Tamsin
guckt jeden Morgen nach dem Aufstehen eine Frauenknast Serie. Inzwischen ist
sie bei Staffel 15. Es ist schade, wenn es bald zu Ende ist aber auch gut, weil
danach etwas neues kommt. Sie hat so viele Serien und kann sich gar nicht
entscheiden. Der neue traut sie sich nicht so oft dran, weil sie da meistens
enttäuscht wird. Es ist echt schwierig eine neue gute Serie zu finden, die so
interessant ist, dass man sie auch bis zum Ende sehen will. Wenn die erste
Folge langweilig ist, schaut sie sich den Rest erst gar nicht an. Und sie mag
es auch nicht, sich ständig nur erste Folgen von Serien anzuschauen und dann
doch wieder enttäuscht zu werden. Deswegen guckt sie lieber direkt die alten
noch mal.
Allerdings
findet sie die derzeitigen folgen ein bisschen frustrierend. Die Frauen dort
müssen im Akkord arbeiten und wenn sie zu langsam sind, wird gemeckert, dass
sie schneller arbeiten sollen. Hier ist es nur gespielt für die Serie, aber so
etwas gibt es auch in der Realität. “Es macht mich irgendwie wütend, sowas zu
sehen. Wenn Menschen gehetzt werden, dass sie schneller arbeiten müssen damit
eine bestimmte Stückzahl erreicht wird. Hauptsache die Menge stimmt am Ende,
wie es dem Menschen später geht und dass sie erschöpft und gestresst sind,
interessiert überhaupt nicht. Die Produktion ist wichtiger als das Wohlergehen
der Arbeiter. Ich verstehe nicht, wie es überhaupt Menschen geben kann, die
sowas mit sich machen lassen.“
Tamsin
würde niemals freiwillig Akkordarbeit machen. Lieber würde sie Pfandflaschen
sammeln, egal was die anderen Leute dahin über sie denken. Und sollte sie doch
mal aus irgendeinem Grund gezwungen sein, so eine Arbeitsstelle aufzusuchen,
würde sie sich nicht abhetzen, nur, weil jemand hinter ihr steht, der Angst
hat, dass das Soll nicht erfüllt wird und der Auftraggeber dann unzufrieden
ist. Tamsin würde dann ganz normal arbeiten, so gut sie kann. Und wenn das anderen
nicht schnell genug geht, dann ist das nicht ihr Problem.
Die
Pink Steuer beschäftigt sie ebenfalls zurzeit. Frauen Produkte sind teurer als
Produkte für Männer, und das nur, weil die Frauen freiwillig bereit sind, einen
höheren Preis zu zahlen. Und das obwohl Frauen in dieser Welt oftmals immer
noch weniger verdienen als Männer. Tamsin weigert sich, diese Ungerechtigkeit
zu unterstützen. Sie kauft sich keine Frauen Rasierer, nur, weil die Pink sind
und darauf steht: für Frauen. Rasierer für Männer sind oft schärfer und
langlebiger. Und günstiger?
Noch
immer ärgert Sie am meisten das Thema Friseur. Frauenhaarschnitte mögen
aufwändiger sein, trotzdem steht beispielsweise auf der Preisliste immer noch
Frauen zahlen 15 €, Männer 11 €.
Das
ist diskriminierend. Es ist nicht geregelt, dass auch Männer mit langen Haaren
viel weniger bezahlen als z.b. eine Frau mit ganz kurzen Haaren. Nein, die Frau
bezahlt trotzdem mehr.
Stattdessen
könnte dort auch geschlechtsneutral stehen, Spitzen schneiden 11 €,
Stufenschnitt 15 €.
Tamsin
wirst dich lieber die Haare von ihrer Mutter schneiden, um so etwas nicht zu
unterstützen.
Tamsin
fährt etwas später los, weil sie der anderen Frau Mel nicht auf dem weg
begegnen will. Allerdings geht die nicht immer zur selben Zeit los, sodass die
heute noch nach Tamsin eintraf. Sie ist ihr zwar nicht begegnet, dennoch nervt
es Tamsin. Sie will auch nicht ganz früh losfahren und dann so lange in der Ts
rumsitzen. Tamsin findet die einfach unsympathisch. Wenn es etwas zu meckern
gibt, nimmt die kein Blatt vor den Mund. Jeden Tag trinkt sie eine große
Flasche Brause/Cola ohne Zucker… und denkt wahrscheinlich wir die meisten, das
wäre gesund. Dabei ist der Alternative Süßstoff noch gefährlicher als Zucker.
Was
solls. Tamsin will sich nicht mit dieser Person beschäftigen und lieber lesen.
Obwohl, viel Lust hat sie nicht.
Das
doofe am nahenden Frühling: in der TS findet wieder die Garten Gruppe statt.
Daraus hat sie keine Lust. Findet Garten Arbeit anstrengend. Hat keine
Motivation, in Jacke bei noch kühlen Temperaturen draußen zu arbeiten. Der See
war wieder zugefroren, so kalt ist es.
Am
meisten Angst hat sie davor, sich zwischen 2 oder mehr Dingen entscheiden zu
müssen, die sie beide nicht mag. Und keine andere Wahl zu haben...
Heute
kann sie ihr Ufo weiter basteln. Gut.
Die
anderen freuen sich auf den Garten. Mögen die Aufgaben. Tamsin ist froh und
hofft, dass die anderen das schwerste erledigen, sodass sie das nicht machen
muss. Sowas wie Garten Möbel
rausschleppen oder Unkraut zupfen, Laub zusammen zu fegen und wegzubekommen…
Vielleicht
würde Tamsin das guttun… ein bisschen Bewegung. Sonne. Frische Luft.
Aus
dem Fenster sieht sie die paar Leute Draussen, die das freiwillig machen.
Sie
unterhalten sich.
Inzwischen
wissen wohl alle hier: Tamsin spricht nicht.
Sie
traut sich nicht.
Und
wird daher nicht mehr beachtet. Keiner versucht ein Gespräch mit ihr zu führen,
weil sie glauben oder wissen, dass Tamsin eh nichts sagt. Auch wenn das gar
nicht so ist.
Langsam
akzeptiert sie es. Alles ist wie immer.
Im
Ergo Raum nähen 2 Leute. Ein bisschen. Sie unterhalten sich. Irgendwann geht
die eine. Ist fertig mit nähen. Daraufhin fängt die andere auch an aufzuräumen.
Geht wo anders hin, zu den Leuten, mit denen sie sich unterhalten kann.
Tamsin
bleibt alleine zurück.
Ja,
inzwischen versuchen die es erst gar nicht mehr.
Tamsin
ist traurig. Dabei gibt sie sich doch Mühe, sofern jemand sie anspricht. Aber
irgendwie gelingt es ihr nicht, normal und sympathisch zu sein.
Im
Frühling werden wohl alle viel im Garten sitzen. Auf der Schaukel. Oder den
Bänken. „Und dann rauchen die und jagen mich damit von einem Ort zum anderen.“,
vermutet Tamsin mürrisch. Sofern rauchen da erlaubt ist. „Ich hasse es, wenn es
nur wenig Schatten Plätze zum sitzen gibt, ich aber in der Sonne bleiben muss,
wenn dort ständig alle rauchen…“
Während
sie alleine dasitzt und vor sich hin grübelt, kommt Mel rein. Holt etwas.
Tamsin hat Angst, dass die etwas sagt, wenn Tamsin nur so dasitzt und nichts
tut. Mh. Sie weiß nicht, was die anderen grade machen. Hört die reden.
11.30
Uhr
Tamsin
bekommt Hunger. Hat sich in der TS nicht zum essen eingetragen, weil es zu den
Nudeln mit Gemüse noch Wurst gibt. Sie wusste nicht, ob die grob oder fein sein
wird. Die grobe mag sie nicht. Niemand weiß, ob es Soße dazu gibt. Ohne Soße
schmeckt das so trocken…. Mh.
Also
isst sie heute zu Hause. Lasagne? Hmmm!
😞😞😞😞
„Als
ich heute um 17:30 durch das Haus ging, um in dem WG Buch im OG zu lesen und
mein Blick auf die Uhr dort fiel, habe ich mich innerlich genauso gefühlt, wie JOBB
2007 .
Ja,
hier wohne ich, ertrage keine Schmerzen und alles ist gut. Aber dieses spezielle
Gefühl in diesem kurzen Augenblick war dasselbe wie damals, als ich beim Putzen
alleine mit dem Besen durch die Einrichtung marschiert bin.
Dieses
unwirkliche Gefühl...
Es
ist Abend. Der Tag ist vorüber. Ich bin noch in der Einrichtung; ein fremder
Ort, in dem ich mein Leben verbringe, meine Zeit – und doch ist es nicht mein
Zuhause. Alle Aufgaben erledigt. Bin alleine auf dem Flur. Kann trödeln. Muss
nicht hetzen. Könnte mich auf eine Bank setzen, um meine brennenden Füße zu entlasten,
traue mich aber nicht, weil die Anleiterin dann ausrastet, wenn die mich
sitzen sehen würde. Seit 8:00 bin ich auf den Beinen. Putzen, Wischen, Räumen… Den
ganzen Tag. Jeden Tag das gleiche. Aua, mein Rücken. Kann nicht mehr gerade gehen. Hm. Nun
ist es 17:30. Gleich ist Feierabend. Es ist irgendwie angenehm. Erleichternd. Gleich bin ich zuhause. 2-3Stunden habe ich dann noch für mich. Kann tun, was ich will, doch ich bin zu müde. Endlich essen. Ausruhen. Schlafen.
Irgendwie
macht mich dieses Gefühl, mit dem diese Erinnerungen wiederhochkommen, nervös und ich versuche, es zu vergessen.
Das
ist schwierig.
Plötzlich
kommen Tränen. Vollkommen Grundlos…“
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