das üben. Außerdem wurden die Zeiten jetzt ein bisschen verändert. Na ja, nicht ganz verändert. Ich kann an der Montäglichen Besprechung bis zum Schluss teilnehmen, das Einzelgespräch findet dann an einen anderen Tag statt und Freitag soll ich versuchen länger zu bleiben, um die Abschlussrunde noch mitzumachen. Ich habe erklärt, dass ich mich unwohl fühle, wenn ich erst nachmittags oder später etwas Warmes zu essen bekomme und den ganzen Tag vorher hungern muss. Oder nur Kuchen oder irgendwas kaltes Essen kann. Denn mir schmeckt nicht immer, was dort gekocht wird.

Mir wurde dann gesagt, dass es normal sein kann, dass man aufgrund seines Berufes erst abends warm essen kann. Sicher ist es für die meisten Menschen normal. Aber ich kann mir zurzeit so ein Leben, wo man den ganzen Tag arbeitet und erst spät nachmittags oder abends nach Hause kommt und essen kann, noch nicht jetzt vorstellen. So anstrengend. Was ich dann gedacht habe, habe ich lieber nicht laut ausgesprochen. Auf gewisse Sachen reagieren andere Menschen nicht so gut. Verstehen es nicht. Und ich will auch nicht als labil gelten.
Jedenfalls ist es laut der Gesellschaft abnormal, nicht in Vollzeit zu arbeiten und um 10Uhr Mittag zu essen. – Oder um 14Uhr schon zuhause zu sein.

Abgesehen von dem Essen und den ständigen Hunger… obwohl es dort nicht unangenehm ist, wenn ich im Sessel sitzen und lesen oder schreiben kann. Oder basteln kann. Ja, trotzdem bin ich immer froh, wenn ich wieder zu Hause bin, auch wenn ich hier nichts Besseres zu tun habe. Außer kochen und essen - Damit meine schlechte Laune weggeht.
Toll, jetzt muss ich die ganze Zeit wieder daran denken, dass ein VollzeitLeben normal ist. NORMAL! Und das auch auf mich so ein Dasein wartet.
Ok, letztlich liegt es in meiner Hand, ob ich das zulasse und mich durch so eine Existenz quäle….
Es wurde auch gesagt, dass ich mit den Betreuern reden soll, bevor ich mich wieder in die Toilette einschließen, um dort zu weinen, weil ich verzweifelt bin oder nicht klar komme mit meinem Leben. Bzw mit den Ängsten. Ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Nach dem Weinen geht’s mir besser und die Ängste gehen durch Gespräche auch nicht weg.

Nach dem Gespräch habe ich mir zwei Leuten Karten gespielt. Das war ganz nett. Danach gab es Essen. Ich habe zugeguckt und danach mein Buch gelesen. Noch macht es mir Spaß das zu korrigieren. Ich denke immer noch, dass das Schreiben mir vielleicht die Zukunft retten kann. Dass ich irgendwann ein Buch schreibe und das veröffentlicht wird. Vielleicht kommt es so gut an, dass ich noch mehr schreiben soll. Dass ich nicht als Küchenhilfe in irgendeiner Großküche ende, mit kaputten Rücken Und aufgeweichten Fingern. Denn wie hoch ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass ich meinen Wunschberuf bekomme und in einem Büro arbeiten kann, und das nicht in Vollzeit?

Ich muss noch zur Post, mein Paket abholen. Habe mir einige Sachen bestellt. Manchmal fühle ich mich wie Weihnachten, wenn ich die Sachen auspacke und darin tolle Sachen sind. Das ist sogar viel besser als Weihnachten. Dann an Weihnachten bekommt man oft nur Strümpfe oder Schokolade oder Sachen, die er als Kleinigkeiten gelten und nett gemeint sind, aber keine große Begeisterung bezüglich des modernen Materialismus wecken.

Und nachdem ich bei der Post war, werde ich den Rest des Tages wohl vor dem Fernseher sitzen und Frauenknast gucken. Etwas Anderes habe ich nicht zu tun.

Dave möchte mich wiedersehen. Am WE. Er ist von unseren gemeinsamen Interessen begeistert. Davon, dass ich gerne Raumschiffe mag und Horrorfilme gucke. Und auch Videospiele mag.
Ich denke an die Zukunft und daran, das dies das Richtige wäre. Der Anfang eines normalen Lebens. Auch, wenn ich zurzeit wirklich nicht weiß, ob ich mit einem Mann wirklich glücklich werden würde. Aber sowas wäre normal und die Gesellschaft würde es warten. Meine Eltern würden sowas erwarten. Alles andere stößt oft auf Ablehnung. Und ist kompliziert.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen