Zurzeit stecke ich in einer Miracoli
Krise.
Mozzarella ist schon seit über einem
Jahr nicht mehr im Handel erhältlich. Obwohl die so gut geschmeckt haben. Bei
Aribiata wurde jetzt die Nudel Sorte ausgetauscht. Statt Spaghetti gibt es
diese kleinen dicken Nudeln mit dem Loch. Obwohl es eigentlich alles Nudeln
sind, schmeckt das Gericht irgendwie anders. Wahrscheinlich, weil die Spaghetti
mehr Soße aufgenommen hatten. Außerdem sind in einer Packung mit drei Portionen
in Wirklichkeit nur eineinhalb Portionen drin. So war es zumindest früher und
so ist es heute noch bei den normalen Miracoli. Aber seitdem die die NudelSorte
geändert haben und ich nach wie vor immer die Hälfte der Tüte nehme, werde ich
davon nicht mehr satt.
Würde man die drei Portionen auf Teller
aufteilen, bekäme jeder Mensch Pro portion nur einen Salatteller voll. Für
einen großen Teller reicht es nicht. Aber der Preis bleibt derselbe. Das ärgert
mich etwas. Immerhin war das mein Lieblingsessen.
In der Tagesstätte habe ich heute etwas
gelernt.
Ich habe gelernt, was das Wort Prank
bedeutet. Na ja, eigentlich kennt jeder die Bedeutung, sogar ich. Aber erst
heute wurde mir richtig bewusst nach einer Übersetzung, dass damit Streich
gemeint ist.
Bei Pranken kommt wahrscheinlich
niemanden sofort das Wort Streichespielen in den Sinn.
Immer mehr deutsche Wörter fallen der
Verenglischung zum Opfer. Sprachexperten fürchten nicht um den Verlust der
deutschen Sprache. Aber es ist offensichtlich. Immer mehr deutsche Wörter
werden gegen englische ausgetauscht, ohne dass wir es wirklich merken. Und alle
finden es cool.
Ich weigere mich, Bodylouschen anstatt
Creme zu sagen. Ganz gleich wie man das schreibt. Ich werde auch nicht Kacke zu
Keks sagen und mir ist egal, dass es Cake geschrieben und Kaik ausgesprochen
wird. Ha!
Heute fand ein Gespräch mit den
Betreuern in der Tagesstätte Stadt. Dort haben wir noch mal das Thema
besprochen, dass mir Kommunikation so schwerfällt. Besonders im Gespräch mit
langen Sätzen zu antworten. Ich soll das üben. Außerdem wurden die Zeiten jetzt
ein bisschen verändert. Na ja, nicht ganz verändert. Ich kann an der
Montäglichen Besprechung bis zum Schluss teilnehmen, das Einzelgespräch findet
dann an einen anderen Tag statt und Freitag soll ich versuchen länger zu
bleiben, um die Abschlussrunde noch mitzumachen. Ich habe erklärt, dass ich
mich unwohl fühle, wenn ich erst nachmittags oder später etwas Warmes zu essen
bekomme und den ganzen Tag vorher hungern muss. Oder nur Kuchen oder irgendwas
kaltes Essen kann. Denn mir schmeckt nicht immer, was dort gekocht wird.
Mir wurde dann gesagt, dass es normal
sein kann, dass man aufgrund seines Berufes erst abends warm essen kann. Sicher
ist es für die meisten Menschen normal. Aber ich kann mir zurzeit so ein Leben,
wo man den ganzen Tag arbeitet und erst spät nachmittags oder abends nach Hause
kommt und essen kann, noch nicht jetzt vorstellen. So anstrengend. Was ich dann
gedacht habe, habe ich lieber nicht laut ausgesprochen. Auf gewisse Sachen
reagieren andere Menschen nicht so gut. Verstehen es nicht. Und ich will auch
nicht als labil gelten.
Jedenfalls ist es laut der Gesellschaft
abnormal, nicht in Vollzeit zu arbeiten und um 10Uhr Mittag zu essen. – Oder um
14Uhr schon zuhause zu sein.
Abgesehen von dem Essen und den
ständigen Hunger… obwohl es dort nicht unangenehm ist, wenn ich im Sessel
sitzen und lesen oder schreiben kann. Oder basteln kann. Ja, trotzdem bin ich
immer froh, wenn ich wieder zu Hause bin, auch wenn ich hier nichts Besseres zu
tun habe. Außer kochen und essen - Damit meine schlechte Laune weggeht.
Toll, jetzt muss ich die ganze Zeit
wieder daran denken, dass ein VollzeitLeben normal ist. NORMAL! Und das auch
auf mich so ein Dasein wartet.
Ok, letztlich liegt es in meiner Hand,
ob ich das zulasse und mich durch so eine Existenz quäle….
Es wurde auch gesagt, dass ich mit den
Betreuern reden soll, bevor ich mich wieder in die Toilette einschließen, um
dort zu weinen, weil ich verzweifelt bin oder nicht klar komme mit meinem
Leben. Bzw mit den Ängsten. Ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Nach dem Weinen
geht’s mir besser und die Ängste gehen durch Gespräche auch nicht weg.
Nach dem Gespräch habe ich mir zwei
Leuten Karten gespielt. Das war ganz nett. Danach gab es Essen. Ich habe
zugeguckt und danach mein Buch gelesen. Noch macht es mir Spaß das zu
korrigieren. Ich denke immer noch, dass das Schreiben mir vielleicht die Zukunft
retten kann. Dass ich irgendwann ein Buch schreibe und das veröffentlicht wird.
Vielleicht kommt es so gut an, dass ich noch mehr schreiben soll. Dass ich
nicht als Küchenhilfe in irgendeiner Großküche ende, mit kaputten Rücken Und
aufgeweichten Fingern. Denn wie hoch ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass ich
meinen Wunschberuf bekomme und in einem Büro arbeiten kann, und das nicht in
Vollzeit?
Ich muss noch zur Post, mein Paket
abholen. Habe mir einige Sachen bestellt. Manchmal fühle ich mich wie Weihnachten,
wenn ich die Sachen auspacke und darin tolle Sachen sind. Das ist sogar viel
besser als Weihnachten. Dann an Weihnachten bekommt man oft nur Strümpfe oder
Schokolade oder Sachen, die er als Kleinigkeiten gelten und nett gemeint sind,
aber keine große Begeisterung bezüglich des modernen Materialismus wecken.
Und
nachdem ich bei der Post war, werde ich den Rest des Tages wohl vor dem
Fernseher sitzen und Frauenknast gucken. Etwas Anderes habe ich nicht zu tun.
Dave
möchte mich wiedersehen. Am WE. Er ist von unseren gemeinsamen Interessen
begeistert. Davon, dass ich gerne Raumschiffe mag und Horrorfilme gucke. Und
auch Videospiele mag.
Ich
denke an die Zukunft und daran, das dies das Richtige wäre. Der Anfang eines
normalen Lebens. Auch, wenn ich zurzeit wirklich nicht weiß, ob ich mit einem
Mann wirklich glücklich werden würde. Aber sowas wäre normal und die
Gesellschaft würde es warten. Meine Eltern würden sowas erwarten. Alles andere
stößt oft auf Ablehnung. Und ist kompliziert.
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